
Newsletter "Der Tag" Der Sommertag mit Weihnachtsgefühlen bei der Post

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit den Corona-Quartalen von Allianz, BMW und Vonovia.
insgesamt, das wissen wir seit vergangener Woche, hat die deutsche Wirtschaft ein Horrorquartal hinter sich. Einen so heftigen Einbruch hatten die Ökonomen nie zuvor gemessen. Nur, logisch, hat es längst nicht alle Unternehmen gleichermaßen getroffen. Das wird an Tagen wie diesen deutlich, wenn sich die Dax-Chefs mit ihren Q2-Zahlen melden. Die Range reicht von Oliver Zipse (BMW), der schon im Vorfeld die Investoren warnte, es sei "das schlimmste Quartal, das BMW je erlebt hat", sie führt über Oliver Bäte (Allianz), der das Schlimmste für überstanden hält, bis zu Rolf Buch (Vonovia), der so schlicht wie treffend sagt: "Es gibt kein Drama."
Und ganz außen auf der Bei-wem-lief-es-wie-Skala rangiert die Deutsche Post. Da machte sich Weihnachtsstimmung breit (samt 300 Euro Sonderbonus für die Mitarbeiter). Finanzchefin Melanie Kreis begründet: "Die Menschen haben online bestellt wie sonst nur vor Weihnachten."
Die wichtigsten Quartalszahlen des Tages:

"Durchaus zuversichtlich": BMW-Chef Oliver Zipse über seine Stimmung.
Foto: dpa Picture-Alliance / Florian Peljak/ picture alliance / SZ PhotoBMW: Erster Quartalsverlust seit 2009 (212 Millionen Euro), 22 Prozent weniger Umsatz, 25 Prozent weniger verkaufte Autos (außer in China, da konnte der Konzern sogar 17 Prozent mehr verkaufen als im Vorjahr). Aber nun soll es wieder besser werden. O-Ton Zipse: "vorsichtige Zuversicht". Übersetzt für das Autogeschäft heißt das in Zahlen: 0 bis 3 Prozent erwartete Ebit-Marge im Gesamtjahr. Sollten Sie jetzt mehr über Herrn Zipse wissen wollen - bitte, ich empfehle unser Porträt.
Allianz: Sieben Prozent weniger Umsatz (30,9 Milliarden Euro), 19 Prozent weniger operatives Ergebnis (2,4 Milliarden Euro). Aber, so CEO Bäte, "in der zweiten Jahreshälfte 2020 stabile Ergebnisse". Eine konkrete Prognose? Traut er sich nicht zu - aber ein Milliardengewinn wird es. Fragt sich nur, ob operativ ein- oder gerade eben zweistellig.
Commerzbank: Mit 220 Millionen Euro schrieb die Bank trotz des seit Wochen tobenden Führungsstreits zwar noch schwarze Zahlen. Aber aufs Jahr gesehen rechnet sie nun offiziell mit einem Verlust. Grund: hohe "Umbaukosten" (bis zu 10.000 Mitarbeiter sollen ja gehen), hohe Risikovorsorge wegen möglicher Kreditausfälle - und ein geplatzter Wirecard-Kredit.
Vonovia: 12 Prozent mehr Mieteinnahmen, 11 Pronzent mehr operatives Ergebnis. O-Ton Rolf Buch: "Unser Geschäft ist stabil. Es gibt kein Drama." Und, sorry, sei halt "langweiliger" als bei anderen Unternehmen. Die Investoren allerdings waren begeistert: An der Börse war Deutschlands größter Immobilienkonzern heute so viel wert wie noch nie (rund 32 Milliarden Euro).
Deutsche Post: 20 Prozent mehr versandte Pakete führten insgesamt zu gut 3 Prozent mehr Umsatz (16 Milliarden Euro) und 18,6 Prozent mehr operativem Gewinn. Weihnachtsstimmung eben.
Disney: Vergnügungsparks und Kinos geschlossen, Sport-Events und Kreuzfahrten abgesagt: Der Entertainment-Gigant schreibt 4,7 Milliarden Dollar Verlust. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem Streamingdienst, der bereits mehr als 60 Millionen Abonnenten hat.
Welche Wirtschaftsnews sonst noch wichtig waren:
Bei Siemens endet die Ära Joe Kaeser. Im Oktober übernimmt der neue CEO Roland Busch. Nun hat er seine neue Führungsmannschaft vorgestellt.
Bei Apple endet so langsam ebenfalls eine Ära, die nämlich der legendäre Gründer Steve Jobs begründet hatte. Nach mehr als drei Jahrzehnten gibt mit Phil Schiller einer der langjährigen Topleute seinen Posten ab. Der Marketingchef war selbst eines der bekanntesten Gesichter des Konzerns - und er ist nicht der erste Topmanager, der in den letzten 18 Monaten das Unternehmen verließ.
Adhoc-Meldungen des angeschlagenen Ceconomy-Konzerns lassen meist nichts gutes erahnen. Heute teilte die Mutter der Elektronikfachhändler Saturn und Mediamarkt mit, man prüfe eine neue Organisationsstruktur. Der könnten 3500 Stellen zum Opfer fallen und mehrere Filialen.
Meine Leseempfehlung für den Sommerabend:
Der Immunologe und Datenexperte Jacob Glanville ist durch eine Netflix-Doku zum Star geworden. Mit seinem Start-up Centivax will er den Kampf gegen Viren billiger machen. Bei Corona ist ihm nun ein Durchbruch gelungen.
Herzlich, Ihr Lukas Heiny