

US-Präsident Barack Obama will am Montag mit Kubas Staatsoberhaupt Raul Castro die Weichen für das Ende eines der schärfsten Konflikte des Kalten Krieges stellen. Bei einem als historisch geltenden Treffen im Palast der Revolution in Havanna will Obama auf wirtschaftliche und demokratische Reformen dringen.
Castro wird dagegen auf eine weitere Lockerung des vor 54 Jahren gegen die Karibik-Insel verhängten Wirtschaftsembargos bestehen. Seit Castros Bruder Fidel 1959 eine pro-amerikanische Regierung stürzte und unter dem Einfluss der damaligen Sowjetunion eine kommunistische Regierung installierte, sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern angespannt. 1961 brachen die USA die diplomatische Beziehungen ab. Im vergangenen Jahr tauschten dann beide Länder erstmals wieder Botschafter aus.
"Viva Obama, viva Fidel"
Obama war mit seiner Frau Michelle, den Töchtern Sasha und Malia sowie seiner Schwiegermutter am Sonntag in Havanna angekommen. Trotz eines tropischen Wolkenbruchs und scharfer Sicherheitsmaßnahmen hatte sich eine kleine Menschenmenge in der der Altstadt versammelt, durch die die Präsidentenfamilie nach dem Abendessen flanierte. "Viva Obama, viva Fidel"-Rufe waren zu hören.
Die Kubaner begrüßte der US-Präsident mit einer Twitter-Nachricht im kubanischen Spanisch-Slang: "Que bola Cuba?" ("Wie geht's, Kuba?") Doch die Botschaft dürften nicht viele Kubaner erhalten haben, da der Internetzugang eingeschränkt ist.
Am Montag will Obama nach dem Gespräch mit Castro Unternehmer und Dissidenten treffen. Am Dienstag steht eine vom kubanischen Fernsehen ausgestrahlte Rede an das kubanische Volk auf dem Programm. Zudem will er ein Basketball-Spiel besuchen.
Normalisierung der Beziehungen angestrebt
Der US-Präsident will mit seiner Visite nach der begonnenen Normalisierung der Beziehungen zum Iran ein zweites großes außenpolitisches Ziel verwirklichen. Obama kritisiert den US-Kurs eines Embargos gekoppelt mit eines strikten diplomatischen Anti-Kuba-Kurs als überholt. Allerdings stößt er damit auf den Widerstand der Republikaner in seinem Land. Obamas Ziel ist es, den Beginn normaler Beziehungen zu Kuba unumkehrbar zu machen, auch wenn er Anfang kommenden Jahres nach den Wahlen sein Amt als Präsident abgeben muss.
Kritiker werfen Obama vor, zu früh auf eine Normalisierung der Beziehungen hinzusteuern, da es keine überzeugenden Anzeichen für eine Liberalisierung gebe. Dass es die Opposition auf Kuba nach wie vor schwer hat, zeigte sich auch an einer Demonstration nur wenige Stunden vor der Ankunft des US-Präsidenten. Eine Kundgebung der sogenannten Frauen in Weiß wurde von der Polizei aufgelöst, rund 50 Menschen wurden festgenommen.
Ende 2014 hatten Präsident Obama und Raúl Castro ein Ende der Eiszeit vereinbart, die diplomatischen Beziehungen wurden 2015 wieder vollständig aufgenommen, das US-Handelsembargo gelockert, etwa im Finanzbereich und für direkte Fährverbindungen. Seit wenigen Tagen gibt es auch wieder einen direkten Postverkehr. Kuba fordert als nächsten Schritt eine vollständige Aufhebung des US-Handelsembargos und eine Rückgabe des seit 1903 unter US-Kontrolle stehenden Stützpunktes Guántanamo.
Die Air Force One im Landeanflug auf Havanna: An Bord der Präsidentenmaschine war nicht nur Barack Obama, sondern auch seine Ehefrau und die beiden Kinder. Gemeinsam reisten die Obamas nach Kuba - ein historischer Besuch.
Das Wort "historisch" wird im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Obamas Besuch immer wieder genannt. Und auch der US-Präsident selbst nutzte es: "Es ist eine historische Gelegenheit, mit dem kubanischen Volk direkt in Kontakt zu treten", sagte er vor US-Diplomaten. Hier ist er kurz nach der Landung in Havanna mit Michelle Obama zu sehen, dahinter steigen Malia und Sasha Obama die Stufen hinunter.
