

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit Julia Jäkels Abgang
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit Gedanken über das Leben in Zeiten von Corona, einer Expansion über Firmengrenzen hinweg und Kopfschütteln über Volkswagen.
Spac - der Begriff ist aus der Finanzberichterstattung seit Monaten nicht mehr wegzudenken. Spac steht für Special Purpose Acquisition Company, also für Firmenmäntel, die leer an die Börse gebracht werden und erst danach ein operativ tätiges Unternehmen erwerben. Andersherum gesagt: Für die Übernahmeobjekte bieten Spacs eine bequeme Alternative zum herkömmlichen Börsengang.
Das Geschäft mit Spacs boomte bis vor Kurzem, allein im ersten Quartal kamen mehr solche Blankofirmen in den weltweiten Aktienhandel als im gesamten Vorjahr. Doch nun steckt plötzlich Sand im Getriebe dieser trendigen Investmentmaschinerie. In den vergangenen Wochen sind die Aktienkurse im Spac-Segment eingebrochen. Offenbar wurde Investoren plötzlich unheimlich: Kann es wirklich so viele attraktive Unternehmen für Börsengänge via Spac geben, dass die Milliardeninvestments der vergangenen Monate gerechtfertigt wären?
Wir haben uns das Geschehen am Spac-Markt genauer angeschaut - lesen Sie hier das Resultat: Die dunkle Seite des Spac-Booms.
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Braucht Raum zum Nachdenken: Gruner + Jahr-Chefin Julia Jäkel tritt ab
Foto: Markus Scholz / dpaDie Corona-Pandemie hat Julia Jäkel offenbar nachdenklich gemacht. "Das vergangene Jahr hat auch bei mir Gedanken darüber ausgelöst, was das Leben noch mit einem anstellen kann", sagte die langjährige Chefin des Verlagshauses Gruner + Jahr einer Mitteilung zufolge. Und sie traf daraufhin eine Entscheidung: Jäkel, die zu den prominentesten Köpfen im deutschen Medienmanagement gehört, verlässt Gruner + Jahr und auch die Muttergesellschaft Bertelsmann. Sie wolle den angesprochenen Gedanken mehr Raum geben, hieß es in der Mitteilung weiter.
Der Lieferdienst Deliveroo erlebte beim heutigen Börsengang in London ein veritables Debakel. Große Investoren verweigerten den Kauf der Aktien, weil Gründer William Shu keine Kontrolle abgeben will. Proteste wegen der Arbeitsbedingungen der Kuriere hoben die Stimmung auf dem Parkett ebenfalls nicht. Folge: 30 Prozent Kursverlust.
Noch mehr Billionen für die US-Wirtschaft: Nach dem bereits beschlossenen 1,9-Billionen-Dollar-Corona-Konjunkturprogramm legt US-Präsident Joe Biden nach und kündigt Investitionen von weiteren 2,3 Billionen Dollar in die Infrastruktur der Vereinigten Staaten an. Von Straßen und Schienen über Ökostrom und Breitbandkabel bis hin zu 500.000 Ladestationen für Elektroautos - hier der Überblick über die Pläne.
Was heute sonst noch wichtig war:
Seit rund 120 Jahren stellt Miele Waschmaschinen, Geschirrspüler und andere Haushaltsprodukte her – doch das Geschäftsfeld reicht den Machern offenbar nicht mehr. Parallel dazu baut der Konzern inzwischen ein Firmenkonglomerat auf, wozu eigens die New Growth Factory gegründet wurde (die kürzlich mit der Übernahme der Grillmarke Otto Wilde für Aufmerksamkeit sorgte). Was ist die Strategie dahinter? Und welche Ziele werden verfolgt? Darüber sprach meine Kollegin Mirjam Hecking mit dem Chef von New Growth-Factory, Gernot Trettenbrein.
Bei Beiersdorf drängt Hauptaktionär Wolfgang Herz zu mehr Dynamik. Zwar besitzt Vorstandschef Stefan De Loecker im Nivea- und Tesa-Konzern weiter das Vertrauen – aber er muss nachlegen, wie Kollege Thomas Werres berichtet.
Die Entwicklung und der Verkauf von Impfstoffen gegen Covid-19 - müsste das nicht in Zeiten wie diesen eine Geldmaschine sein? Nicht unbedingt, wie eine Recherche zeigt: Der deutsche Impfstoffpionier Biontech etwa nannte zuletzt zwar erstmals eine Umsatzprognose, möchte aber - anders als Partner Pfizer - offenbar lieber nicht von Milliardengewinnen reden. Andere Anbieter von Covid-Vakzinen fahren sogar ganz auf der Non-Profit-Schiene. Wer wie viel mit den Impfstoffen verdienen dürfte, finden Sie hier in unserem Überblick.
In eigener Sache:
Hier haben wir noch etwas Neues für Sie: Unsere Audio-Magazine bieten Ihnen künftig jeweils mehrere zusammenpassende Audio-Storys hintereinander zum Durchhören. Zum Start haben wir drei Audio-Artikel aus dem aktuellen manager magazin für Sie zusammengebunden: Was treibt den mächtigsten Kapitalisten der Welt an, wie wollen zwei Brüder aus Irland das Internet revolutionieren, und warum zittert die Autowelt vor Apples Angriffsplan? Und hier stellen wir Ihnen zudem noch die drei derzeit wohl wichtigsten Akteure der weltweiten Autoindustrie vor - und deren Pläne: VW-Chef Herbert Diess, Tesla-Anführer Elon Musk und Apple-Boss Tim Cook. Wir wünschen viel Freude beim Hören!
Meine Empfehlung für den Abend:

Schon wieder ein PR-Unfall: Volkswagen bleibt auch am 1. April Volkswagen
Foto:Friso Gentsch/ dpa
Falls Sie ein Spaßvogel sind und am morgigen 1. April womöglich den einen oder anderen Scherz planen - lesen Sie unbedingt zuerst dieses Stück über Volkswagen. Denn von den Wolfsburgern können Sie lernen, wie man es nicht macht: Volkswagen veröffentlichte in den USA schon zu Beginn der Woche - angeblich versehentlich zu früh - eine Mitteilung, wonach das Unternehmen künftig "Voltswagen" heißen solle. Verstehen Sie? Volt? Einheit für elektrische Spannung? Passend zum Wandel des Konzerns in Richtung E-Mobilität? Eigentlich kaum vorstellbar, dass irgendjemand diesen Unsinn tatsächlich ernst genommen hat. War aber wohl so - und jetzt muss sich Volkswagen für die Falschmeldung rechtfertigen, den obligatorischen Shitstorm in sozialen Medien inklusive. Weitere Details gefällig? Hier noch mal der Link zu unserem Bericht.
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm