

Andere Länder werben Superreiche mit Steuerrabatten an, Neuseeland will sie vertreiben. Wie die "Financial Times" berichtet (kostenpflichtig), durchläuft gerade ein Gesetzentwurf Anhörungen des Parlaments, das Käufe von Luxusimmobilien durch Ausländer verbieten würde.
Immobilienentwickler fürchten um ihr in den vergangenen Jahren boomendes Geschäft. "Das wird den Markt austrocknen", warnt Peter Campbell, Gründer der Baufirma Triple Star im Bergort Queenstown auf der Südinsel. Ein Kunde, der 60 Millionen Dollar in der Region investierte, habe ein Bauvorhaben bereits abgesagt.
Die dünn besiedelte Region lockt nicht nur mit ihrer als Filmkulisse bekannten Natur. Gerade, dass sie so abgelegen ist, schätzen viele Superreiche aus Hedgefonds, Silicon Valley oder chinesischen und russischen Firmen. Etliche der Neubauten sind für Selbstversorger ausgelegt, die im Notfall unabhängig von externen Strom-, Wasser oder Nahrungslieferungen sein wollen. Panikräume gehören zur Ausstattung ebenso wie in manchen Fällen auch Atomschutzbunker. Nebenbei versprach das Land bisher Niedrig- bis Nullsteuern und anonyme Trusts.
Neuseeland, sagte LinkedIn-Gründer Reid Hoffman dem "New Yorker", sei im Silicon Valley ein Codewort für "Versicherung gegen Apokalypse". Ein Haus in Neuseeland zu kaufen, sei wie "ein Handschlag der Freimaurerloge" der Prepper, die der Zivilisation misstrauen.
Besondere Furore machte Peter Thiel, der als früher Investor von Paypal und Facebook bekannt wurde und aktuell dem Valley den Rücken kehren will, wo er mit seiner offensiven Werbung für Donald Trump manche liberale Kollegen vor den Kopf stieß.
Der gebürtige Deutsche und "stolze Amerikaner", der in der Vergangenheit auch schon das Projekt einer fernab jeder staatlichen Kontrolle schwimmenden libertären Schiffsnation finanzierte, wurde 2017 als Doppelstaatsbürger geoutet. Schon 2011 hatte Thiel demnach, nach nur wenigen Kurzbesuchen und einem Treffen mit dem damaligen konservativen Premier John Key, den neuseeländischen Pass bekommen.
Neben den Käufen von Immobilien versprach sich die Regierung von dem Deal offiziell Werbung für Thiels "Utopia". Die "New York Times" zitierte aus Thiels Einbürgerungsantrag, "Ich kann mit Glück kategorisch sagen, dass ich kein anderes Land gefunden habe, das besser zu meinen Vorstellungen von der Zukunft passt als Neuseeland." Am Wanaka-See kaufte Thiel, der auch Immobilien in Auckland und Queenstown besitzen soll, für 13,5 Millionen Dollar ein 193-Hektar-Grundstück, das bislang nur mit einem Schuppen bebaut ist. Ausgesucht hatte er es per Helikopter.
Am Flugplatz Queenstown landen inzwischen laut "Financial Times" so viele Privatflugzeuge, dass manche abgewiesen werden müssen - die Kapazitätsgrenze ist erreicht. Zugleich klagen die Kommunen, dass Immobilien für Normalbürger unbezahlbar und auch sonst die Lebenshaltungskosten durch die Investoren hochgetrieben würden.
Neuseeland wurde in einem OECD-Bericht als Industrienation mit besonders ausgeprägtem Problem der Wohnungslosigkeit gebrandmarkt - und zugleich in den "Paradise Papers" als notorische Steueroase.
Der Schock kam mit dem überraschenden Wahlsieg der jungen Premierministerin Jacinda Ardern von der Labour-Partei im Oktober 2017. Sie hatte sich das Vorgehen gegen die Jetset-Landkäufer ins Programm geschrieben. Noch mehr ist es ihrem Koalitionspartner Winston Peters von der nationalistisch-populistischen "New Zealand First Party", der die schwangere Ardern bald vertreten wird, ein Anliegen.
Als der britische Sänger Ed Sheeran beiläufig per Twitter erklärte, "Ich bin zwar noch kein Bürger Neuseelands, aber ich arbeite daran", antwortete Ardern umgehend per Videonachricht mit "sehr wichtigen Fragen" an Sheeran: zuerst nach neuseeländischem Lokalkolorit wie Pineapple Lumps oder Jandals, aber dann auch zur Frage, ob der Musiker sich auch wirklich dauerhaft im Land ansiedeln wolle. Sonst könne die den "sehr informellen Einbürgerungsantrag" nicht annehmen.
Queenstown auf der neuseeländischen Südinsel ist zum Hotspot der globalen Geldelite geworden. In der Kulisse der "Hobbit"-Filme haben sich etliche Milliardäre und Multimillionäre ihr Refugium geschaffen. Der örtliche Flugplatz hat die Kapazitätsgrenze für Privatflieger und -helikopter erreicht.
