Margaret Thatcher 1987: Ikone der Konservativen, Zerstörerin der britischen Industriegesellschaft
Foto: Getty ImagesAuf den ersten Blick kann sich Großbritanniens Performance sehen lassen. Die Wirtschaftsleistung des Königreichs legte 2014 um 2,6 Prozent zu, das stärkste Wachstum der G7-Staaten und ein Grund für die überraschend deutliche Wiederwahl der konservativen Regierung von David Cameron.
Doch jetzt muss sich Camerons Team der Realität stellen, dass es Boom Britannia an Substanz fehlt. Der von Goldman Sachs geholte Ökonom Jim O'Neill hat als neuer Finanzstaatssekretär das "productivity puzzle" zur Hauptaufgabe erklärt. Diesem Rätsel widmet sich auch die Bank von England (PDF): Wieso nimmt die Leistung je Arbeitsstunde der britischen Beschäftigten seit der Finanzkrise ab?
In dieser Hinsicht findet sich die Insel auf einem Niveau mit der stagnierenden italienischen Wirtschaft (die deutsche ist allerdings nicht viel besser). Was an Wachstum da ist, wird durch steigenden Arbeitseinsatz vor allem von Zuwanderern erzeugt. Der klassische Dreiklang von technischem Fortschritt, steigender Produktivität und wachsendem Wohlstand fehlt.
Zwei Ökonomen der Universität Cambridge weisen die Schuld daran nun auch noch Camerons Vorbild Margaret Thatcher zu. Seit dem Regierungsantritt der konservativen Premierministerin 1979 sei es mit Großbritanniens Wirtschaft insgesamt bergab gegangen, urteilen Ken Coutts und Graham Gudgin in einer umfassenden Datenanalyse, die sie am Mittwoch vorstellten.
Nach "extremer Deindustrialisierung" helfen nur noch Finanzblasen
"Bloomberg" und der "Guardian" zitierten vorab aus dem Bericht: Die "extreme Deindustrialisierung" als Folge von Thatchers Liberalisierung habe zu einer "permanent niedrigeren Wachstumsrate der Produktivität" geführt.
Als einzige liberale Reform habe der "Big Bang", die Finanzindustrie der Londoner City weitgehend von staatlichen Regeln zu befreien, das Wachstum gefördert - doch das auch nur zeitweise, dank einer "riesigen und letztlich untragbaren Expansion der privaten Verschuldung".
Thatchers Rezept aus niedrigen Steuern und Zöllen, freiem Arbeitsmarkt, Privatisierung, Deregulierung und Entmachtung der Gewerkschaften habe auf lange Sicht "nicht die Wirkung gebracht", lautet das Fazit der Cambridge-Ökonomen.
Einige Probleme der 70er Jahre habe Thatcher beseitigt, räumen Coutts und Gudgin ein: ständige Streiks und hohe Inflation. Doch an deren Stelle seien mit Arbeitslosigkeit und Ungleichheit nur andere Probleme getreten. Jetzt, da die schwache Produktivität die Zukunft des Landes belaste, könne man sich ja mal überlegen, auf ein anderes Kapitalismusmodell umzuschwenken.
Europas größte Bank wird deutlich kleiner: HSBC-Chef Stuart Gulliver will 25.000 Stellen bis 2017 streichen, zusätzlich zu ebenso vielen Beschäftigten, die über den Verkauf von Konzernteilen wie dem brasilianischen Filialnetz den Arbeitgeber wechseln. Die hochprofitable, globale Universalbank hat ihr Personal seit 2008 bereits um 55.000 Stellen (18 Prozent) reduziert. Auch nach dem neuen Plan bliebe sie mit mehr als 200.000 Beschäftigten noch Primus in Europa - falls sie den Konzernsitz nicht von London zurück nach Hongkong verlegt, was sie bis zum Jahresende prüfen will.
Den Titel übernehmen könnte die BNP Paribas. Die französische Großbank ist derzeit die einzige auf dem Kontinent, die eine Bilanzsumme von mehr als zwei Billionen Euro zählt. Mit einem starken Investmentbanking, das jedoch gegenüber dem bedeutenderen Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden wenig ins Gewicht fällt, erzielt die BNP relativ solide Milliardengewinne. Das Wachstum der Bank ist ungebrochen, auch wegen der Übernahme der Reste der belgischen Fortis. Seit 2008 kamen trotz verschiedener Sparrunden unterm Strich 18.000 Beschäftigte (10,6 Prozent) hinzu.
