Christian Schütte

Der Mittwoch im Überblick Geldpolitik à la Voltaire

Jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit unsicheren Notenbankern, einer Zürich-Mafia und harten Fragen an den neuen VW-Chef.

Liebe Leserin, lieber Leser,

die wichtigste Wirtschaftsnachricht des Tages kommt heute erst, wenn die meisten Europäer schon im Feierabend sind: Welche Zinsentscheidung trifft die US-Notenbank? An den Finanzmärkten wird darüber seit Wochen heftigst spekuliert. Fed-Chef Jerome Powell (70) tritt am Abend unserer Zeit vor die Presse. Über die Hintergründe des historischen Fed-Beschlusses, die Reaktionen an den Börsen und erste Einschätzungen der Analysten halten wir Sie hier weiter auf dem Laufenden.

Die große Zinsfrage: Fed-Chef Jay Powell verkündet einen historischen Beschluss

Die große Zinsfrage: Fed-Chef Jay Powell verkündet einen historischen Beschluss

Foto: Andrew Harnik / AP

Die Notenbanker stecken weltweit im Dilemma: Die Inflation ist hartnäckig zu hoch; doch die Zinserhöhungen, mit denen sie dagegen ankämpfen, stressen das Finanzsystem bereits gefährlich. Um den großen Knall zu verhindern, werden wieder Regeln gebrochen, XXL-Hilfspakete hektisch geschnürt. Zuerst in den USA, am vergangenen Sonntag in Bern für die Notfusion von UBS und Crédit Suisse. Die Umrisse der neuen Superbank zeichnen sich inzwischen ab, und siehe da: Die nächste Zeitbombe wurde womöglich schon gelegt. (Wer übrigens noch einmal zurückblicken möchte: Hier finden Sie die Geschichte vom Ende der "Zürich-Mafia"  – sehr lesenswert!).

Vergleichsweise ruhig ist es bisher in der Eurozone. EZB-Chefin Christine Lagarde (67), die sich zuletzt mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte unbeirrt gab, hat heute nachgelegt. Das Inflationsziel von zwei Prozent sei "unverhandelbar". Es gebe auch "keinen Zielkonflikt zwischen Preis- und Finanzstabilität". Wer glaubt, sie habe damit schon die nächste Zinserhöhung angekündigt, täuscht sich aber. Lagarde beendete ihre Rede (seufzend) mit einem Zitat des Philosophen Voltaire: "Die Unsicherheit ist kein angenehmer Zustand – aber die Sicherheit ist absurd".

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Die Lufthansa kippt eine eherne Hausregel: Führungskräfte dürfen künftig auch jenseits der Altersgrenze von 60 an Bord bleiben. So hat unser Kollege Michael Machatschke recherchiert. Auf den ersten Blick sieht das nach einer Lex Carsten Spohr aus: Der 56-jährige CEO würde als einer der ersten profitieren. Es steckt aber mehr dahinter: Der Traditionsladen verändert seine Kultur des süßen Früh-Ruhestands.

  • Nike hängt den Rivalen Adidas ab: CEO John Donahoe (62) meldet kräftiges Umsatzwachstum und baut Lagerbestände zügig ab. Preisdoping ist allerdings auch im Spiel: Die Amerikaner geben aggressiv Rabatt, um die Regale wieder frei zu bekommen. Nikes Bestand an unverkaufter Ware ist noch immer rund ein Sechstel höher als vor einem Jahr.

Der neue Playmobilmann: Der Ex-Reifenmanager Bahri Kurter übernimmt die Führung der Plastikfiguren

Der neue Playmobilmann: Der Ex-Reifenmanager Bahri Kurter übernimmt die Führung der Plastikfiguren

Foto: Rainer Wohlfahrt
  • Bei der Spielzeug-Ikone Playmobil machen die Geschäfte schon länger keinen Spaß mehr. Umsatz und Ergebnis sind 2022 deutlich gesunken, jetzt ist verschärfter Sparkurs angesagt, wie mein Kollege Martin Mehringer recherchiert hat. Als Kostenkiller wird McKinsey gerufen, das Stühlerücken im Topmanagement geht in eine neue Runde: Mit Bahri Kurter übernimmt ein neuer, branchenfremder Chef – und die unmissverständliche Ankündigung lautet: "Wirklich alles wird geprüft". Neuer Stress also im Plastikreich.

Was Ihnen in Ihrer Karriere helfen kann:

  • Für viele sind sie das Managementinstrument schlechthin: Die sogenannten "OKRs" (Objectives and Key Results), in denen Führungskräfte festschreiben, was die ganz großen Ziele sind, und an welchen konkreten Ergebnissen der Fortschritt auf dem Weg dorthin gemessen wird. Was aber, wenn die Ziele selbst noch unscharf und die Ergebnisse gar nicht quantifizierbar sind? Bei Innovationsprozessen gibt es dieses Problem immer wieder. Der Strategieberater Alexander Osterwalder hat deshalb ein alternatives Instrument entwickelt: "AKIs" - Aspirations and Key Insights. Wie das funktioniert erklärt er in seinem neuen Videokurs für den Harvard Business manager.

  • Am Freitag startet ein neuer Onlinekurs unserer Weiterbildungsplattform manage › forward. Meine Kolleginnen und Kollegen haben dort all das in acht Module gebündelt, was Sie brauchen, um Ihre Karriere individuell und selbstbestimmt voranzubringen. Interessiert? Mit dem Code DERTAG50 erhalten Leserinnen und Leser dieses Newsletters 50 Euro Rabatt. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen zum Kurs.

Meine Empfehlung für den Abend:

"Potenzial für deutlich mehr ist da": Volkswagen-Chef Oliver Blume

"Potenzial für deutlich mehr ist da": Volkswagen-Chef Oliver Blume

Foto:

Verena Müller für manager magazin

  • Man muss kein PS-Nerd sein, um sich intensiv für Volkswagen zu interessieren. Der Wolfsburger Weltkonzern prägt die deutsche Wirtschaft wie kaum ein anderer. Sehr viele Fragen sind derzeit offen. Unsere Kollegen Michael Freitag und Martin Noé haben sie dem neuen Konzernchef Oliver Blume (54) gestellt. Wie steht es um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts? Warum ist der VW-Konzern mit all seinen Marken an der Börse weniger wert als allein seine Beteiligung an der Porsche AG (die Blume weiterhin als CEO führt)? Was wird aus den Marken und wann kommt die große E-Offensive endlich richtig in Fahrt? Das Gespräch macht klar, wie viel der neue VW-Chef aufräumen und aufbauen muss. Beim Blick auf den Aktienkurs spricht Blume wie der Profi-Trainer, der zur Mitte einer vergeigten Saison antritt: "Wir haben einen niedrigen Absprungwert. ... Potenzial für deutlich mehr ist da, wenn alle liefern". Es sei eben wie im Sport: "Von Spiel zu Spiel denken und nie aufhören, sich zu verbessern." Hier geht es zum ganzen Interview

Herzlich, Ihr Christian Schütte

Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .noch

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