
Der Mittwoch im Überblick Ein Beben am Aktienmarkt und eine Lizenz zum Gelddrucken

Liebe Leserin, lieber Leser,
im Bankensektor liegen die Nerven nach der Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) und dem damit verbundenen Kurssturz mehrerer regionaler US-Banken blank. Das zeigte sich heute einmal mehr bei der ohnehin schon angeschlagenen Investmentbank Credit Suisse, deren Aktie um mehr als 30 Prozent einbrach. Erstmals lag der Kurs der Schweizer Großbank damit unter der Marke von 1,65 Franken – 2007 hatte das Papier noch 90 Franken gekostet.
Auslöser für die Talfahrt der Aktie war eine Aussage von Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, dem Chairman des Credit-Suisse-Großaktionärs Saudi National Bank. Der Manager hatte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg darauf hingewiesen, dass es regulatorische Probleme gebe, wenn er mit mehr als 10 Prozent bei der Bank einsteigen würde. Danach ergänzte er, er sehe auch keine Notwendigkeit, Kapital nachzuschießen. Doch angesichts der hohen Verunsicherung der Investoren hatte sich der Kursrutsch da bereits beschleunigt.
Das Institut kämpft seit Monaten mit hausgemachten Problemen. Die Skandale mit dem Hedgefonds Archegos Capital und dem Greensill-Fonds sowie die "wesentlichen Schwachstellen" bei den internen Kontrollen des Instituts, die das Unternehmen erst gestern selbst einräumen musste, führen zu einem heftigen Vertrauensverlust. Allein im Schlussquartal 2022 zogen Kunden rund 110 Milliarden Schweizer Franken von der Credit Suisse ab.
Hinzu kommt nun die allgemeine Nervosität im Bankensektor nach der SVB-Pleite. Da sind Aussagen wie die des Großaktionärs nicht gerade hilfreich, unter Anlegern macht sich Panik breit. Der Index des europäischen Branchensektors verlor knapp 6 Prozent, der deutsche Leitindex Dax stürzte zeitweise um 3,5 Prozent ab. Mein Kollege Lutz Reiche hat für Sie hier die desaströse Lage der Bank zusammengefasst.
Die Wirtschaftsnews des Tages:

Rechner zu: Marion Helmes, hier auf der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 2022, verlässt den Konzern
Foto: Nadine RuppChaos bei ProSiebenSat.1: Auch der Münchner Medienkonzern befindet sich derzeit in unruhigem Fahrwasser. Vor einer Woche musste ProSiebenSat.1 aufgrund von Unstimmigkeiten im Gutscheingeschäft der Konzerntöchter Jochen Schweizer und Mydays die Bilanzvorlage verschieben. Nun verabschiedet sich mit Marion Helmes auch noch eine prominente Aufsichtsrätin, wie mein Kollege Henning Hinze erfahren hat . In Stellung bringt sich im gleichen Zuge die neue Großaktionärin Renata Kellnerova. Damit läuft alles ganz anders als ursprünglich von Chefkontrolleur Andreas Wiele geplant.
Freude bei BMW: Der Autobauer rechnet nach dem Rekordjahr 2022 auch in diesem Geschäftsjahr mit weiterem Wachstum, gestützt von der hohen Nachfrage nach Elektroautos. BMW-Chef Oliver Zipse freut sich derweil über einen persönlichen Jahresverdienst von 10,2 Millionen Euro – weit mehr als VW-CEO Oliver Blume oder Mercedes-Benz-Boss Ola Källenius einstreichen.
Sorge bei Tiktok: Die chinesische Videoplattform Tiktok erwägt offenbar eine Abspaltung von der chinesischen Muttergesellschaft Bytedance. Hintergrund sind die Sicherheitsbedenken der US-Regierung, deretwegen ein landesweites Verbot der App droht. Ob die chinesischen Behörden diesem Alleingang zustimmen, ist allerdings mehr als fraglich.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Das Comeback der Argo-AI-Gründer: Mit ihrem Start-up für autonomes Fahren waren Bryan Salesky und Peter Rander im Oktober vergangenen Jahres gescheitert. Nun versuchen sie es erneut mit einer Firma für autonomes Fahren, diesmal allerdings mit selbstfahrenden Lkw, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Warum die Gründung zum aktuellen Zeitpunkt doch sehr überraschend kommt, weiß meine Kollegin Anna Driftschröer.
Die Bilanz der Fahrradindustrie: Den Fahrradherstellern erging es 2022 ähnlich wie den Autobauern: Die Verkaufszahlen gingen zurück, gleichzeitig wuchs der Umsatz auf ein Rekordhoch. Das lag vor allem an der starken Nachfrage nach E-Bikes, von denen rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr verkauft wurden. Laut Branchenvertretern wird sich dieser Trend fortsetzen. Burkhard Stork, Chef des Zweirad-Industrie-Verbands, geht davon aus, dass im Verlauf dieses Jahres erstmalig mehr E-Bikes als unmotorisierte Fahrräder verkauft werden.
Wie man gute Gründer erkennt: Unsere "Digitalen Zwillinge", Marcus Diekmann und Johannes Kliesch, geben diese Woche wertvolle Tipps, woran Investoren gute Gründerinnen und Gründer erkennen. Stressresistent und kompetitiv kann ja jeder, meinen unsere Kolumnisten. Doch worauf kommt es wirklich an? Die Antworten lesen Sie hier.
Das Neueste aus dem Harvard Business manager:
Es ist das Basiswissen jeder Führungskraft und doch in der Praxis eine tägliche Herausforderung: Ein anerkennendes Lob durch die Chefin oder den Chef. Doch häufig ist es gar nicht so einfach, die Stärken eines anderen Menschen zu erkennen. Bei unseren Kollegen vom Harvard Business manager erhalten Sie eine Anleitung: "Wie Lob Ihr Team stärkt" .
Meine Empfehlung für den Abend:

"Die Szene steckt noch in den Kinderschuhen": Investor Michael Greve setzt auf Unternehmen, die das Leben verlängern sollen
Foto: Sebastian ArltLizenz zum Gelddrucken: Web.de-Gründer Michael Greve war einer der ersten deutschen Techmillionäre vor der Jahrtausendwende. Inzwischen fungiert der 59-Jährige hauptsächlich als Investor und steckt mit Vorliebe sein Geld in die Longevity-Technologie, die große Verschwörung der Superreichen gegen den Tod – oder zumindest gegen die gängigen Krankheiten, die das Alter so mit sich bringt. Der 59-Jährige handelt dabei auch im eigenen Interesse, schließlich hat er ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall, wie er meinem Kollegen Martin Mehringer im Interview erzählt hat. Wie weit seine Beteiligungen bereits in Forschung und Entwicklung gekommen sind, mit welch sagenhaften Erlösen er rechnet und warum sich Elon Musk seiner Meinung nach im Bereich Longevity nicht auskennt, erfahren Sie hier: "Das ist das beste Geschäft aller Zeiten" . Zu diesem Thema empfehle ich Ihnen auch noch einmal unseren Podcast über die "Wundermittel gegen den Tod".
Herzliche Grüße und einen schönen Feierabend, Ihre Marleen Gründel
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