

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit Heimarbeit und einer Impfstoff-Heldin
Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit viel Arbeit daheim, viel Arbeit im Labor und keiner Arbeit mehr für einen Behördenchef.
Seit dem vergangenen Wochenende ist endgültig klar: Die Ausnahmesituation, die uns diese Pandemie aufzwingt, wird noch eine ziemlich lange Zeit bleiben. Der Lockdown setzt nicht nur Unternehmen und ganze Branchen unter Druck. Er bedeutet vielmehr neue Einschränkungen für jeden Einzelnen - privat und bei der Arbeit.
Das heißt auch: Die Arbeit im Homeoffice wird sich für zahlreiche Menschen noch länger hinziehen. Wie lange das sein kann, deutet etwa der Weltkonzern Google an. Just am Tag nach dem Lockdown-Beschluss aus Berlin wird bekannt, dass der Internetriese die Heimarbeit seiner Mitarbeiter erneut um mehrere Monate bis zum September kommenden Jahres verlängert hat. Und auch danach, so Konzernchef Sundar Pichai (48), wird es ein Zurück zur alten Bürowelt kaum geben. Geplant ist vielmehr ein "hybrides Arbeitsmodell", bei dem die Googelaner ihre Zeit zwischen dem Homeoffice und der Firma aufteilen sollen.
Die Arbeitswelt wird sich über die Corona-Zeit hinaus verändern. Ein Extrembeispiel liefern schon heute sogenannte digitale Nomaden - wie zum Beispiel Josefine Loewe. Sie fand einen Arbeitgeber, für den sie von überall auf der Welt arbeiten darf, und das zum Wohle beider Seiten. Wie Loewes Alltag aussieht, mit Kündigungsschutz und bezahltem Urlaub zwischen Teneriffa, Portugal und Bali, lesen Sie hier: "Ich reise um die Welt, ohne mir dafür freinehmen zu müssen"

Hybrides Arbeitsmodell im Großkonzern: Google-Chef Sundar Pichai wagt ein Experiment
Foto: Mandel Ngan/ APWeitere Wirtschaftsnews des Tages:
Dieser Rauswurf kam mit Ansage: Vergangene Woche musste Ralf Bose, Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas, im Untersuchungsausschuss des Bundestages in Berlin eingestehen, mit Aktien der Skandalfirma Wirecard gehandelt zu haben, als seine Behörde bereits in dem Fall ermittelte. Die Empörung war groß, selbst Wirtschaftsminister Peter Altmaier (62) ging auf Distanz. Bose dürfte also nicht allzu überrascht gewesen sein, als heute seine Beurlaubung öffentlich wurde.
Von den Plänen bei Adidas, die kriselnde Konzerntochter Reebok nach Möglichkeit verkaufen zu wollen, erfuhren Sie schon vor Wochen zuerst bei uns. Jetzt gibt es dazu die Bestätigung aus dem Unternehmen: Bis März soll eine Entscheidung fallen.
Gute Nachrichten von der zweiten großen deutschen Impfstoffhoffnung neben Biontech: Das Tübinger Biotechunternehmen Curevac hat mit seinem Präparat die klinische Phase-III-Studie begonnen. Von einer Zulassung des Impfstoffs ist Curevac damit aber weiterhin Monate entfernt.
Das Beste aus dem "Economist":
Im Rahmen unserer Kooperation wollen wir Ihnen auch in dieser Woche wieder die Highlights aus dem aktuellen "Economist" präsentieren. In ihrer Titelgeschichte beschäftigen sich die Kollegen diesmal mit der Corona-Krise und insbesondere den volkswirtschaftlichen Folgen der umfangreichen staatlichen Rettungsmaßnahmen, die dabei ergriffen werden. Alles in allem stellt sich letztlich eine zentrale Frage: Komm nach der Pandemie die große Inflation?
Starker staatlicher Einfluss auf die Unternehmenswelt hat in Frankreich Tradition - mit oder ohne Krise. Doch, auch das können Sie im aktuellen "Economist" nachlesen, die Elite der zahlreichen erfolgreichen Unternehmen, die Frankreich in jüngerer Vergangenheit hervorgebracht hat, kommt ohne Hilfe der Politik daher. Hierzulande gab es früher die Deutschland AG - in unserem Nachbarland ist es nun: Die neue France SA
Was heute sonst noch wichtig war:
Neues von der Energiewende: Die Große Koalition hat sich auf eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes geeinigt. Damit alte Ökostromanlagen nicht zum Jahreswechsel vom Netz gehen, soll es jetzt schnell gehen, neue Ausbauziele sollen erst später folgen. Die Fortschritte beim Ausbau der Energiegewinnung aus sauberen Quellen zeigen zudem Zahlen aus der Branche, wonach Ökostrom 2020 bereits fast die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs abgedeckt hat.
Meine Empfehlungen für den Abend:

Mastermind von Biontech: Özlem Türeci entwickelte federführend den Corona-Impfstoff
Foto: Marzena Skubatz / Marzena Skubatz/laifGroßbritannien setzt den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer bereits ein, die USA sowie Singapur jetzt auch. Immer mehr Staaten gehen im Kampf gegen das Virus sozusagen zum Gegenangriff über - in der Europäischen Union und damit auch in Deutschland jedoch lässt die Zulassung des Wirkstoffes, der immerhin hierzulande entwickelt wurde, noch auf sich warten. Woran liegt das eigentlich? Und wie steht es genau um die Vorbereitung des gigantischen Impfprojektes, das in Deutschland dann in einigen Wochen anlaufen soll? Wir können Ihnen dazu heute den Report der Kollegen des SPIEGEL anbieten, an dessen Erstellung nicht weniger als 14 Autoren beteiligt waren: Das Mammutprojekt - wie der Corona-Impfstoff verteilt werden soll
Beim Thema Corona-Impfstoff zudem ein Must-Read: Das Porträt von Özlem Türeci, der Frau, die bei Biontech maßgeblich für die Entwicklung des Impfstoffs BNT162b2 verantwortlich ist, gezeichnet von meiner Kollegin Eva Müller. Die Geschichte des medizinischen Masterminds von Biontech - hier können Sie sie lesen.
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm