
manage:mobility Blumes Big Bang und Musks magerer Masterplan
Liebe Leserin, lieber Leser,
Volker Wissing (52) will nicht als der Verkehrsminister in die Annalen eingehen, der einem deutschen Industriekulturgut, dem Verbrennungsmotor, den Garaus gemacht hat. Die EU hat sich auf ein Aus für Neuwagen mit Verbrenner ab 2035 verständigt, die finale Entscheidung kommende Woche galt als Formsache. Jetzt aber droht Wissing: E-Fuels oder Einspruch!
Über Sinn oder Unsinn der klimaneutralen Kraftstoffe wird seit Jahren gestritten. Klar ist: Auf absehbare Zeit wird es so wenig davon geben, dass eine Tankfüllung E-Fuels fast unbezahlbar bleibt.
Der vermeintliche Wundersprit wäre in Flugzeugen, Schiffen und – falls noch etwas übrig bleibt – Bestandsautos besser aufgehoben als in Neuwagen. Nicht umsonst stellen fast alle Automobilhersteller ihre Produktion auf Elektroautos um.
Was uns diese Woche besonders beschäftigt hat:
Warum Oliver Blume ein Batteriezellenwerk in Nordamerika plant
Wie Elon Musk mit seinem dritten Tesla-Masterplan enttäuschte
Wieso die Preise für Fahrräder sinken
Topthema: Warum Volkswagen-Boss Oliver Blume gleich zwei neue Werke in Nordamerika plant

Big Bang Blume: Der Volkswagenchef spielt weiter auf Angriff
Foto: LISI NIESNER / REUTERSHätte Oliver Blume (54) dieselben Kommunikationsberater wie Bundeskanzler Olaf Scholz (64), stünde im Drehbuch für die Vermarktung seiner Nordamerika-Strategie womöglich ein "Doppelwumms". Volkswagens Chef will den Aufsichtsrat am Freitag vom Bau eines Elektroautowerks überzeugen – trotz Bedenken im eigenen Vorstand. Doch nicht nur das: Auch für eine Batteriefabrik wirbt Blume. Mein Kollege Michael Freitag zeigt, wie die Pläne Blumes New Volkswagen definieren .
Köpfe: Renate Vachenauer ++ Thomas Schmall ++ Alexander Oelling

Steuert künftig Audis Einkauf: Renate Vachenauer rückt in Ingolstadt in den Vorstand vor
Foto: PRRenate Vachenauer wird zum 1. April Einkaufschefin von Audi. Mit ihr und Vertriebschefin Hildegard Wortmann (56) sitzen künftig zwei Frauen im Audi-Vorstand. Wie Wortmann und Vorstandschef Markus Duesmann (53) hat Vachenauer eine langjährige BMW-Vergangenheit. Spötter sollen Audi bereits als "BMW Nord" veralbern.
Thomas Schmall (59), Technik-Vorstand bei Volkswagen, hat sich anders als die genannten Audi-Kolleginnen und -Kollegen aus den eigenen Reihen vorgearbeitet. In den kommenden Jahren kann der "Herr der Batterien" seinen Weg fortführen – Schmall bekommt einen neuen Vertrag .
Alexander Oelling (40), war bis Ende 2022 Digitalchef bei Volocopter und reiht sich nun in die Riege einiger Spitzenkräfte ein, die das Start-up zuletzt verlassen haben . Einen neuen Job als CDO hat Oelling bereits: Statt um Flugtaxis kümmert er sich mit Isar Aerospace jetzt um Raketen.
Unternehmen: Tesla ++ Lufthansa ++ Auto1 ++ Carvana ++ Rivian ++ Volvo

