
Der Montag im Überblick Windmüller in Not und Piloteneintracht aus dem Lot
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Proteste in Lützerath rücken den Klimawandel und die Notwendigkeit zur Umstellung auf neue Energien in diesen Tagen wieder dramatisch ins Bewusstsein. Doch nur wenigen ist bewusst, wie sehr es bei der Energiewende mitunter noch hakt, weil Regulierung und Rahmenbedingungen nicht stimmen.
Kollegin Kirsten Bialdiga hat zu dem Thema bei Betreibern kleiner Windparks mit wenigen Anlagen recherchiert. Die Windkraft war eine der ersten grünen Energiequellen, die in Deutschland im großen Stil erschlossen wurde, auch mithilfe umfangreicher staatlicher Unterstützung. Doch inzwischen machen die gesetzlichen Vorgaben den vielen kleinen Windmüllern in Deutschland das Leben sehr schwer. Konkret geht es um eine Vorgabe, der zufolge die Betreiber solcher Anlagen bis zu einer bestimmten Größe ihren Strom nicht selbst ins Netz einspeisen dürfen. Sie benötigen vielmehr einen Direktvermarkter – und der ist schwer zu bekommen, weil sich für solche Unternehmen wiederum das kleinteilige Geschäft nicht immer lohnt.
Betroffen sind Menschen, die zum Teil lediglich ein oder zwei Windräder aufgestellt haben, um ihren Beitrag zur Energiewende zu leisten. Ein unbedeutender Teil des Marktes könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Mehr als jedes fünfte der 28.400 Onshore-Windräder bundesweit ist von den Problemen betroffen. Für Wirtschaftsminister Robert Habeck werden viele kleine Nöte damit zu einer großen – seine Umwelt- und Klimaziele geraten zusätzlich in Gefahr, wie Sie hier in Kirsten Bialdigas Geschichte nachlesen können .
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Auf Distanz: Ford-Manager Martin Sander sucht neue Partner neben Volkswagen
Foto: Armin Weigel / dpaDer US-Autobauer Ford distanziert sich zunehmend von Volkswagen. Vor Kurzem beendeten beide Konzerne bereits das gemeinsame Roboterauto-Projekt Argo AI. Jetzt folgt der nächste Schritt: Ford will bei künftigen Generationen von Elektrofahrzeugen neben den Konzepten der Wolfsburger auch andere Technologien einsetzen. Es sei noch keine endgültige Entscheidung über die weitere Zusammenarbeit mit Volkswagen getroffen worden, sagte Fords Europa-Chef für Elektroautos, Martin Sander, in einem Interview.
Kritische Worte von Stefan Oelrich, dem Pharmachef des Bayer-Konzerns: Europa sei "innovationsunfreundlich" und mache "wirklich große Fehler", sagte der Manager der "Financial Times". Und er machte deutlich, dass es bei dieser Meinungsäußerung nicht bleibt. Der Pharma- und Agrarkonzern zieht viel mehr Konsequenzen aus dem erkannten Missstand – und verlagert den Schwerpunkt seines Pharmageschäfts in die USA und nach China.
Was heute sonst noch wichtig war:
Für die Aufsichtsräte deutscher Unternehmen gibt es eigentlich eine klare Vorgabe: Die Corporate Governance Kommission fordert, dass unter den Aufseherinnen und Aufsehern auch "Expertise" in "Nachhaltigkeitsfragen" vertreten sein muss. Eine Studie der Hamburger Personalberatung Get Ahead, die manager magazin exklusiv vorliegt, zeigt nun jedoch: Die 40 Dax-Unternehmen kommen diesem Wunsch kaum nach . Nur eine Minderheit von ihnen berücksichtigt das Thema Nachhaltigkeit ausreichend im Aufsichtsrat.
Nach der Inflation steigen seit einiger Zeit nun auch die Zinsen wieder. Das hat Auswirkungen auf das Geschäft der Lebensversicherer – und auf die Renditeaussichten der Versicherten. Können Lebensversicherte jetzt also aufatmen? Eher nicht, meint Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein im Gespräch mit meinem Kollegen Lutz Reiche . Der Fachmann warnt vor Milliardenrisiken in der Branche – und sieht Sprengstoff in neuen Regeln für die Unternehmen.
Meine Empfehlung für den Abend:

Auf Opposition zu Kollegen: Langstreckenpilot Jörg Handwerg sorgt für Ärger in der Gewerkschaft Cockpit
Foto:Boris Roessler/ picture alliance / dpa
Die Piloten der Lufthansa treten mit ihrer Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) in der öffentlichen Wahrnehmung regelmäßig sehr geschlossen auf, wenn es darum geht, höhere Gehälter durchzusetzen. Nun ist jedoch ein heftiger Streit unter den Flugzeuglenkern entstanden. Auslöser ist ein Brief von Langstreckenpilot Jörg Handwerg, der lange Jahre Sprecher der Gewerkschaft war. Handwerg geht in seinem Schreiben ordentlich auf Opposition zu seinen Kollegen. Dabei geht es – man hätte es kaum anders vermutet – auch ums Geld: Der bekannte Lufthansa-Mann kritisiert die Vergabe lukrativer Aufsichtsratsposten durch den VC-Vorstand. Doch das ist längst nicht alles, wie Kollege Claas Tatje in seiner unterhaltsamen Zoffgeschichte schreibt .
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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