Neuer Ministerpräsident prescht vor
Japan verschärft das Tempo beim Klimaschutz
Japans neuer Ministerpräsident hat sich offenbar einiges vorgenommen: Gleich in seiner ersten Rede vor dem Parlament verschärfte Yoshihide Suga die Ziele des Landes zum Klimaschutz - ein echter Kurswechsel.
Japans Ministerpräsident Suga bei einer Rede im September.
Foto: KIM KYUNG-HOON / REUTERS
Auch Japan soll bis 2050 klimaneutral werden. Das kündigte der neue Ministerpräsident Yoshihide Suga (71) am Montag an und vollzog damit einen bedeutenden Kurswechsel in der Klimapolitik. Bislang hatte sich Japan zum Ziel gesetzt, so bald wie möglich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts praktisch kein CO2 mehr in die Atmosphäre abzugeben, ohne ein konkretes Datum zu nennen.
"Wir werden den Gesamtanteil von Treibhausgasen bis 2050 netto auf Null bringen, also CO2-neutral sein", sagte Suga am Montag in seiner ersten Rede vor dem Parlament seit seinem Amtsantritt. Ziel sei es, eine "dekarbonisierte Gesellschaft" zu schaffen.
Suga legte einen konkreten Zeitplan vor, der Japan hin zur CO2-Neutralität führen soll. "Der Schlüssel ist Innovation", betonte Suga mit Blick auf moderne Energietechnologien wie Sonnenbatterien. Bisher hängt die Energieversorgung in Japan noch stark von der Kohle ab.
Suga bekannte sich in der Rede gleichermaßen zu erneuerbaren Energien und zur Atomenergie. Sicherheit habe dabei die Priorität, betonte er mit Blick auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011.
Trotz allem neue Kohlekraftwerke geplant
Mit dem neuen Ziel einer Klimaneutralität bis 2050 folgt Japan dem Beispiel der Europäischen Union. "Die Reaktion auf den Klimawandel bedeutet keine Beschränkung des Wirtschaftswachstums mehr", sagte Suga in seiner ersten Rede. Vielmehr könne ein entsprechender Umbau einen großen Schub für die Wirtschaft bringen.
Um das Klimaneutralitätsziel zu erreichen, will Suga unter anderem den Ausbau der Erneuerbaren Energien, das Kohlenstoffrecycling und die Digitalisierung vorantreiben. Allerdings plant das Land auch die Inbetriebnahme neuer Kohlekraftwerke.
Klimaschützer hatten zuletzt den Druck auf die Regierung in Tokio erhöht, in der Klimapolitik ambitionierter aufzutreten. Im Jahr 2018 war die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) der sechstgrößte Treibhausgas-Emittent. Japan gehört zu den Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens. Japan ist weltweit der fünftgrößte CO2-Emittent.
Suga hatte im September den Posten des Regierungschefs übernommen, nachdem Shinzo Abe (66) nach fast acht Jahren im Amt aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war.