Rocket Internet, Flixbus und Co. Deutsche Digitalpromis verbünden sich für den Klimaschutz

Niklas Östberg: Auch der Chef von Delivery Hero hat sich der Initiative angeschlossen
Foto: Delivery HeroDer Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, der sich die Menschheit derzeit stellen muss. Und aktueller denn je, seit der Regenwald im Amazonas-Gebiet - die grünen Lungen der Welt - lichterloh brennt. Der Weltklimarat IPCC hat erst vor wenigen Wochen mitgeteilt, dass der weltweite Temperaturanstieg über den Landflächen bereits 1,53 Grad erreicht hat. Ein bedrückendes Ergebnis.
Verantwortlich für die Erderwärmung ist vor allem der stetig wachsende Ausstoß von Kohlenstoffdioxid. Bundeskanzlerin Angela Merkel will Deutschland deshalb bis 2050 klimaneutral machen, der Autozulieferer Bosch will dies schon bis 2020 schaffen und der Autobauer Daimler peilt dieses Ziel immerhin für das Jahr 2039 an.
Nun tut sich auch die deutsche Digitalszene mit einer eigenen Initiative hervor. Die "Leaders for Climate Action", ein Zusammenschluss mehrerer Start-up-Gründer, CEOs und Investoren, fordern ein "ein klimaneutrales, vollständig mit erneuerbarer Energie versorgtes, digitales Deutschland" bis 2035. Maßgeblich dazu beitragen soll die sofortige Einführung einer "CO2-Bepreisung, mindestens nach den Empfehlungen des Rates der Wirtschaftsweisen". Also eine neue Steuer.
Laut einer Broschüre zur Rekrutierung neuer Mitglieder, die manager magazin vorliegt, haben sich prominente Namen wie Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg, Alexander Samwer (Ex-Rocket Internet), Eric Wahlforss (SoundCloud) oder Jochen Engert (Flixbus) der Initiative angeschlossen. Sie wollen mit einer CO2-Reduktion in ihren eigenen Unternehmen vorangehen und öffentlichen Druck auf Bundesregierung und andere Branchen aufbauen. Konkret soll etwa ein vierstufiger Prozess vorgestellt werden, den eine Firma bis zur CO2-Neutralität durchlaufen soll.
Mitgliedsbeiträge sind nicht vorgesehen

Flixbus Gründer Daniel Krauss, Jochen Engert, André Schwämmlein: Mit CO2 Senkung im eigenen Unternehmen vorangehen
Foto:Flixmobility
In dem Dokument klingt das bisweilen wie in der Präsentation eines McKinsey-Beraters ("Opportunity just ahead") - ein in der durch Ex-Consultants geprägten Szene weit verbreiteter Duktus. Vorgesehen sind etwa auch Beispielprojekte, um den Behörden zu zeigen, wie sich Klimaschutz und Wirtschaftsinteressen vereinen lassen. Offen bleibt, was damit genau gemeint ist. Als Mitunterzeichner angesprochen fühlen sollen sich jedenfalls vor allem "hoch gebildete" und "schnelle" Menschen, die gut vernetzt und bereit sind, auch ihr Geld für die gute Sache einzusetzen ("Together we can make a change"). Spenden oder Mitgliedsbeiträge sind dem Vernehmen nach jedoch nicht vorgesehen.
Damit zeigt sich auch der Unterschied zwischen deutscher und amerikanischer Szene: Im libertären Silicon Valley wäre die gemeinsame Forderung nach einer CO2-Steuer kaum vorstellbar. Große Digitalkonzerne wie Facebook oder Google - nach außen stets auf Weltrettung bedacht - tun sich größtenteils schwer damit, ihr immenses intellektuelles und wirtschaftliches Potential für wichtige Menschheitsprobleme wie den Klimawandel zu mobilisieren . Obwohl es viele Möglichkeiten gäbe, etwa bei den gigantische Rechenzentren, die immens viel Strom verbrauchen.
Dabei müssen auch die deutschen - laut Eigenbezeichnung "forward thinking digital people" - erst beweisen, dass sie es mit ihrem "Green Pledge" wirklich ernst meinen. Bislang taten sich Start-up-Gründer hierzulande nicht gerade als klimafreundlich hervor. Gerade in der Berliner Szene wird der Reichtum in jungen Jahren gern in Sportwagen oder Luxusreisen angelegt.
Außerdem wird es interessant sein, zu erfahren, wie etwa Flixbus mittelfristig CO2-neutral Millionen Fahrgäste durch Europa transportieren oder Home24 Möbel den Kunden nach Hause liefern will. Beide Unternehmen arbeiten dabei mit Dienstleistern und Subunternehmern zusammen, die man dann ebenfalls auf die eigenen Ziele verpflichten müsste.
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Für viele Mitunterzeichner sollte die Aufgabe indes leicht lösbar sein: Im Vergleich zu Handel oder Autoindustrie dürfte es etwa App-Entwicklern relativ leicht fallen, für weniger CO2-Ausstoß zu sorgen. Auch die geforderte Steuer beträfe sie kaum. Die Initiative will ihre konkreten Pläne am Dienstag in Berlin vorstellen.