

Newsletter "Der Tag" Der Tag mit dem obersten Tesla-Fighter

Liebe Leserin, lieber Leser,
jeden Abend fassen wir die wichtigsten Wirtschaftsnews des Tages zusammen. Heute mit dabei: Audis radikaler Chef, Filialschließungen bei Douglas und Commerzbank sowie ein Challenger mit tiefroten Zahlen.
Wir haben Sie gewarnt. Bei uns erfahren Sie einfach früher, was bald in der deutschen Wirtschaft Schlagzeilen machen wird. Nicht aus Zufall, denn was wir Ihnen berichten, beruht meist auf aufwendigen Recherchen und vielen Gesprächen, abgesichert durch mehrere Quellen, gecheckt von unserer Dokumentation. An diesem Donnerstag zeigen das die beiden Beispiele Douglas und Commerzbank.
Beide Unternehmen verkündeten heute konkrete Pläne für Filialschließungen. Bei Douglas will Chefin Tina Müller europaweit 500, deutschlandweit 60 Filialen schließen, um sich stärker auf das erfreulich starke Digitalgeschäft zu konzentrieren – was der Parfümeriekette eine gewisse Sonderstellung im deutschen Einzelhandel einräumt. Und bei der Commerzbank will der neue Vorstandschef Manfred Knof die Zahl der Filialen halbieren und 10.000 Arbeitsplätze abbauen, um sich - klar - künftig ebenfalls stärker auf das Digitalgeschäft zu konzentrieren. Als unsere treuen Leserinnen und Leser wussten Sie das schon seit einer Woche. Schließlich hatten wir Ihnen die Douglas-Sparpläne als Teil von Tina Müllers Börsenstory genauso beschrieben wie die Sparpläne des neuen Coba-Chefs. Bleibt bei vertieftem Interesse noch ein Angebot: Ein Porträt eben jenes Manfred Knof.
In der Sprache der Mathematiker: q.e.d.

Lichtblicke: Für Tina Müller könnte 2020 die Wende gebracht haben.
Foto:Marcus Simaitis / laif
Die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages:
Womit wir bei Wirecard wären. Da finden sich Buzzwords wie Insolvenz oder Staatsanwaltschaft, Bandenbetrug, Aufsichtsversagen oder Untersuchungsausschuss. Dort, vor den Parlamentariern, musste heute Finanzvorstand Alexander von Knoop aussagen. Immerhin ist der ab 2014 Vorstand der Wirecard Bank gewesen, ab 2018 Vorstand von Wirecard. Der könnte doch was wissen, denkt man. Doch er stritt jegliches Wissen über Unregelmäßigkeiten und Bilanzlöcher ab – und behauptete: der Jan Marsalek war's.
Valentin Stalf hat seine N26 stets als Challengerbank positioniert, hochtrabende Versprechen und prognostizierte Wachstumszahlen (100 Millionen Kunden!) inklusive. Wenn dann mal wirkliche Zahlen zum Geschäft des Fintechs genannt werden, erscheint Vieles deutlich nüchterner. Demnach betrug der Verlust 2019 sagenhafte 217 Millionen Euro, 2020 noch etwa 110 Millionen Euro. O-Ton Stalf im Interview mit dem Handelsblatt: "Bis Ende dieses Jahres könnte ein Gewinn in Griffweite sein." Fragt sich, wie lang der Arm ist.
Apple meldet mal wieder Rekorde bei Umsatz und Gewinn. Im Weihnachtsquartal setzte der US-Konzern erstmals mehr als 100 Milliarden Dollar um – das schafften in einem Quartal zuvor nur die Riesen Walmart und Exxon Mobil.
Außerdem hat Apple einen neuen Rivalen – nicht Samsung, Huawei oder Xiaomi, sondern: Facebook. Auch Mark Zuckerberg legte, räusper, ganz gute Zahlen vor: mehr als 11 Milliarden Dollar Gewinn bei 28 Milliarden Dollar Umsatz in Q4. Bemerkenswert aber war vor allem sein Ausblick. Zuckerberg erwartet die größten Risiken für Facebook von der EU-Kommission und eben von Apple.
Das Neueste aus der Autobranche:

Sonne über Ingolstadt: Zwei Jahre musste Audi auf den von BMW gesperrten Markus Duesmann warten. Jetzt ist er da – und hat radikalen Wandel gebracht.
Wie einen Messias ersehnt haben sie Markus Duesmann in Ingolstadt. Nach Jahren des Niedergangs und der Stagnation erwarteten sie bei Audi Großes von ihm – und bekommen Radikales. Während Volkswagen-Chef Herbert Diess dem Konzern den Aufbruch in die Elektromobilität verschrieben hat und Porsche-Kollege Oliver Blume Elektro und Sportwagen vereinte (Taycan), erhöht Duesmann noch einmal die Stromstärke. Es sei in den Monaten unter ihm mehr angestoßen worden als in den 14 Jahren zuvor, staunt der Betriebsratschef Peter Mosch. Viele unterschätzen jedoch seinen Willen zur Macht. Und seinen Glauben an das Ende des Verbrenners. Mein Kollege Michael Freitag stellt ihn vor: Der oberste Tesla-Fighter im Volkswagen-Reich.
Und da das böse T-Wort jetzt schon gefallen ist: Tesla hat im vergangenen Jahr erstmals einen Jahresgewinn geschafft. An der Börse, wo Tesla und Elon Musk ja durchaus Lieblinge sind, überzeugte das jedoch nicht. Warum nicht? Erklären wir Ihnen hier.
Apropos böses T-Wort. Eins haben wir noch: Toyota. Die Japaner überholen nämlich Volkswagen als größter Autobauer der Welt. Nach fünf Jahren an der Spitze sind die Wolfsburger nur noch Vizeweltmeister 2020.
Meine Empfehlung für den Abend:

Wer sein Fahrrad liebt, äh: Rose Bikes-Chef Marcus Diekmann mit seinem Trainingsgerät.
In der Corona-Krise erleben Fahrradhändler einen nie gekannten Boom. Alle wollen pedalieren, wenn man schon sonst den ganzen Tag im Homeoffice verbringt. Wir haben mit Marcus Diekmann, dem Chef von Rose Bikes, ein Kurzgespräch über sein Training geführt. Und gelernt: Vorbild ist Manuel Neuer, den höchsten sportlichen Respekt hat er vor Balletttänzern.
Und wir haben mit Dietmar Fink und Bianka Knoblach gesprochen, den beiden Consultingexperten, die wie keine anderen in Deutschland den Markt für Unternehmensberatungen sezieren und analysieren. Exklusiv haben sie uns ihre umfassende Studie über die besten Unternehmensberater Deutschlands präsentiert. Im Interview sprechen sie über die Dominanz von McKinsey, über die Boomgeschäfte 2021 und die Suche nach einem neuen Beratertypus. Denn junge Frauen und Männer mit Top-Bachelor-Abschluss eignen sich für die anstehenden Aufgaben nicht unbedingt.
Der deutlich am meisten gelesen Text dieses Donnerstags war übrigens dieser hier aus dem Kontext des Gamestop-Phänomens: Der Aufstand der Flashmob-Trader gegen die Wall Street
Bleiben Sie gesund. Herzlich, Ihr Lukas Heiny