Warum "historisch"? Nun, es ist das erste Mal seit 88 Jahren, dass ein amtierender US-Präsident seinen Fuß auf kubanischen Boden setzt.
Obamas Besuch war schon vor Wochen angekündigt worden und hatte für große Aufregung gesorgt. Als nun seine Fahrzeugkolonne durch Havanna fuhr, wurde die Präsidentenfamilie auch von diesem Kubaner begrüßt, der sich in eine US-Flagge gehüllt hatte.
Obama-T-Shirts standen bei einigen Bewohnern von Havanna offensichtlich hoch im Kurs: Dieser Mann wartet in der Nähe der Kathedrale darauf, den US-Präsidenten sehen zu können. Auf seiner Brust prangt ein Bild Obamas - darauf hat er in seinem Schreibtisch im Oval Office die Denkerpose eingenommen.
Noch ein T-Shirt, noch einmal Obama: Dieser Tourist aus Norwegen hat sich allerdings für eine andere Version entschieden - er führt Obama im typischen Che-Guevara-Look vor. Der marxistische Revolutionär - und zentrale Figur der kubanischen Revolution - starb 1967 in Bolivien.
Obama hatte betont, er wolle in Kuba die Menschen treffen und direkt von ihnen hören, wie es ihnen gehe. Via Twitter begrüßte er die Kubaner mit den Worten: "Que bolá Cuba" - Wie geht's, Kuba?"
Ende 2014 hatten Obama und Raúl Castro ein Ende der Eiszeit vereinbart, die diplomatischen Beziehungen wurden 2015 wieder vollständig aufgenommen, das US-Handelsembargo gelockert, etwa im Finanzbereich und für direkte Fährverbindungen. Seit wenigen Tagen gibt es auch wieder einen direkten Postverkehr. Nun ist Obama also in Kuba angekommen - und wird von zahlreichen Schaulustigen erwartet.
Im strömenden Regen mussten die Obamas ihren Altstadtbesuch in Havanna unternehmen, hier lächeln Barack Obama und seine Tochter Malia.
Obama nahm sich einigen Minuten Zeit, um Schaulustige in der Nähe der Kathedrale von Havanna zu begrüßen. An Bord der Air Force One waren unter anderem auch Michelle Obamas Mutter sowie die Witwe und Tochter des amerikanischen Baseballstars Jackie Robinson.
Das kubanische Fernsehen hat den Besuch der Obamas in Havanna übertragen, aus dem Material stammt auch dieses Foto von Michelle und Malia Obama.
Diese Kubaner verfolgen die Ankunft des US-Präsidenten auf einem Smartphone. Staatschef Raúl Castro war übrigens nicht am Flughafen erschienen, um die Obamas zu begrüßen; er schickte Außenminister Bruno Rodríguez. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump nahm das zum Anlass für einen seiner Lästertweets: "Wow, Präsident Obama ist gerade in Kuba gelandet, ein großes Ding, und Raúl Castro war nicht einmal dort, um ihn zu begrüßen. Er hat den Papst und andere begrüßt. Keinen Respekt."
Ein Treffen zwischen Raúl Castro und dem US-Präsidenten ist aber geplant, die beiden wollen unter anderem über eine weitere Vertiefung des Annäherungsprozesses sprechen. Am Montag um elf Uhr steht ein gemeinsamer Fototermin in Obamas Terminkalender. Am Abend wird es dann ein Staatsdinner geben.
Im Stadtmuseum von Havanna winkt Obama in Richtung der Journalisten - im Hintergrund ist ein Porträt Abraham Lincolns zu sehen. Der US-Präsident wird zwar mit Raúl Castro sprechen, ein Treffen mit Raúls Bruder und Revolutionsführer Fidel Castro ist nicht geplant.
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... wurden nach einer Demonstration in Havanna Dutzende Dissidenten festgenommen. "Es gibt ein Klima der politischen Repression", sagte Elizardo Sánchez, Chef der verbotenen Kubanischen Kommission für Menschenrechte und Nationale Versöhnung (CCDHRN). Viele Dissidenten seien von der Polizei gewarnt worden, ihre Häuser nicht zu verlassen, während Obama sich in Havanna aufhält.
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Foto: HANDOUT/ REUTERS