

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit dem 10.000-Dollar-Crash

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit dem Crash des Bitcoins, Produktionsaufstockung bei Biontech und den Börsenplänen des Biotech-Start-ups Sensei.
Die neue Woche startet mit einem Punkt für die Kritiker von Kryptowährungen, die gern vor extremen Kursschwankungen oder gar einer Blase warnen. Der sich seit Wochen rasant verteuernde Bitcoin ist jäh abgestürzt, um rund 10.000 US-Dollar binnen zwei Tagen.
Wir schmerzlich das für die Glücks- und Kryptoritter ist, hängt – wie immer – vom Zeitpunkt ihres Einstiegs ab. Im abgelaufenen Jahr hatte sich sein Handelswert schließlich mehr als vervierfacht, in den vergangenen drei Wochen fast verdoppelt – derartige Kurssteigerungen bietet so gut wie keine andere Anlageform. Als ein Grund für den Boom gilt, dass die Digitalwährung zuletzt auch verstärkt von großen Finanzinvestoren und professionellen Anlegern nachgefragt wird. Die magische Anziehungskraft des Bitcoins, die jüngst eher zur Bitcoin-Manie mutierte, hat der "Economist" untersucht.
Die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages:
Für die Investoren von Biontech startet die Woche erfreulicher. Der Impfstoffpionier hat die Produktionsprognose für seinen Covid-19-Impfstoff – der übrigens den Namen "Comirnaty" trägt – für dieses Jahr deutlich angehoben. Biontech gehe nun von der Produktion von zwei Milliarden statt 1,3 Impfdosen aus, teilte Firmenchef Uğur Şahin in einer Investorenkonferenz mit. Dabei hilft ihm neuerdings auch die Erlaubnis, aus einem Fläschchen sechs statt fünf Spritzen zu füllen.
Auch im neuen Jahr versuchen allerlei Investoren, mit Börsengängen zu Themen wie "Health" oder "Tech" Kasse zu machen. So forscht etwa das US-Start-up Sensei Biotherapeutics an Krebstherapien. Zwar hat es noch keine Produkte am Markt und kann auch nur auf sehr frühe Studiendaten zu seinen Wirkstoffen verweisen. Nun hat es aber in der letzten Finanzierungsrunde vor dem Börsengang 30 Millionen US-Dollar eingesammelt. Im Februar soll es an die Techbörse Nasdaq gehen - der angestrebte Börsenwert liegt bei 500 Millionen Dollar. Glanzvoll ist auch die Liste der Geldgeber: Investiert sind etwa der Deutsche Christian Angermayer, Hollywood-Star Uma Thurman und ein Tesla-Aufsichtsrat.
Eine weitere Modemarke ist pleite. Zu Galeria Karstadt Kaufhof, Appelrath-Cüpper, Bonita und Hallhuber, die in der Corona-Krise Insolvenz anmelden mussten (und zum Teil schon wieder daraus zurück sind), kommt jetzt der Billighändler Adler hinzu. Adler plant eine Insolvenz in Eigenverwaltung, bei der Sanierung soll Christian Gerloff helfen, der Erfahrung mit Pleiten in der Textilbranche mitbringt.
Bayer beruft wieder eine Frau in den Vorstand - und kommt damit dem Gesetzesvorhaben der Großen Koalition zuvor, das künftig für mehr Frauen in den Chefetagen der großen Unternehmen sorgen soll. Die Informatikerin und ehemalige McKinsey-Beraterin Sarena Lin soll ab dem 1. Februar die Bereiche Personal, Strategie und Business Consulting verantworten.
Zusammenrücken ist bei Chinas E-Auto-Bauern gerade schwer angesagt. Nun gibt es einen neuen Tech-Deal: Die Volvo-Mutter Geely kooperiert mit dem chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu beim Bau von "intelligenten" Elektroautos. Baidu gilt in China als führend bei der Entwicklung selbstfahrender Autos.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Nancy Pelosi macht Ernst: Sollte Vizepräsident Mike Pence nicht innerhalb der nächsten 24 Stunden Schritte zur Absetzung von US-Präsident Donald Trump einleiten, wollen die Demokraten wegen "Anstiftung zum Aufruhr" ein Amtsenthebungsverfahren starten. Die Amtsübergabe an Joe Biden kann zwar kaum mehr vorgezogen werden, der Resolutionsentwurf der Demokraten, über den am Dienstag entschieden werden soll, sieht jedoch auch vor, Trump für künftige Regierungsämter zu sperren.
Gesperrt wurden bekanntlich in den vergangenen Tagen Trumps Konten bei Twitter, Instagram und Facebook. Das hat besonders Twitter zugesetzt; der Aktienkurs sank um bis zu 12 Prozent. Investoren sind offenbar besorgt über stärkere staatliche Regulierungen bei sozialen Netzwerken.
Meine Empfehlung für den Abend:

Spoiler: Diverser als die Deutsche Telekom ist keines der untersuchten Unternehmen aufgestellt - im Bild ein Teil des Vorstands
Foto: Oliver Berg / picture alliance / dpaWas haben die Dax-Vorständinnen Belén Garijo und Claudia Nemat (links im Bild) gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig. Medizinerin Garijo ist ab Mai die erste alleinige CEO im Dax. Physikerin Nemat gehört schon seit neun Jahren zum obersten Gremium der Deutschen Telekom. Was die beiden eint: Keine hat den Sprung in den Vorstand über das Personalressort geschafft. Womit sie eine echte Ausnahme sind, denn allzu gern lösen deutsche Großunternehmen die Genderfrage mit einer Frau in der "HR"-Funktion. Der Haken dabei: Personalerinnen werden keine CEOs. Wie es um die Geschlechtergerechtigkeit in der deutschen Wirtschaft bestellt ist, misst jährlich der Gender Diversity Index, den das manager magazin zum vierten Mal exklusiv präsentiert: Hier erfahren Sie, wie es Deutschlands größte Unternehmen mit Spitzenfrauen halten. Die Empfehlung der Analyse ist keine echte Überraschung: Es braucht mehr operative weibliche Karrieren.
Herzlich, Ihre Corinna Scheying