
Der Donnerstag im Überblick Gewinneinbruch bei Bayer, Schüsse in Sindelfingen
Die 63 Milliarden Euro teure Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto im Jahr 2018 hat Bayer-Chef Werner Baumann (60) kein Glück gebracht. Sammelklagen wegen des Unkrautvernichters Glyphosat haben Bayer Milliardensummen gekostet – und Baumann einiges an Ansehen. Noch immer werfen Investoren dem scheidenden Konzernboss vor, die rechtlichen Risiken in den USA unterschätzt zu haben, die den Börsenwert des einst wertvollsten deutschen Dax-Unternehmens auf aktuell 54 Milliarden Euro gedrückt haben. Der Börsenwert des Gesamtkonzerns ist damit geringer als der damalige Kaufpreis für Monsanto. Baumann war zudem der erste Dax-CEO, der auf einer Hauptversammlung von den Aktionären nicht entlastet wurde.
Die Folgen des Glyphosat-Dramas verfolgen Baumann bis zum Schluss. Ende Mai hört der Bayer-Chef auf, kurz vor seinem Abschied musste er ein letztes Mal schlechte Zahlen erklären: Der Gewinn des Konzerns stürzte im ersten Quartal um 33 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro ab. Grund seien gesunkene Preise für – na klar – Glyphosat. Aber auch die Inflation und sinkende Umsätze im Pharmageschäft hätten belastet. Baumanns letzte Quartalsbilanz quittierte mancher Anleger mit einem ganz eigenen Abschied: Viele verkauften am Donnerstag ihre Bayer-Aktien. Ab Juni bestimmt der US-Amerikaner Bill Anderson den Kurs bei Bayer.

Schwache Zahlen zum Abschied: Im Juni wird Bayer Chef Werner Baumann von Bill Anderson abgelöst
Foto: AFPDie Wirtschaftsnews des Tages:
Gewalttat bei Mercedes: Im Mercedes-Werk in Sindelfingen hat am Donnerstagmorgen ein 53-jähriger Mann zwei Kollegen erschossen. Die Schüsse in der Halle fielen bei laufender Produktion. Mitarbeitende des Werksschutzes konnten den Tatverdächtigen noch in der Halle überwältigen und übergaben ihn anschließend der Polizei. Der Mann sowie die beiden jeweils 44 Jahre alten Opfer waren Mitarbeiter eines externen Dienstleisters. Ein mögliches Motiv werde noch ermittelt. Das Unternehmen zeigte sich bestürzt. "Die tragischen Nachrichten aus Sindelfingen haben uns zutiefst geschockt", sagte ein Sprecher am Donnerstag. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Kolleginnen und Kollegen vor Ort."
Ringen um Vorherrschaft: Der Textroboter ChatGPT von OpenAI bedroht die Dominanz der Google-Suche. Doch der Internetriese will sich sein Milliardengeschäft nicht kampflos abjagen lassen. Konzernchef Sundar Pichai (50) stellte auf der Entwicklerkonferenz deshalb neue Funktionen für die eigenen Dienste vor. Neben der Suchmaschine sollen auch Anwendungen wie Mail, Bürosoftware und Karten mit KI aufgebessert werden. In Deutschland müssen Nutzer aber noch auf die neuen Funktionen warten.
Was uns sonst noch beschäftigt hat:
Millionenboni und neue Streiks bei der Bahn: Es hätte keinen schlechteren Zeitpunkt für die Zahlung der Prämien geben können. Während die Deutsche Bahn aktuell in einem zähen Tarifkonflikt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG steckt, zahlte sie parallel Boni an Tausende Führungskräfte aus. NDR und "Süddeutsche Zeitung" berichten von einer mindestens dreistelligen Millionensumme für das Führungspersonal. Die Gewerkschaft EVG kündigte derweil einen neuen 50-stündigen Warnstreik ab Sonntagabend an. Zumindest die Führungskräfte der Bahn können sich dann problemlos ein Taxi leisten.
Meine Empfehlung für den Abend:

Sehen wir hier die künftige Chefin? Familienunternehmen würde das einer Studie zufolge guttun
Foto: Gustafsson / DEEPOL / plainpictureNachfolgerinnen können es besser: Familienunternehmen berufen sehr viel seltener eine Tochter der Familie an die Spitze der Firma als einen Sohn – so weit nichts Neues. Ein Forschungsteam aus Jönköping und Stockholm hat nun aber herausgefunden, dass diese Nachfolgeregelung Unternehmen teuer zu stehen kommt: Bei den von Töchtern geführten Unternehmen lag die branchenbereinigte Kapitalrendite im Schnitt deutlich höher als bei jenen, bei denen die Söhne den Chefsessel übernommen hatten. Trotzdem war die Wahrscheinlichkeit, den Topjob zu bekommen, für Töchter um 75 Prozent geringer als für die Söhne. Zudem warteten die Töchter im Schnitt fast doppelt so lange auf ihre Ernennung zur CEO. Warum das so ist, lesen Sie hier.
Viele Grüße, Ihre Hannah Steinharter
Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .