
manage:mobility Deutschlands Leit- und Streitindustrie
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute geht es bei uns viel um Streit. Bestens vertraut ist damit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (52, FDP). Die Ankündigung seines Ministeriums, den "Deutschlandtakt" der Deutschen Bahn von 2030 auf 2070 zu verschieben, lässt aufhorchen. Mit seinem angedrohten Veto zum EU-Verbrenneraus hat er zuvor bereits einen Koalitionskrach vom Zaun gebrochen.
Sogar Befürworter der E-Fuels, für die sich der Verkehrsminister stark machen will, verstehen Wissing nicht. Warum das so ist, hat mein Kollege Claas Tatje im Interview mit Jens Gieseke (51) erfahren, dem verkehrspolitischen Sprecher der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament.
Auch anderswo wird gestritten, wie unsere Themen der Woche zeigen:
Warum eine Prämie Krach zwischen den Betriebsratschefs von Mercedes-Benz und Daimler Truck auslöst
Wie bei Volkswagen Management und Arbeitnehmer beim Thema Homeoffice aneinandergeraten
Weshalb sich Ola Källenius' zentraler Berater verabschiedet
Topthema: Betriebsräte von Mercedes und Daimler Truck im Prämienzwist

Charakterköpfe: Die Betriebsratschefs Michael Brecht (l.) und Ergun Lümali haben unterschiedliche Auffassungen über die diesjährige Mitarbeiterbeteiligung
Foto: PR; Marijan Murat / dpa / picture allianceAuch nach der Trennung von Mercedes-Benz und Daimler Truck Ende 2021 sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigentlich die gleiche Jahresprämie bekommen. Pkw-Betriebsratschef Ergun Lümali (60) boxte für 2022 eine Rekordprämie von 7300 Euro durch – und setzte damit den Truck-Kollegen Michael Brecht (57) unter Druck. Recherchen meiner Kollegen Margret Hucko und Michael Freitag zeigen: Ein "Streit der Alphatiere" ist entbrannt .
Köpfe: Yvonne Bettkober ++ Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann ++ Corinna Schittenhelm ++ Katy Tsang

Auto statt Amazon: Yvonne Bettkober soll die Transformation der Volkswagen-Organisation beschleunigen
Foto: Tomek GolaYvonne Bettkober (48) arbeitete zuletzt für Amazons Cloudsparte AWS. Jetzt heißt es für sie: Auto statt Amazon. Bettkober übernimmt die "Organisationsentwicklung und Transformation" bei Volkswagen. Kein einfacher Job; Vorgängerin Katharina Peterwerth (41) hatte sich zwischen Vorstand und Betriebsrat aufgerieben.
Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann (81), fünftreichste Frau Deutschlands , zieht sich nach drei Jahrzehnten aus dem Schaeffler-Aufsichtsrat zurück. Ihren Platz übernimmt Westenergie-Chefin Katherina Reiche (49). Bei Schaeffler kommt es noch zu einem weiteren Abschied, nämlich den von ...
... Corinna Schittenhelm (55). Wie der Automobilzulieferer mitteilte, scheide die Personalvorständin zum Jahresende aus.
Katy Tsang steigt bei Audi dagegen auf statt aus. Als Vertriebs- und Marketingchefin soll sie Audi laut Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann (56) zur führenden E-Auto-Marke in China entwickeln. 2022 lag Audis Marktanteil bei den Stromern dort deutlich unter einem Prozent.
Unternehmen: Volkswagen ++ Schaeffler ++ Continental ++ Nissan ++ Porsche SE

Reingegrätscht: Volkswagen-Betriebsratschefin Daniela Cavallo liegt bei der Homeoffice-Regelung mit Konzernchef Oliver Blume über Kreuz
Foto: RONNY HARTMANN / AFPKonzernchef Oliver Blume (54) ist mehr Fußball- als Homeoffice-Fan. 80 Prozent Büroquote sollten es bei Führungskräften schon sein, um weiter "in der Champions League zu spielen", meint er. Prompt grätschte Betriebsratschefin Daniela Cavallo dazwischen. Claas Tatje berichtet über Blumes ersten Wolfsburger Kulturkampf .
Neuigkeiten gibt es im Milliarden-Musterprozess gegen Volkswagen im Dieselskandal. Das Oberlandesgericht Braunschweig hält eine Beweisaufnahme für nötig. Die Kläger haben damit weiter die Chance auf Schadensersatz.
Neben den erwähnten Abschieden an der Spitze verkündete Schaeffler am Dienstag auch seine Zahlen. Ordentliche Ergebnisse für 2022 rückten dabei in den Schatten einer verhaltenen Prognose für 2023. Die Aktie brach zeitweise um knapp 9 Prozent ein.
Continental-Chef Nikolai Setzer (51) gelang am Mittwoch dagegen das Kunststück, weitaus schlechtere Zahlen als sein Schaeffler-Pendant Klaus Rosenfeld (56) viel besser zu verkaufen. Eine Portion Optimismus für das laufende Jahr reichte, um die Conti-Aktie nach einem Horrorjahr 2022 abheben zu lassen.
Abgestraft wurde unterdessen Nissan, und zwar von der Ratingagentur Standard & Poor's. Schwache Erträge führten zur Bewertung BB+. Heißt: Nissan ist Ramsch. Der Autobauer reagierte mit mehreren Wechseln im Management .
Einen Rekord am deutschen Kapitalmarkt stellte vor wenigen Wochen die Porsche SE auf. Sie platzierte ein Schuldscheindarlehen mit einem Volumen von 2,7 Milliarden Euro. Mein Kollege Christoph Rottwilm hat Finanzvorstand Johannes Lattwein (49) gefragt, warum die Holding zu diesem Mittel greift .
Mehr Mobilität: Prophete ++ Streetscooter ++ Lime ++ Hertz

