

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit weiterem Wirbel um SAP

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit der großen Impfstoff-Frage, dem Spott des Salesforce-Chefs auf SAP und dem Run auf die Ant-Aktien.
Der Sitz von Biontech in Mainz wird in diesen Tagen von Wachmännern und Verfassungsschutz beschützt. Schließlich steht viel auf dem Spiel. Die Firma könnte sehr bald den ersten wirksamen Corona-Impfstoff gefunden haben. Gemeinsam mit dem US-Riesen Pfizer testen die Deutschen ihren Kandidaten gerade in der klinischen Phase 3 – in Kürze sollen erste aussagekräftige Zwischenergebnisse vorliegen.
Weltweit durchlaufen derzeit 48 Vakzine klinische Studien. Die Experten sind sich einig, dass es bald mehrere Impfstoffe geben wird. Die zentrale Frage ist allerdings: Ist das wirklich die ersehnte Rettung? Unklar ist schließlich noch, wie sicher die Impfstoffe sein werden. Und dann wäre da noch die Verteilungsfrage: Wie impft man ein ganzes Land? Wir haben Ihnen bereits am Freitag das Rennen der Impfstoff-Milliardäre (Hopp und Strüngmann) beschrieben. Heute präsentieren wir Ihnen als Hintergrund die aktuelle Titelstory des SPIEGEL. Diese können Sie jetzt mit ihrem m+-Zugang (oder einem kostenlosen Probe-Abo) lesen: Eine Ampulle Hoffnung - oder die große Illusion?

Gottes Finger: Wie viele Dosen werden wir haben, und wer wird zuerst geimpft?
Foto: [M] Gonzalo Azumendi / Getty ImagesDie wichtigsten Wirtschaftsnachrichten des Tages:
Der Crash der SAP-Aktie vom Montag, bei dem die Papiere einen Börsenwert von rund 33 Milliarden Euro einbüßten, ist noch nicht verhallt, da tritt auch schon die US-Konkurrenz nach und ätzt, die Probleme bei SAP seien hausgemacht. Salesforce-Chef Mark Benioff bescheinigt den Walldorfern "sehr bedeutende Probleme mit dem Wechsel an der Vorstandsspitze". Einen bisschen Hoffnung spendet da der Vertrauensbeweis von SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner. Der nämlich hat den Kurssturz für einen Großeinkauf genutzt und sich für 248,5 Millionen Euro mit SAP-Papieren eingedeckt.
Deutlich mehr Investoren reißen sich derweil um die Aktien von Ant - und das, obwohl die noch gar nicht am Markt sind. Die Nachfrage ist so groß, dass das chinesische Fintech die Bücher für seinen Weltrekord-Börsengang vorzeitig schließt. Innerhalb der ersten Stunde nach Beginn der Zeichnungsfrist seien diese bereits überzeichnet gewesen, so Insider. Einige Profiteure der Emission stehen damit nun fest: beteiligte Banken sowie Chinas Tech-Milliardär Jack Ma. Sollten Sie sich jetzt insgeheim fragen: Ant? Was ist das denn und warum wollen da alle Aktionär werden? Hier die Antwort.
Der Autozulieferer Schaeffler fährt im dritten Quartal bei leicht fallendem Umsatz mehr Gewinn ein und kommt aus den roten Zahlen. Vor allem in China sprang das Geschäft wieder an, zudem zeigt der weltweite Stellenabbau Wirkung. Eine Prognose für das Gesamtjahr wagt der Vorstand dennoch nicht.
Als Chefin hat Lisa Su den US-Chipentwickler AMD wiederbelebt. Jetzt schaltet die Starmanagerin (2019 war sie als erste Frau überhaupt die bestbezahlte CEO der USA) in den Angriffsmodus - im Blick hat sie den Hauptkonkurrenten Intel: Gemeinsam mit dem bisherigen Rivalen Xilinx, den sie für 35 Milliarden Dollar zu übernehmen gedenkt, entsteht ein Unternehmen mit etwa 13.000 Ingenieuren und rund 135 Milliarden Dollar Börsenwert. Su wird Chefin des neuen Konzerns bleiben.
Was uns sonst noch wichtig war:

Chef der Problemsparte: T-Systems-Boss Adel Al-Saleh
Foto: RALPH ORLOWSKI / REUTERSDie Telekom-Tochter T-Systems, die vor allem IT-Dienstleistungen für Großkunden anbietet, ächzt unter der Corona-Krise. Am Chef liegt es offenbar nicht: Adel Al-Saleh gebe sich alle Mühe, das Geschäft wieder voranzubringen, heißt es unisono in Bonn. Wäre da nicht noch eine unangenehme Altlast: Seit gut zwei Jahren ist T-Systems damit beschäftigt, bei Kunden über 10.000 veraltete Router auszutauschen, die Einfallstore für Hacker sein könnten. In Bonn ist von einem "Skandal" die Rede, der wohl nur dank eines internen Whistleblowers ans Licht kam. Der Höllentrip des T-Systems-Chefs.
Um den Lichtkonzern Osram ganz übernehmen zu können, braucht AMS frisches Geld. Heute besorgten sich die Österreicher weitere 750 Millionen Euro am Kapitalmarkt. Wenn die Eingemeindung von der Hauptversammlung am kommenden Dienstag dann genehmigt ist, möchte Osram-Vorstandschef Olaf Berlien dann am liebsten gehen – und viel Geld mitnehmen, indem ihm sein bis 2022 laufender Vertrag ausgezahlt wird. Nur sehen das nicht alle so: Chefkontrolleur Peter Bauer lässt sich für die Idee bislang nicht so recht erwärmen - Berlien könne ja kündigen.
Meine Empfehlung für den Abend:
Ob Briefe, Tagebuch oder Notizen - durch die Corona-Krise haben wir Stift und Papier wiederentdeckt. Elf Künstlerinnen, Designer und Manager haben exklusiv für das manager magazin ihre Gedanken und Ideen zur Pandemiezeit aufgeschrieben, gedichtet oder gezeichnet. Bianca Lang hat kreative Skizzen von Udo Lindenberg, Doris Dörrie, Diana Kinnert und weiteren Prominenten gesammelt. Das nachdenklich stimmende Ergebnis sehen Sie hier: Revival der Schreibkultur.
Herzlich, Ihre Corinna Scheying