Ein ähnliches Geschäftsmodell strebt die britische Barclays erst an. Das immer wieder verlustreiche Investmentbanking wird eingedampft. In den vergangenen Jahren kam Barclays um direkte Staatshilfe herum, strich aber zur Sanierung rund 24.000 Stellen (gut 15 Prozent der Belegschaft von 2008). Im Rahmen des jüngst verschärften Sparkurs sollen binnen zwei Jahren noch einmal 30.000 Jobs wegfallen.
In der Deutschen Bank stehen zwei Jobs schon sicher auf der Kürzungsliste: die der Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Welche Folgen die Strategie 2020 für das Personal hat, ist noch offen - abgesehen von der Postbank mit knapp 15.000 Beschäftigten, die komplett zum Verkauf steht. Der Zukauf der Postbank hatte maßgeblich für das Wachsen der Konzernbelegschaft auf 98.000 Vollzeitstellen beigetragen. Das ist ein Plus von 22 Prozent seit 2008, das größte Wachstum unter den führenden Banken Europas. Zwischenzeitlich gingen aber schon einige tausend Jobs verloren.
Der neue Deutsche-Bank-Chef John Cryan verdiente sich seine Meriten als Berater unter anderem mit dem Megadeal zum Verkauf der niederländischen ABN Amro für 70 Milliarden Euro 2007. Nicht so gut bekam dieser Erfolg den am Kauf beteiligten Fortis (verstaatlicht und zerschlagen) sowie der Royal Bank of Scotland. Die hat sieben Verlustjahre in Folge hinter sich, dabei die weltweit größte Staatshilfe komplett aufgebraucht und 90.000 von 200.000 Stellen verloren. Jetzt sollen noch einmal 14.000 Jobs wegfallen, vom einst stolzen Investmentbanking bleibt kaum etwas übrig.
Als einzige Beteiligte ohne Blessuren aus dem ABN-Deal gekommen ist Santander. Die spanische Großbank ist seit eh und je auf möglichst einfaches und kostengünstiges Massengeschäft spezialisiert, was ihr konstant hohe Gewinne und den höchsten Börsenwert unter Europas Banken einbringt. Die Belegschaft ist seit 2008 - auch durch Zukäufe im Ausland während der Krise - um 8 Prozent auf jetzt 185.000 Vollzeitstellen gewachsen.
Ein ähnliches Profil, aber mit etwas geringerem Erfolg, hat die niederländische ING. Trotzdem verbucht sie prozentual gesehen den größten Stellenabbau seit 2008: minus 55 Prozent auf 56.000. Das liegt vor allem an der von der EU-Kommission als Auflage für Staatshilfe verfügte Trennung der Bank vom Versicherungsgeschäft.
Bezogen auf die Mitarbeiterzahl, war die Schweizer UBS 2008 ähnlich groß wie die Deutsche Bank. Doch sie wählte einen anderen Weg, konzentrierte sich auf die Vermögensverwaltung und reduzierte die Investmentsparte auf direkt für den Kundenbedarf nötige Geschäfte. Das Ergebnis ist eine um 23 Prozent auf gut 60.000 Beschäftigte geschrumpfte Belegschaft.
Die Mailänder Unicredit, zu der auch die Münchener Hypovereinsbank gehört, musste immer wieder hohe Verluste wegen der Krise in ihren Stammmärkten verbuchen. Angesichts des von Aufsehern durchgesetzten Ringfencings entlang nationaler Grenzen war das Profil als europäische Bank zuletzt auch nicht von Vorteil. Rund 27.000 von 174.000 Stellen (15,5 Prozent) fielen dem Sparkurs zum Opfer.
Europas größte Bank wird deutlich kleiner: HSBC-Chef Stuart Gulliver will 25.000 Stellen bis 2017 streichen, zusätzlich zu ebenso vielen Beschäftigten, die über den Verkauf von Konzernteilen wie dem brasilianischen Filialnetz den Arbeitgeber wechseln. Die hochprofitable, globale Universalbank hat ihr Personal seit 2008 bereits um 55.000 Stellen (18 Prozent) reduziert. Auch nach dem neuen Plan bliebe sie mit mehr als 200.000 Beschäftigten noch Primus in Europa - falls sie den Konzernsitz nicht von London zurück nach Hongkong verlegt, was sie bis zum Jahresende prüfen will.