Keep rollin': Ein neuer Eigentümer für Fahrradhersteller Prophete ist gefunden
Foto: Paul Masukowitz / PropheteNach der Pleite haben bei Fahrradhersteller Prophete gut ein Dutzend potenzielle Käufer angeklopft. Den Zuschlag erhielt Dutech . Der Investor aus Singapur ist bekannt für die Produktion von Ticketautomaten für die Deutsche Bahn – immerhin aber auch von E-Bike-Komponenten.
Mit dem Streetscooter landete die Deutsche Post einen Image-Erfolg, wirtschaftlich glücklich wurde man mit den Elektro-Transportern aber nie. Ende 2021 übernahm Odin Automotive. Die heißen heute B-On und hoffen nun auf eine Trendwende. 2022 produzierte B-On nur 1.800 Einheiten, alle für die Post. In diesem Jahr sollen auch andere Kunden zum Zug kommen – und mehr als 13.000 Trapos abnehmen .
Zwischendurch einmal mehr: Streit! Mit Lime und Hertz sind gerade auch ein E-Scooter- und ein Autoverleiher aneinander geraten. Lime wirft Hertz vor, Top-Ingenieure und damit Geschäftsgeheimnisse abzuwerben. Der Fall beschäftigt nun sogar das Bundesgericht in Kalifornien .
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Aussteiger der Woche: Max Warburton

Verliert einen zentralen Berater: Mercedes-Chef Ola Källenius
Foto: CARLOS BARRIA / REUTERSViele Jahre kritisierte Max Warburton (48) als Bernstein-Analyst Mercedes in seinen Berichten. 2020 dann der Seitenwechsel: Konzernchef Ola Källenius (53) heuerte Warburton an und machte ihn zu einem seiner engsten Berater. Wie Michael Freitag und Margret Hucko erfahren haben, zieht der Brite nun weiter – wenn auch nicht so ganz .
Zahl der Woche: 8,9

Ab in die Werkstatt: Verhältnismäßig viele Tesla Model 3 fallen durch ihre erste Hauptuntersuchung
Foto: Ding Ting / imago images/XinhuaDer TÜV-Report ist so etwas wie die deutsche Qualitätsbibel für Autos. Mängel und Wehwehchen gängiger Modelle werden darin dokumentiert. In einer Sonderauswertung hat sich der TÜV-Verband mit einigen E-Autos befasst. Das schlechteste Zeugnis erhielt Teslas Model 3. 8,9 Prozent der Model 3 fallen bei der ersten Hauptuntersuchung durch. Tipp für Tesla-Fahrer: Vor der nächsten HU zumindest die Bremsen überprüfen lassen. In den USA droht Tesla derweil sogar Ärger wegen Qualitätsmängeln: Behörden nehmen abfallende Lenkräder beim Model Y unter die Lupe.
Geisterfahrer der Woche
Um in China Autos zu verkaufen, ist ein reichhaltiges Infotainmentangebot im Fahrzeug Pflicht. Chinesische Hersteller gelten dabei als überlegen. Ausnahmslos rund läuft es aber auch bei ihnen nicht. Ein XPeng-Fahrer wollte eine App nutzen; öffnen ließ sich die nur per Gesichtserkennung. Die entsprechende Kamera war allerdings an der Außenseite des Fahrzeugs angebracht. Aussteigen, verrenken für die Kamera , einsteigen, App nutzen: keine tolle "User Experience". XPeng entschuldigte sich beim Kunden – und verbannte die App.
Ich wünsche Ihnen eine Woche ohne Streit und Ärger.
Herzlichst, Ihr Christoph Seyerlein
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