Christoph Seyerlein

manage:mobility BMW-Chef Oliver Zipse: Zauderer oder Zauberer?

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Mehrheit der Autobauer setzt inzwischen alles auf Elektro. Kann das gut gehen? Mercedes-Chef Ola Källenius (53) korrigierte seinen Kurs bei der Hauptversammlung am Mittwoch leicht. Eigentlich sollten 2025 mindestens die Hälfte aller verkauften Mercedes-Neuwagen elektrifiziert sein.

Nun verschob Källenius sein Ziel auf "Mitte des Jahrzehnts". Das bedeute, "Stand heute": 2026. Gerade bei den reinen E-Autos muss Mercedes aufholen. 2022 machten sie nur 5,8 Prozent des Markenabsatzes aus. Weit weniger etwa als bei BMW. Gehen die Münchner die E-Transformation vielleicht doch nicht so defensiv an wie viele glauben? Mehr dazu erfahren Sie im ersten unserer Themen der Woche:

  • Warum Oliver Zipses technologieoffener Kurs am Ende erfolgreich sein könnte

  • Wie die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe kaltgestellt wurde

  • Weshalb es zwischen Audi und seinen Händlern schon wieder rumort

Topthema: Warum der Sonderweg von BMW-Chef Zipse erfolgreich sein könnte

Einer gibt die Richtung vor: BMW-Chef Oliver Zipse setzt auf sehr variable Steuerung

Einer gibt die Richtung vor: BMW-Chef Oliver Zipse setzt auf sehr variable Steuerung

Foto: Kentaro Takahashi für manager magazin

Wer in der Autobranche nicht alles auf die Elektromobilität setzt, gilt schnell als Bremser und Zukunftsverweigerer. BMW-Chef Oliver Zipse (59) scheint das nicht näher zu tangieren. Wieder und wieder beharrt er auf seinem Kurs der Technologieoffenheit, nervt damit viele Mächtige in Wirtschaft und Politik. Zipses Plan, mit verschiedenen Antriebsarten in die Zukunft zu gehen, ist nichts für wilde Investorenphantasien. BMW wird so nie die maximale Rendite einfahren. Meine Kollegen Henning Hinze und Michael Freitag beschreiben nach intensiven Recherchen, warum Zipses Sonderweg am Ende dennoch erfolgreich sein könnte .

Köpfe: Eva Kreienkamp ++ Dorothea von Boxberg ++ Martin Brudermüller ++ Rupert Stadler ++ Nikolai Setzer

Lauter Abgang: BVG-Chefin Eva Kreienkamp ist ihren Job los

Lauter Abgang: BVG-Chefin Eva Kreienkamp ist ihren Job los

Foto: Britta Pedersen / dpa
  • Eva Kreienkamp (60) wurde vergangene Woche vom Aufsichtsrat als Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe abberufen. Sie reagierte mit einem bitterbösen Post bei Linkedin. Nichts zu spüren vom Wohlfühlslogan #weilwirdichlieben. Mein Kollege Claas Tatje ist der Geschichte nachgegangen und beschreibt detailliert, wie die Lage in Berlin eskalierte .

  • Dorothea von Boxberg (49) galt durch starke Ergebnisse bei der Cargo-Tochter als heiße Kandidatin für den Lufthansa-Konzernvorstand. Jetzt hat sie den Chefposten bei Brussels Airlines übernommen. Karriereturbo oder Sackgasse?  Mein Kollege Michael Machatschke klärt auf.

  • Martin Brudermüller (61) machte sich zuletzt mit seinem Faible für China als BASF-Chef nicht nur Freunde. Im kommenden Jahr soll er bei Mercedes als Aufsichtsratschef auf Bernd Pischetsrieder (75) folgen. Mit China wird er sich auch in der neuen Rolle oft genug befassen dürfen.

  • Rupert Stadler (60) bestritt im Betrugsprozess um den Abgasskandal bei Audi vor dem Landgericht München bislang alle Vorwürfe. Nun die Wende: Der ehemalige Audi-Chef geht auf einen Deal mit dem Gericht ein, legt ein Geständnis ab, zahlt 1,1 Millionen Euro und erhält eine Bewährungsstrafe.

  • Nikolai Setzer (52) darf als Continental-Chef bis März 2029 weitermachen. Aufgaben hat er zuhauf. Der Zulieferer litt 2022 unter fehlenden Halbleitern und einem Hackerangriff. Contis Investoren haben Redebedarf. Doch zum Missfallen einiger mussten sie sich vergangene Woche erneut mit einer teils holprigen digitalen Hauptversammlung begnügen.

Unternehmen: Audi ++ BYD ++ Porsche ++ Lufthansa

"Der Boxer liegt am Boden": Audi-Händler kritisieren Vertriebschefin Hildegard Wortmann

"Der Boxer liegt am Boden": Audi-Händler kritisieren Vertriebschefin Hildegard Wortmann

Foto: STAR-MEDIA / IMAGO
  • Wie reagiert die Konkurrenz auf Teslas ständige Preissenkungen in den letzten Wochen? Audi will Stärke demonstrieren – und macht fast alle Modelle teurer. Mancher Audi-Händler ärgert sich einmal mehr  über Vertriebschefin Hildegard Wortmann (56) und ihre Truppe. Die Auftragseingänge seien zuletzt schon "sehr schlecht" gewesen.

  • Druck auf Audi macht nicht nur Tesla. Im Angriffsmodus ist auch BYD. Die Chinesen meldeten für das erste Quartal 2023 einen Gewinnsprung um 411 Prozent auf umgerechnet 541 Millionen Euro. Auch andere verdienten prächtig: Mercedes fuhr vier Milliarden Euro ein, Porsche gut 1,8 Milliarden Euro.