Foto: LAURENT FIEVET/ AFPDen Titel übernehmen könnte die BNP Paribas. Die französische Großbank ist derzeit die einzige auf dem Kontinent, die eine Bilanzsumme von mehr als zwei Billionen Euro zählt. Mit einem starken Investmentbanking, das jedoch gegenüber dem bedeutenderen Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden wenig ins Gewicht fällt, erzielt die BNP relativ solide Milliardengewinne. Das Wachstum der Bank ist ungebrochen, auch wegen der Übernahme der Reste der belgischen Fortis. Seit 2008 kamen trotz verschiedener Sparrunden unterm Strich 18.000 Beschäftigte (10,6 Prozent) hinzu.
Foto: LOIC VENANCE/ AFPIn der Deutschen Bank stehen zwei Jobs schon sicher auf der Kürzungsliste: die der Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Welche Folgen die Strategie 2020 für das Personal hat, ist noch offen - abgesehen von der Postbank mit knapp 15.000 Beschäftigten, die komplett zum Verkauf steht. Der Zukauf der Postbank hatte maßgeblich für das Wachsen der Konzernbelegschaft auf 98.000 Vollzeitstellen beigetragen. Das ist ein Plus von 22 Prozent seit 2008, das größte Wachstum unter den führenden Banken Europas. Zwischenzeitlich gingen aber schon einige tausend Jobs verloren.
Foto: KAI PFAFFENBACH/ REUTERSDer neue Deutsche-Bank-Chef John Cryan verdiente sich seine Meriten als Berater unter anderem mit dem Megadeal zum Verkauf der niederländischen ABN Amro für 70 Milliarden Euro 2007. Nicht so gut bekam dieser Erfolg den am Kauf beteiligten Fortis (verstaatlicht und zerschlagen) sowie der Royal Bank of Scotland. Die hat sieben Verlustjahre in Folge hinter sich, dabei die weltweit größte Staatshilfe komplett aufgebraucht und 90.000 von 200.000 Stellen verloren. Jetzt sollen noch einmal 14.000 Jobs wegfallen, vom einst stolzen Investmentbanking bleibt kaum etwas übrig.
Foto: SANG TAN/ ASSOCIATED PRESSAls einzige Beteiligte ohne Blessuren aus dem ABN-Deal gekommen ist Santander. Die spanische Großbank ist seit eh und je auf möglichst einfaches und kostengünstiges Massengeschäft spezialisiert, was ihr konstant hohe Gewinne und den höchsten Börsenwert unter Europas Banken einbringt. Die Belegschaft ist seit 2008 - auch durch Zukäufe im Ausland während der Krise - um 8 Prozent auf jetzt 185.000 Vollzeitstellen gewachsen.
Foto: A2609 epa efe Angel Diaz/ dpaEin ähnliches Profil, aber mit etwas geringerem Erfolg, hat die niederländische ING. Trotzdem verbucht sie prozentual gesehen den größten Stellenabbau seit 2008: minus 55 Prozent auf 56.000. Das liegt vor allem an der von der EU-Kommission als Auflage für Staatshilfe verfügte Trennung der Bank vom Versicherungsgeschäft.
Foto: UNITED PHOTOS/ REUTERSBezogen auf die Mitarbeiterzahl, war die Schweizer UBS 2008 ähnlich groß wie die Deutsche Bank. Doch sie wählte einen anderen Weg, konzentrierte sich auf die Vermögensverwaltung und reduzierte die Investmentsparte auf direkt für den Kundenbedarf nötige Geschäfte. Das Ergebnis ist eine um 23 Prozent auf gut 60.000 Beschäftigte geschrumpfte Belegschaft.
Foto: © Arnd Wiegmann / Reuters/ REUTERSDie Mailänder Unicredit, zu der auch die Münchener Hypovereinsbank gehört, musste immer wieder hohe Verluste wegen der Krise in ihren Stammmärkten verbuchen. Angesichts des von Aufsehern durchgesetzten Ringfencings entlang nationaler Grenzen war das Profil als europäische Bank zuletzt auch nicht von Vorteil. Rund 27.000 von 174.000 Stellen (15,5 Prozent) fielen dem Sparkurs zum Opfer.
Foto: Nicole Becker/ dpa