Christian Schütte

Der Freitag im Überblick Im Zeichen des Zinses

Jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit weiterem Finanzstress, Tipps zum Hauskauf und einem sorgenfreien Geschäft.

"Das muss das Boot abkönnen" heißt es in einer Schlüsselszene des Filmklassikers von Wolfgang Petersen: Steil taucht das U-Boot bis an die Grenze der Werksgarantie. Und dann noch tiefer und tiefer. Das schreckliche Knarzen des überlasteten Stahls vergisst keiner, der "Das Boot" gesehen hat. In der Finanzwelt löst der Straffungskurs der Notenbanken derzeit ähnliche Panikgefühle aus. Nach der Implosion der Silicon Valley Bank (SVB), die sträflich schlecht auf höhere Zinsen vorbereitet war, stehen vor allem die US-Regionalbanken unter extremem Druck.

Die fragilste dieser Banken, First Republic in San Francisco, wird nun von den elf größten US-Häusern unterstützt, insgesamt bekommt das Kriseninstitut 30 Milliarden Dollar frische Einlagen. Dies ist nur ein Bruchteil der Summe, die die US-Notenbank Fed den Banken bereits zur Verfügung gestellt hat. Wie es ablief, als J.P. Morgan Chef Jamie Dimon (67) die Kollegen zusammenrief und in enger Absprache mit Finanzministerin Janet Yellen (76) und Notenbank-Chef Jay Powell (70) den Hut herumgehen ließ, lesen Sie hier: Die Geschichte der drei rettenden J´s.

Die EZB hat gestern die Zinsen unbeirrt weiter erhöht. Am Mittwoch entscheidet die Fed über ihren nächsten Zinsschritt. Ob und wie sie weiter strafft ist völlig offen. Wie marode das amerikanische Bankensystem wirklich ist  und was bei der Regulierung endlich besser werden muss, haben unsere Kollegen vom "Economist" aufgearbeitet. Beide Texte dürften auch für die US-Notenbanker Pflichtlektüre sein.

Das Retter-Trio: J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon, US-Finanzministerin Janet Yellen, Fed-Chef Jay Powell

Das Retter-Trio: J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon, US-Finanzministerin Janet Yellen, Fed-Chef Jay Powell

Foto: Michael Reynolds / dpa / epa / picture alliance; Jack Gruber / USA TODAY Network / IMAGO; Mariam Zuhaib / AP

Die Wirtschaftsnews des Tages:

Was uns sonst noch beschäftigt hat:

  • Microsoft hat das Projekt ChatGPT von Open AI maßgeblich unterstützt. Mit einem Mittelständler, der das eigenwillige Wunderwerkzeug bereits jetzt regelmäßig im Alltag einsetzt, hat meine Kollegin Franziska Martin gesprochen. ChatGPT sei ein "verführerisches Tool, um eine relativ qualifizierte Antwort zu erhalten", sagt Frank Froux , Gründer und Chef des Tech-Unternehmens Matelso. Allerdings: "Wenn Sie mich fragen, wie ernst wir das nehmen, für wie gut wir die Antworten halten – das steht auf einem anderen Blatt."

  • Der weltweite Zinsschock setzt auch den Immobilienmärkten schwer zu. Für zehnjährige Hypotheken beträgt der Zins schon mehr als vier Prozent, die Zahl der Transaktionen ist eingebrochen. Die Ausblicke bei den großen Immobilienkonzernen sind miserabel.

Moritz Schularick: Der Ökonom sieht in der Krise auch neue Chancen - "vielleicht sollte man langsam darüber nachdenken, Immobilien an Hauptverkehrsadern zu kaufen"

Moritz Schularick: Der Ökonom sieht in der Krise auch neue Chancen - "vielleicht sollte man langsam darüber nachdenken, Immobilien an Hauptverkehrsadern zu kaufen"

Foto: Stefan Finger/laif

Was folgt daraus für die privaten Hauskäufer? Wann dreht der Markt und welche Nischen lohnen sich noch? Was sollte die Politik gegen die Wohnungsnot tun? Das habe ich Moritz Schularick (48) gefragt, der so etwas wie der Ökonom der Stunde ist: Er ist Wirtschaftshistoriker, Experte für internationale Finanzkrisen und für die großen Trends der Globalisierung. Er braucht selbst bald übrigens auch eine neue Bleibe: Von der Uni Bonn wechselt Schularick im Juni als neuer Präsident an das Kieler Institut für Weltwirtschaft.

Das Neueste aus dem Harvard Business manager:

  • Zwischen zwei Gefühlen bei der Karriereplanung? Emotionen gelten da meist als störend und irrelevant. Wie Sie einen inneren Zwiespalt dennoch produktiv nutzen können, das erklären zum Wochenende unsere Gastautoren im Harvard Business manager.

Meine Empfehlung für den Abend:

Foto: Alexander Hagmann für manager magazin
  • Unbeeindruckt von aller Finanzpanik blieb in dieser Woche der Dax-Konzern Eon. Das Geschäftsmodell des Stromnetzbetreibers ist völlig stabil, die Wachstumsaussichten sind wegen der Energiewende großartig. Eon-Chef Leonhard Birnbaum (56) kündigte auf der Bilanz-PK noch höhere Investitionen an. Die Aktie ist einer der wenigen Wochengewinner im Dax. Was hinter der Sorgenlosigkeit steckt und warum Birnbaum trotzdem manchmal recht undiplomatische Regierungskritik übt, erklären Sven Clausen und Kirsten Bialdiga im mm-Podcast "Das Thema". Wenn Sie mehr über Birnbaum und seine Sicht auf die Energiepolitik erfahren wollen, dann lohnt im Anschluss vielleicht auch noch einmal ein Blick auf das große Interview, das mm kürzlich mit ihm geführt hat.

    Ich wünsche Ihnen ein anregendes Wochenende, Ihr Christian Schütte

Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .

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