Im Silicon Valley sei Neuseeland schon ein Codewort für die ultimative Krisenzuflucht, berichtete LinkedIn-Gründer Reid Hoffman dem "New Yorker". Als er einem Freund erzählte, er wolle das Land besuchen, habe der geantwortet: "Oh, du versicherst dich gegen die Apokalypse?" Ein Haus in Neuseeland zu kaufen, sei die Eintrittskarte in eine Welt, in der man selbstverständlich auch einen Atomschutzbunker kaufe, sich mit Strom, Wasser und Nahrung selbst versorge.
Prominentester Neuseeland-Investor mit Immobilien in Auckland, Queenstown sowie einem noch unbebauten riesigen Seegrundstück in Wanaka ist Peter Thiel. Der deutschstämmige Trump-Fan aus dem Silicon Valley hat sogar 2011 neben der amerikanischen die neuseeländische Staatsbürgerschaft angenommen - nach nur wenigen Kurzbesuchen, darunter ein Treffen mit dem damaligen Premier. Thiel schwärmte von Neuseeland als libertäres "Utopia".
Alibaba-Gründer Jack Ma sah in dem damaligen konservativen Premier John Key 2016 ebenfalls einen Ansprechpartner für den Kaufwunsch einer Immobilie. Mindestens 20 weitere chinesische Milliardäre seien schon dort, hieß es in der Lokalpresse.
Den größten Wirbel machte der deutsche Internetunternehmer Kim Dotcom, der seine (gemietete) Villa bei Auckland 2013/14 nutzte, um von dort sein Upload-Portal Mega sowie die von ihm finanzierte neuseeländische Internet Party zu bewerben - beides Flops. Inzwischen ist Dotcom mit seiner Frau nach Queenstown umgezogen und wehrt sich gegen den Beschluss des höchsten neuseeländischen Gerichts, ihn an die USA auszuliefern.
Nachbarn sind in den Südlichen Alpen meist weit weg - aber wenn man sie findet, könnte es sich um US-Hedgefonds-Pionier Julian Robertson handeln, den russischen Stahlmagnaten Alexander Abramow oder Bill Foley, den Aufsichtsratschef des US-Finanzkonzerns Fidelity. Der Hongkonger Hedgefonds-Gründer Michael Nock zog zu Beginn der Finanzkrise 2008 dorthin, weil er Schlimmeres befürchtete als Bankenpleiten. Neuseeland ist weit weg von allem - plötzlich ein Vorteil.
Auch Filmregisseur James Cameron, gebürtig aus Kanada, ist Wahlneuseeländer. Seine Liebe zu dem Land entfachten die Dreharbeiten zu "Avatar". Der passionierte Tiefseetaucher und Tierschützer macht auch offiziell Werbung für Neuseeland.
Die Wahl von Jacinda Ardern zur Premierministerin im Oktober 2017 erwischte manche der Möchtegern-Neuseeländer auf dem falschen Fuß. Die Milliardäre, die ihr Vorgänger willkommen hieß, sieht die Labour-Politikerin eher als Problem. Ihre Regierung will Investitionen strenger prüfen und Landbesitz reglementieren, damit das Leben für Alteingesessene bezahlbar bleibt.
Als der britische Sänger Ed Sheeran twitterte, er sei "zwar noch kein Bürger Neuseelands, aber ich arbeite daran", antwortete Ardern per Video: Sheeran solle erstmal seine Kenntnis der neuseeländischen Kultur beweisen und vor allem seine Absicht erklären, sich auch dauerhaft dort niederzulassen.
Nachbarn sind in den Südlichen Alpen meist weit weg - aber wenn man sie findet, könnte es sich um US-Hedgefonds-Pionier Julian Robertson handeln, den russischen Stahlmagnaten Alexander Abramow oder Bill Foley, den Aufsichtsratschef des US-Finanzkonzerns Fidelity. Der Hongkonger Hedgefonds-Gründer Michael Nock zog zu Beginn der Finanzkrise 2008 dorthin, weil er Schlimmeres befürchtete als Bankenpleiten. Neuseeland ist weit weg von allem - plötzlich ein Vorteil.
Foto: WILLIAM WEST/ AFPNachbarn sind in den Südlichen Alpen meist weit weg - aber wenn man sie findet, könnte es sich um US-Hedgefonds-Pionier Julian Robertson handeln, den russischen Stahlmagnaten Alexander Abramow oder Bill Foley, den Aufsichtsratschef des US-Finanzkonzerns Fidelity. Der Hongkonger Hedgefonds-Gründer Michael Nock zog zu Beginn der Finanzkrise 2008 dorthin, weil er Schlimmeres befürchtete als Bankenpleiten. Neuseeland ist weit weg von allem - plötzlich ein Vorteil.
Foto: WILLIAM WEST/ AFP