

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit Chips, Schokolade und Ökolatschen

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit dem Teilemangel in der Autoproduktion, der Verlängerung des Lockdowns und Deutschlands Immobilienkönig im Visier der Steuerfahnder.
"Wir haben ein gravierendes Problem", warnte Volkswagens Betriebsratschef Bernd Osterloh schon im Dezember. Den Konzern plagte die "massiv eingeschränkte Liefersituation" bei wichtigen Halbleiterprodukten, also Mikrochips und Sensoren. Der Teilemangel trifft die Automobilindustrie weltweit. Die Produktion gerät zunehmend ins Stocken, sodass die Branche jetzt sogar Hilfe bei der Berliner Politik sucht.
Die Gründe für den Engpass sind vielfältig. Einer davon ist die akute Knappheit von Silizium. Ein anderer ist, dass die Chip-Branche in der Corona-Flaute neue Kunden gewonnen hat - der Aufschwung von Unterhaltungselektronik und Medizintechnik versteht sich von selbst. Der dann folgende Wiederaufschwung des Autogeschäfts kam für einige Chipproduzenten früher als vermutet. Warum die Chiphersteller die Autoindustrie schmoren lassen, erklärt mein Kollege Arvid Kaiser genauer.
Auch die Nachfrage nach anderen Waren aus China boomt - und erreicht die Kapazitätsgrenzen. Allein in den vergangenen acht Wochen haben sich die Frachtpreise auf der wichtigsten Schifffahrtsroute zwischen China und Nordeuropa verdreifacht. Der Grund: Container sind knapp.
Die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages:
Bund und Länder haben sich bei ihrem Corona-Krisengipfel auf eine Verlängerung des Lockdowns bis zum 14. Februar verständigt. Zudem sollen medizinische Masken im öffentlichen Nahverkehr zur Pflicht und Homeoffice-Arbeit weiter forciert werden.
Die Corona-Krise macht auch vor Schokoladengeschäften nicht halt. Die Süßwarenhändler Arko, Eilles und Hussel haben die vorläufige Insolvenz in Eigenregie beantragt. Die Pleite trifft bundesweit rund 300 Filialen und 1600 Mitarbeiter.
Eigentlich wollten die Österreicher von AMS sich Osram schon einverleiben, die Integration der frisch übernommenen Firma sollte bereits gestartet sein. Doch daraus wird erst einmal nichts. Klagen gegen den Beherrschungsvertrag bremsen AMS-Chef Alexander Everke aus. Bis zum Gerichtsentscheid bleibt Osram eine freie Firma – und die Führungsfrage ungeklärt. Das Filetieren beginnt allerdings schon.
Die Ära des orthopädischen Öko-Schuh-Images hat Birkenstock längst hinter sich gelassen. Dank der modischen Umdeutung von Influencern und Co. boomt die 250 Jahre alte Marke seit dem Sommer 2014 – nach jüngsten Angaben wurden im Geschäftsjahr 2019 rund 24 Millionen Schuhpaare verkauft und ein Gewinn von 129 Millionen Euro erwirtschaftet. Jetzt sollen neben Sandalenliebhabern auch Investoren wie die Private-Equity-Gruppe CVC oder Permira Interesse an den Latschen gefunden haben: Fünf Milliarden Dollar sei ihnen die Marke wert. Verkaufsgespräche mit der Eigentümerfamilie liefen bereits, heißt es.
Die Personalien des Tages:
Volkswagen baut seine Führung um. Frank Welsch gibt seinen Posten als Entwicklungschef und VW-Markenvorstand ab. Stattdessen wird er Qualitätschef für den gesamten Konzern und bekommt damit den Rang eines Generalbevollmächtigten. Als Entwicklungsvorstand folgt ihm Thomas Ulbrich, bisher Markenvorstand E-Mobilität. Damit will CEO Diess das Qualitätsmanagement stärken und den Konzern für Digitalisierung und E-Mobilität rüsten.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:

Kontrolliert ein Milliardenvermögen: Amir Dayan gehört zu den größten Vermietern des Landes
Foto: Jonas Opperskalski/ laifDer israelische Investor Amir Dayan ist einer der größten Wohnungsbesitzer Deutschlands. Seine Familie besitzt hierzulande Immobilien im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro, wie er uns vor einem Jahr in seinem weltweit ersten Interview vor einem Jahr erzählte. In seiner Heimat hat er nun Ärger mit den Steuerbehörden, ein Trust, zu dessen Begünstigten Dayan zählt, soll Millionen Steuern zu wenig gezahlt haben. Dayan bestreitet das. Nach einem Verhör samt unfreiwilliger Übernachtung darf er sich jetzt nur gegen Kaution und unter Auflagen frei bewegen.
Meine Empfehlung für den Abend:
Mit der Arbeit im Homeoffice hat sich auch der Harvard Business manager beschäftigt. Eine Erkenntnis dabei: Die Arbeit im Homeoffice steigert die Produktivität und das Engagement der Mitarbeiter. Eine andere: Kommunikation, Wissenstransfer, kreativer Austausch, Kontaktpflege und die Datensicherheit lassen sich noch deutlich verbessern. Dabei gibt es bereits Pioniere, von denen Unternehmen viel lernen können. Beispiele für Best Practices für das mobile Arbeiten als "Arbeitsmodell der Zukunft" finden Sie hier.
Künstliche Intelligenz wird unseren Alltag grundlegend verändern. Aber längst nicht so schnell, wie viele annehmen. Noch steht die Technologie ganz am Anfang, all die neuen Wunderlösungen, auf die wir mit großen Erwartungen starren, sind derzeit noch unausgereift. Zum Glück, meint unser Gastautor Jens-Uwe Meyer. Wir sollten die Zeit nutzen, die Spielregeln für KI-Anwendungen zu definieren. Gebt Alexa einen Chef!
Herzlich, Ihre Corinna Scheying