
Der Freitag im Überblick Sinnsuche und Generationenfragen
Liebe Leserin, lieber Leser,
12,9 Millionen Beschäftigte scheiden bis 2036 aus dem Arbeitsmarkt aus, aber für sie rücken nur 8,4 Millionen Menschen nach. Unternehmen müssen sich also daran gewöhnen, dass sie sich bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bewerben – nicht umgekehrt.
Doch das ist noch nicht alles. Jene, die da nachrücken, sind oft auch noch anders als jene, die schon da sind: Es ist die berüchtigte Generation Z. Die Jungen gelten als gut ausgebildet, digital versiert und sinnstrebend – aber auch als anspruchsvoll. Sie sind, so das Klischee, mehr auf Life als auf Work fokussiert und unwillig, sich in hierarchische Prozesse einzufügen. Und damit tun sich viele Unternehmen erstaunlich schwer.
Meine Kolleginnen Sonja Banze und Hannah Steinharter haben sich den komplizierten Beziehungsstatus zwischen den Generationen genauer angeschaut. Dazu haben sie Menschen besucht, die ein Geschäftsmodell daraus gemacht haben, die Jungen zu erklären. Die GenZ-Versteher haben mancherorts inzwischen Prophetenstatus erlangt wie weiland in den 90er-Jahren "Zukunftsforscher"oder zuletzt die Digitalisierungsevangelisten.
Und was haben sie zu erklären? Nun ja, viele Klischees über die GenZ stimmen nicht – und wenig überraschend sind auch in der jungen Generation nicht alle gleich. Aber lesen Sie hier: Das Geschäftsmodell Generationenerklärer.

Imagefilmer: Der Tiktoker Tobias Jost positioniert Arbeitgeber in den sozialen Medien
Foto: Mars GmbH / obsDie Wirtschaftsnews des Tages:
Inflation bleibt hoch: Stark steigende Lebensmittelpreise haben im Februar einen Rückgang der Inflation in Deutschland verhindert. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich wie schon im Januar um durchschnittlich 8,7 Prozent zum Vorjahresmonat. Wie die starke Weltwirtschaft den Kampf gegen die Inflation erschwert, damit haben sich übrigens unsere Kollegen vom britischen Economist beschäftigt.
Krise der Silicon Valley Bank belastet Bankaktien: Die Probleme der amerikanischen Silicon Valley Bank haben an der Börse zu einem Ausverkauf europäischer Bankenwerte geführt. Die Aktien der auf die Finanzierung von Tech-Start-ups spezialisierten Bank hatten am Donnerstag an der Wall Street einen Rekord-Tagesverlust erzielt. Der europäische Bankenindex fiel in der Folge am Freitag um fast fünf Prozent. Im Dax verlor die Deutsche Bank fast zehn Prozent.
Die Personalie des Tages:

Ab April auch Bankenaufseherin: Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch
Foto: Maurizio Gambarini/ dpaClaudia Buch übernimmt die Bankenaufsicht: Der bisher für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling gibt seinen Posten Ende 2023 vorzeitig auf. Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch übernimmt daher den Zentralbereich Banken und Finanzaufsicht schon zum 1. April. Die Bundesbank schneidet die Ressortverteilung in ihrem sechsköpfigen Führungsgremium neu zu, seit dem Abgang von Johannes Beermann im Dezember ist bereits ein Posten vakant.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Auf der Jagd nach Sinn: Apropos GenZ – ein Klischee, das ich selbst aus Bewerbungsgesprächen mit Mitgliedern der Generation Z kenne, ist die Frage nach dem Purpose. Ich muss gestehen, für mich war die Sinnhaftigkeit von Journalismus immer so selbstevident, dass ich wenig darüber nachgedacht hatte, wie man das prägnant auf den Punkt bringt, ohne staatstragende Vorträge zu halten. (Das kommt bei der GenZ übrigens auch nicht gut an.) Wenn Sie in Ihrem Unternehmen gerade auf der Suche nach dem Sinn sind: Der Harvard Business manager hat eine kleine Anleitung geschrieben, wie Sie in fünf Schritten ein glaubwürdiges "Warum" für Ihr Unternehmen definieren.
Wie lange dauert das Wunder am Arbeitsmarkt noch an? Es sieht so aus, als blieben die Arbeitsmärkte in den Industriestaaten trotz Konjunkturschwäche erstaunlich stabil. Unsere Kollegen vom britischen Economist haben analysiert, warum das für die Gesamtwirtschaft eine schlechte Nachricht sein könnte.
Meine Empfehlung für den Abend:

Görtz-Filiale in Hamburg: Das Ehepaar von Wangenheim will das Unternehmen wieder zum Erfolg führen
Foto: Maja Hitij / dpaWas die Görtz-Investoren antreibt: Peek & Cloppenburg, Galeria, Görtz – in den vergangenen Monaten gerieten mehrere Einzelhandelsketten, die man aus fast jeder Fußgängerzone kennt, in Schwierigkeiten. Spätestens seit Corona erschließt sich vielen Kundinnen und Kunden nicht mehr, warum sie sich den Stress eines Ladenbesuchs antun sollen, wenn online alles mit wenigen Klicks verfügbar ist. Gibt es Hoffnung für die Innenstädte? Leonie von Wangenheim glaubt fest daran. Die Münchnerin hat gemeinsam mit ihrem Mann Burkhard von Wangenheim die insolvente Schuhkette Görtz gekauft. Über ihre Pläne wollte die Unternehmerin zunächst nicht sprechen, dann entschied sie sich doch, mit meinem Kollegen Christoph Rottwilm ein Interview per Mail zu führen. Sie erzählt, wo sie Chancen für Einzelhändler sieht – und gibt sich optimistisch: "Das Scheitern beschäftigt mich nicht. Ich habe mir gesagt, jetzt oder nie. Ich glaube, wir Deutschen sind oft zu sehr von der Angst zu scheitern getrieben."
Welch schöne letzte Sätze zum Wochenende – genießen Sie die Tage!
Ihr Oliver Hollenstein
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