Jubelposer: Tesla-Chef Elon Musk (51) erweitert seinen Masterplan, noch bevor er viele Punkte auf der bisherigen Agenda erfüllt hat
Foto:Noam Galai / Getty Images via AFP
Um die Tesla-Story weiterzuschreiben, offenbarte CEO Elon Musk (51) vergangene Nacht bereits seinen dritten "Masterplan". Im Zentrum dabei: Musks Vision für eine "nachhaltige Energiewirtschaft". Fast vier Stunden redeten knapp 20 Tesla-Manager – und sagten wenig . Wird Visionär Musk zum Realisten?
Plakatposse bei der Lufthansa. Die Airline warb in Großbritannien mit dem Slogan "Connecting the world. Protecting its future" ("Die Welt verbinden. Ihre Zukunft schützen"). Nach Ansicht der britischen Werbeaufsicht ist die Lufthansa bis dato allerdings kein Klimavorbild. Für die Fluglinie gab es deshalb einen Rüffel.
Vor nicht allzu langer Zeit mit jeder Menge Fremdkapital hochgezüchtet, müssen die Onlineautohändler jetzt liefern . Auto1 will im vierten Quartal 2023 Gewinne ausweisen, 2022 fiel mit 165,6 Millionen Euro ein neuer Rekordverlust an. Nicht gut, aber kein Vergleich zur Lage bei Carvana. Das US-Vorbild der Szene verbrannte im vergangenen Jahr 1,6 Milliarden Dollar .
Klingt übel? Elektroautobauer Rivian toppt das. Einen Jahresfehlbetrag von knapp 6,8 Milliarden Dollar im Jahr 2022 quittierte die Börse am Mittwoch zeitweise mit einem Kursrutsch von 14 Prozent.
Üble Nachrichten unterbreitete auch Volvo am Mittwoch, allerdings eher den Händlern als den Investoren. Die Marke will den Vertrieb stärker selbst übernehmen und sein deutsches Netz bis 2025 von 147 auf 79 Partner ausdünnen.
Mehr Mobilität: Sono Motors ++ Greyp Bikes/Porsche ++ BinBin ++ Audi ++ ÖPNV

Sonnenfinsternis: Der Sono Sion kommt nicht auf die Straße
Foto: Bernd Feil / MiS / IMAGODie Crowd sollte Sono Motors das Solarauto Sion retten. Was Ende 2019 noch genug Geld für die Fortsetzung des Projekts brachte, schlug diesmal fehl. Sono will nun als Solar-Zulieferer weitermachen. Doch reicht das Geld dafür? Etwa 300 gekündigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss Sono abfinden und zehntausende Vorbesteller auszahlen.
Der 911er unter den Fahrrädern soll künftig aus dem Hause Porsche kommen. Auch mithilfe des kroatischen E-Bike-Herstellers Greyp Bikes. Einst gegründet von Mate "Balkan-Elon" Rimac, hatte Porsche Ende 2021 die Mehrheit übernommen. Jetzt sichert sich der Sportwagenhersteller die übrigen Anteile .
Eine ganze Palette an Mobilität bietet BinBin. In Europa will das Unternehmen aus der Türkei bald in die Top 5 der Mikromobilitätsverleiher aufsteigen. Einen Schritt in diese Richtung – beispielsweise nach Deutschland – unternimmt BinBin jetzt mit der Übernahme von GoSharing .
Volkswagen bastelt an einem eigenen App-Store. TikTok, Spotify und Co. sollen so auf den Autobildschirmen einfacher verfügbar werden. Start ist im Juli bei Audi. Wir wünschen Freude am Stehen.
Apropos Stehen: In zahlreichen Regionen Deutschlands werden am Freitag keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren. Verdi hat zum Streik aufgerufen.
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Deepdrive der Woche: Die Drahteseldeflation

"Viel zu viel Ware im Markt": Die Preise für Fahrräder sinken
Foto: Philipp Brandstädter / dpaLange kannten die Preise für Fahrräder nur eine Richtung: nach oben. Doch nun trifft weniger Nachfrage auf stabilere Lieferketten – und der Markt kippt. Meine Kollegen Anna Driftschröer und Lutz Reiche haben sich umgehört und festgestellt: Der Branche stehen Preiskämpfe ins Haus.
Zahl der Woche: 1082
Carsharing wird in Deutschland beliebter. Zum 1. Januar zählten Anbieter laut Bundesverband Carsharing 4.472.800 Nutzerinnen und Nutzer – fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Einige davon dürften allerdings bei mehreren Diensten angemeldet sein und die Statistik verfälschen. 1082 Kommunen (+146) haben inzwischen ein Carsharing-Angebot, immerhin etwa jede zehnte. Wenn es für die Anbieter jetzt noch mit dem Geldverdienen klappt...
Geisterfahrer der Woche

Kein Entkommen aus dem Escape: Ford will säumige Kunden per Fernsteuerung zur Zahlung zwingen
Foto: ALY SONG / REUTERS"Adventurous Spirit – Lust am Abenteuer" – so heißt Fords neue Strategie. Als abenteuerlich würde wohl mancher auch die jüngsten Sparpläne des Autobauers bezeichnen – und eine neue Patentanmeldung der Marke: Ford will die Autos seiner Kundinnen und Kunden fernsteuern. Hintergrund: Wer eine Rate für das Fahrzeug nicht bezahle, könnte so am Weiterfahren gehindert werden. Ob Ford-Fahrer Lust auf solch ein Abenteuer haben?
Ihnen wünsche ich eine Woche voller positiv-abenteuerlicher Erlebnisse.
Herzlichst, Ihr Christoph Seyerlein
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