
Der Montag im Überblick Ein Investor kommt, ein anderer geht
Liebe Leserin, lieber Leser,
erst monatelange Lockdowns und Ladenschließungen während der Corona-Zeit, dann Inflation nebst Konsumzurückhaltung der Kundschaft und nebenher noch die Dauerkonkurrenz im Internet – kaum eine Branche hat in diesen Zeiten so zu kämpfen wie der Einzelhandel. Die jüngsten Nachrichten dokumentieren das eindrücklich: Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof musste vor einigen Wochen zum zweiten Mal binnen zwei Jahren Insolvenz anmelden und versucht nun per Sanierung einmal mehr zurück auf die Beine zu kommen.
Vergangene Woche erwischte es mit Peek & Cloppenburg einen weiteren namhaften Akteur. Die Modekette ist ebenfalls insolvent und will sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens sanieren. Rund 30 Prozent der Mitarbeiter in der Zentrale müssen womöglich gehen.
Sie merken es: Das Zauberwort in solchen Fällen lautet stets "Sanierung". Schließlich bedeutet eine Insolvenz längst nicht immer das Aus für ein Unternehmen. Das zeigt sich – zumindest vorerst – bei einem dritten Einzelhändler, den vielerorts ebenfalls jeder kennt: Auch den Hamburger Schuhverkäufer Görtz trieben die Widrigkeiten im September 2022 in ein Schutzschirmverfahren. Inzwischen ist Görtz um die Hälfte der einst 160 Filialen kleiner und beschäftigt nur noch rund 1300 Mitarbeiter, rund 500 weniger als vor der Insolvenz. Zudem, und das ist eine gute Nachricht, wurde ein Investor gefunden: Wie mein Kollege Martin Mehringer erfahren hat, steigt das Ehepaar Leonie und Burkhard von Wangenheim aus München bei der Firma für Fußbekleidung ein .
Das Ehepaar sehe "eine besondere Perspektive für attraktive Innenstadtkonzepte mit einer intelligenten Verzahnung", lässt Burkhard von Wangenheim auf eine Anfrage hin wissen. Das Görtz-Management und die Mitarbeiter hätten auf diesem Gebiet bereits erhebliche Fortschritte gemacht. Die von Wangenheims glauben offensichtlich an die Zukunft des traditionellen Schuhhandels, wenn er richtig gemacht wird.
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Neuer Job bei Volkswagen: Yvonne Bettkober kommt von Amazons Cloud-Firma zum Autobauer
Foto: Tomek GolaIm vergangenen Jahr verlor Volkswagen Katharina Peterwerth als Leiterin der Organisationsentwicklung und Transformation, nachdem sie in einem Streit über einen möglichen Personalabbau zwischen die Fronten geraten war. Nun wurde eine Ersatzfrau gefunden: Yvonne Bettkober, bisher General Manager Schweiz und Österreich beim Cloud-Giganten Amazon Web Services (AWS), soll die weltweite Organisationsentwicklung und Transformation der Volkswagen AG übernehmen.
Läuft nicht wirklich bei der Credit Suisse zurzeit: Die Dauerkrise der Schweizer Bank gipfelte kürzlich in desaströsen Geschäftszahlen und einem zweistelligen Kursverlust an der Börse. Da passt die heutige Nachricht genau ins Bild: Großaktionär Harris Associates hat die Nase voll von der Credit Suisse und steigt komplett aus. Dabei fand Harris-Vize-Chef David Herro ziemlich deutliche Worte zur Begründung der Entscheidung.
Was heute sonst noch wichtig war:
Für die einen ist er nerviger Unsinn, für die anderen ein regelrechtes Lebenselixier: Die Rede ist von Klatsch und Tratsch am Arbeitsplatz. Insbesondere wenn es um die eigene Person geht, wissen viele nicht recht, wie sie mit dem Gerede umgehen sollen. Da hilft womöglich dieser Artikel der Kollegen vom Harvard Business manager: Wie Sie Konflikte bewältigen und was Sie tun sollten, wenn Sie herausfinden, dass Kollegen hinter Ihrem Rücken über Sie lästern.
Strom aus Biomasse war hierzulande lange kein Erfolgsmodell. Aber der Mittelständler Envitec Biogas schaffte den Aufstieg zum Marktführer dennoch. Wie das gelingen konnte, erklärt Ihnen Kollege Claus Gorgs, der das Unternehmen unter die Lupe genommen hat . Das Rezept: Envitec Biogas verließ sich nicht allein auf die deutsche Energiewende.
Meine Empfehlung für den Abend:

Big Bing: Microsoft-CEO Satya Nadella erklärte Anfang Februar, wie er mit Microsofts neuer KI-Suche Google stürzen will
Foto:Chona Kasinger / Bloomberg / Getty Images
Auch Chatbots sind offenbar nur Menschen. Den Eindruck kann man jedenfalls bekommen, wenn man der neuen Suchmaschine von Microsoft Fragen zu sensiblen Themen im Zusammenhang mit China stellt. Microsoft-Chef Satya Nadella hatte die Künstliche Intelligenz, die auf der Technik von ChatGPT-Macher Open AI basiert, vor einigen Wochen vollmundig vorgestellt und dem Platzhirsch Google damit den Kampf angesagt. Kollege Jonas Rest kam allerdings zu ernüchternden und zum Teil kuriosen Ergebnissen, als er "das neue Bing" einem Test unterzog: Der KI-Chatbot blockt selbst in Deutschland Suchanfragen zu Vorwürfen gegen den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping teilweise ebenso ab wie Fragen zum Vorgehen der chinesischen Regierung gegen die Uiguren. Und das Skurrile: Die Software liefert dabei mitunter zunächst Antworten, die sie dann schnell wieder löscht. Es wirkt, als habe sich der Bot verplappert, schreibt Kollege Rest in seinem Testbericht .
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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