  • Apropos: Mit dem Taycan hat Porsche bewiesen, auch mit E-Autos Geld verdienen zu können. Mit neuen Modellen – vielleicht gar einem E-911 – und eigenen Batterien wollen CEO Oliver Blume (54) und Entwicklungschef Michael Steiner (58) das Spiel auf die nächste Stufe heben. Michael Freitag verschafft Ihnen überraschende Einblicke in die Zukunft .

  • Anders als die Autokonzerne bilanzierte die Lufthansa zum Jahresstart einen Verlust. Das ist im ersten Quartal saisonbedingt nicht ungewöhnlich. CEO Carsten Spohr (56) freute sich denn auch, dass der Fehlbetrag mit 273 Millionen Euro deutlich geringer ausfiel als vor einem Jahr.

Mehr Mobilität: Clevershuttle ++ Compleo ++ Lilium ++ Autohandel

Bahnstreik: Clevershuttle-Chef Bruno Ginnuth bekommt vom bisherigen Hauptinvestor Deutsche Bahn kein Geld mehr

Bahnstreik: Clevershuttle-Chef Bruno Ginnuth bekommt vom bisherigen Hauptinvestor Deutsche Bahn kein Geld mehr

Foto: Hendrik Schmidt / picture alliance/dpa
  • Clevershuttle war einmal ein Prestigeprojekt der Deutschen Bahn. Manche Sparrunde später hat der Staatskonzern endgültig die Lust am shuttlen verloren. Die Bahn, bislang mit 86 Prozent an dem Fahrdienst beteiligt, zieht sich als Investor zurück – und schickt Clevershuttle in die Insolvenz.

  • Ein solches Verfahren muss für eine Firma nicht das Ende bedeuten. Beispiel Compleo: Der insolvente Ladesäulenhersteller aus Dortmund hat mit Autozulieferer Kostal einen neuen Eigentümer  gefunden. Compleo-Aktionäre gehen bei der Übernahme wohl leer aus.

  • Überflieger statt Pleitegeier will das Flugtaxi-Start-up Lilium werden. Ohne weiteres Geld von Investoren wird der "Lilium Jet" aber auf keinen Fall abheben. Ein wenig Hilfe kommt nun aus China: Großaktionär Tencent will weitere 100 Millionen US-Dollar bereitstellen.

  • Die Konsolidierung im Autohandel macht auch vor größeren Firmen nicht Halt. Mit Automobile Darmas gibt nun der größte Hyundai-Händler Deutschlands seine Eigenständigkeit auf. Die zehn Betriebe im Ruhrgebiet gehören künftig der Familie Tiemeyer . Die handelte bisher ausschließlich mit Autos aus dem Volkswagen-Konzern. Durch die Übernahme steigt sie in den Kreis der Umsatzmilliardäre auf.

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Zahl der Woche: -102,1

Galoppierende Verluste: Mit Elektroautos wie dem Mustang Mach-E verbrennt Ford bislang hohe Summen

Galoppierende Verluste: Mit Elektroautos wie dem Mustang Mach-E verbrennt Ford bislang hohe Summen

Foto: ALEX PLAVEVSKI / EPA

Einige automobile Quartalszahlen hatten wir heute schon. Einen Blick ist auch die Bilanz von Ford wert. Der US-Autobauer hat zwischen Januar und März 1,8 Milliarden Dollar verdient. Klingt solide. Wäre da nicht die E-Autosparte. Die belastete Ford mit 722 Millionen Dollar Verlust bei 12.000 verkauften Autos und 700 Millionen Dollar Umsatz. Macht eine Horrormarge von minus 102,1 Prozent . Alles andere als "electrifying".

Deepdrive der Woche: Lang lebe der E-Bike-Motor

Wenn der Motor eines E-Bikes streikt, wird er meistens ausgetauscht. Reparieren? Lohnt sich nicht, heißt es. Anders sehen das Forscher vom Fraunhofer Institut . Mithilfe additiver Fertigung, also etwa Teilen aus 3D-Druckern, ließe sich das Leben vieler Motoren verlängern. Das sei 30 bis 40 Prozent günstiger als der Neukauf. Und wer repariert, könne im Vergleich zur Neuproduktion auch noch als Klimaretter bis zu 90 Prozent CO2 einsparen.

Geisterfahrer der Woche

Kreativ, aber verboten: Die Polizei in Langen konfiszierte am 1. Mai einen Bollerwagen mit Elektromotor und Lenkung

Kreativ, aber verboten: Die Polizei in Langen konfiszierte am 1. Mai einen Bollerwagen mit Elektromotor und Lenkung

Foto: Polizeipräsidium Südosthessen

Bollerwagen gehören zum 1. Mai fast so sehr wie Eier zu Ostern. Auf ein außergewöhnliches Exemplar stieß in diesem Jahr die Polizei  in Langen. Ein 45-jähriger Mann hatte seinen Wagen neben den obligatorischen Biervorräten mit Elektromotor und Lenkung ausgestattet. Kreativ, aber verboten. Der "Fahrzeughalter" muss sich nun wegen Verstößen gegen das Pflichtversicherungs- und das Kfz-Steuergesetz verantworten. 1,7 Promille im Blut brachten ihm auch eine Anzeige wegen des Verdachts auf Trunkenheit am Steuer ein.

Ihnen wünsche ich nun eine Woche ohne Ärgernisse.

Herzlichst, Ihr Christoph Seyerlein

­Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Sie erreichen meine Kolleginnen und Kollegen im Team Mobility und mich unter manage.mobility@manager-magazin.de .

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