
Der Donnerstag im Überblick Zipse im Check und noch eine Frau bei Douglas weg
Liebe Leserin, lieber Leser,
Technologieoffenheit – wenn es eine Idee gibt, für die BMW-Chef Oliver Zipse in diesen Zeiten steht, dann diese. Während sich der Rest der Autoindustrie konsequent in Richtung Elektromobilität bewegt, will Zipse flexibel bleiben: Selbstverständlich baut auch BMW Elektroautos. 2022 etwa verkauften die Bayern 216.000 davon – fast doppelt so viele wie die Konkurrenten Mercedes-Benz und Audi. Dem vollständigen Aus für den Verbrennungsmotor jedoch stellt sich der Konzernchef entgegen. Und dass etwa Bundesverkehrsminister Volker Wissing bei der EU für eine Genehmigung von E-Fuels kämpft, geht auch auf Zipses Intervention zurück.
Der BMW-Boss gilt deswegen als Zauderer, als Bremser des Wandels. Sein Kurs kostet den Konzern wohl auch Rendite (im ersten Quartal stimmte die allerdings, wie BMW heute bekannt gab). Der CEO selbst freilich sieht darin eine Absicherung für das Unternehmen – wer weiß schon, welche Überraschungen Politik, Regulierer und nicht zuletzt auch die Kundschaft künftig noch bereithalten?
Die zentrale Frage ist daher: Kann er mit dieser Strategie Erfolg haben? Ist der Zipse-Ansatz vielleicht sogar der überlegene? Meine Kollegen Henning Hinze und Michael Freitag haben diese Fragen mit Begleitern und Wettbewerbern diskutiert, mit Fans und mit Kritikern des BMW-Chefs. Und auch mit Zipse selbst haben sie sich mehrfach getroffen und ausführlich gesprochen. So entstand das Kursbuch eines CEOs, der sein Unternehmen in einer Phase der Transformation für eine Welt aufstellt, die vor allem eins ist: unsicher. Nachzulesen hier: Der Realo unter den Autobossen .

Safety first: BMW-Chef Oliver Zipse will den Autobauer gegen Unwägbarkeiten absichern
Foto: Kentaro Takahashi für manager magazinDie Wirtschaftsnews des Tages:
Nach der Unternehmenschefin Tina Müller und der Deutschland-Chefin Nicole Nitschke verlässt eine weitere Spitzenmanagerin die Parfümeriekette Douglas: Das Unternehmen verkündete am Mittwoch intern, dass Marketingchefin Caroline Schmitt geht. Bei der Belegschaft kam die Nachricht nicht gut an, Schmitt war beliebt. Sie galt als teamorientiert und habe "einen guten Job" gemacht, sagten Insider dem manager magazin. Nach ihrem Weggang ist das engere Vorstandsteam von Douglas wieder komplett männlich – auch das findet die Belegschaft nicht unbedingt gut.
Gestiegene Zinsen, explodierende Baukosten und hohe Energiepreise – das ist für Immobilienunternehmen ein explosiver Mix. Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia musste deshalb sein Portfolio erheblich abwerten. Um Schulden abzubauen, verkaufte der Konzern zudem Objekte für 560 Millionen Euro. Doch es half alles nichts: Im ersten Quartal rutschte Vonovia zehnstellig in die roten Zahlen.
Nachdem gestern die US-Notenbank Fed vorgelegt hatte, zog heute die EZB nach: Die Europäische Zentralbank erhöht ihren Leitzins ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte. Der Schritt im Kampf gegen die Inflation war allgemein erwartet worden – spannend wird es in den kommenden Monaten, wenn sich zeigen muss, wann und wie die Notenbanken ihren Zinssteigerungszyklus beenden können.
Was heute sonst noch wichtig war:
Computerchips, so heißt es, sind das Öl des Digitalzeitalters. Eine Ölkrise gab es im vergangenen Jahrtausend, die Chipkrise dagegen ist noch nicht ganz abgeklungen. Kein Wunder, dass Unternehmen und Politik nun alles daran setzen, Abhilfe zu schaffen: Von Intel über IBM bis zum Autozulieferer ZF, der mit der US-Halbleiterfirma Wolfspeed gemeinsame Sache macht, wollen gleich mehrere Akteure Fabriken in Deutschland bauen – gefördert mit Milliarden Steuergeldern. Der taiwanische Branchengigant TSMC gesellt sich gemeinsam mit dem Bosch-Konzern womöglich auch noch dazu. Doch der Eifer droht im Debakel zu enden, berichtet meine Kollegin Mirjam Hecking nach einer ausführlichen Recherche bei den maßgeblichen Akteuren: Bei der Umsetzung der Projekte hakt es gewaltig, es fehlt ein langfristiger Plan. Zudem stellen die geplanten Produktionsstätten womöglich Technik her, die hierzulande keiner braucht, so Kollegin Hecking: Die große Chip-Illusion
Carlos Tavares gilt als knallharter Automanager und als Freund klarer Worte. Eine kleine Runde deutscher Journalisten durfte also gespannt sein, was der Chef des Autoriesen Stellantis zu sagen hatte, als er ihnen heute am Rande eines Kongresses in Bochum gegenübertrat. Tavares hatte eine Grußbotschaft an Tesla-Chef Elon Musk mitgebracht, berichtet mein Kollege Christoph Seyerlein, der in Bochum dabei war: "Willkommen in meiner Welt, Elon". Der Hintergrund: Tesla hatte zuletzt seine Preise wiederholt gesenkt. Tavares wertet das als Nervosität: Musks Autos verkauften sich nicht mehr von selbst, Musk müsse etwas dafür tun – so wie Stellantis und der Rest der Autowelt seit eh und je.
Was Ihnen in Ihrer Karriere helfen könnte:
In 45 Minuten die eigene Innovationskraft und Kreativität steigern – darum geht es in der kommenden Woche auf unserer Weiterbildungsplattform manage › forward. Die Kollegen haben den Berliner Innovationsexperten Simon Blake zu zwei kostenlosen Webinaren eingeladen. Dort gibt er Tipps, wie Sie Spaß und Leichtigkeit beim kreativen Lösen von Problemen steigern und damit zu besseren Lösungen kommen können. Interessiert? Hier geht es zur Anmeldung.
Meine Empfehlung für den Abend:

Öffentlicher Schlagabtausch: Eva Kreienkamps Abgang bei den Berliner Verkehrsbetrieben verlief unschön
Foto: Britta Pedersen / dpaIn Berlin geriet der Abgang von Eva Kreienkamp als Chefin der städtischen Verkehrsbetriebe zur Schlammschlacht: Der Aufsichtsrat der BVG verkündete Kreienkamps vorzeitige Abberufung (vulgo: ihren Rauswurf) Ende April per Pressemitteilung. Die geschasste Vorstandschefin reagierte mit einem empörten Eintrag auf Linkedin, der wie eine öffentliche Anklage klang (und wohl auch so gemeint war). Was den Vorgang jedoch über die Grenzen der Stadt hinaus relevant macht, sind die Themen, um die es im Hintergrund ging: Die offen homosexuell lebende Kreienkamp wollte das Unternehmen modernisieren, mit besonderem Schwerpunkt auf Diversität. Der Aufsichtsrat dagegen wollte offenbar jede Debatte in diese Richtung im Keim ersticken. Mein Kollege Claas Tatje hat den Fall daher vollständig recherchiert und kann anhand etlicher interner Schriftwechsel die Eskalation nachzeichnen. Wie die BVG-Chefin kaltgestellt wurde .
Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm
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