Inflation Preise im Großhandel steigen so schnell wie seit 47 Jahren nicht mehr

Teure Rohstoffe und eine sich schnell erholende Weltkonjunktur treiben die Preise im Großhandel massiv. Für die Entwicklung der Verbraucherpreise ist das ein wichtiges Signal.
Stahlrollen: Ein Preistreiber war im September vor allem die Entwicklung bei Erzen, Metallen und Vorprodukten aus Metall

Stahlrollen: Ein Preistreiber war im September vor allem die Entwicklung bei Erzen, Metallen und Vorprodukten aus Metall

Foto: Oliver Berg/ dpa

Der Preisauftrieb in Deutschland beschleunigt sich. Im September sind die Verkaufspreise im deutschen Großhandel gegenüber dem Vorjahresmonat um 13,2 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Das war der stärkste Anstieg seit der ersten Ölkrise 1974. Im August hatte der Anstieg 12,3 Prozent und im Juli 11,3 Prozent betragen. Schon dies waren ungewöhnlich hohe Anstiege.

Der Zuwachs sei zum einen durch stark gestiegene Preise für viele Rohstoffe und Vorprodukte begründet, erklärten die Statistiker. Zum anderen wirkt ein Basiseffekt: Wegen der Corona-Krise war das Preisniveau in den Vorjahresmonaten vergleichsweise niedrig, was die jetzigen Teuerungsraten nach oben treibt.

Der Großhandel ist eine von mehreren Wirtschaftsebenen in Deutschland, auf denen sich das allgemeine Preisniveau bildet. Hinzu kommen die Preise für nach Deutschland eingeführte Güter und die Preise, die Hersteller für ihre Produkte erhalten, die Erzeugerpreise. Sie alle wirken auf die Verbraucherpreise ein, an denen die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik ausrichtet. In Deutschland waren die Verbraucherpreise zuletzt mit 4,1 Prozent so stark gestiegen wie seit Ende 1993 nicht mehr.

Ein starker Preistreiber war den Angaben zufolge die Entwicklung bei Erzen, Metallen und Vorprodukten aus Metall: Sie verteuerten sich um 62,8 Prozent. Mineralölerzeugnisse kosteten 42,3 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Besonders kräftige Anstiege gab es auch im Großhandel mit Altmaterial und Reststoffen (+84,6 Prozent) sowie mit Roh- und Schnittholz (+54,6 Prozent). Erheblich teurer wurden auch Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (+23,9 Prozent).

Wegen der raschen Erholung der Weltkonjunktur von der Corona-Rezession steigen derzeit die Preise für viele Produkte rasant. Besonders den weltgrößten Volkswirtschaften USA und China wird in diesem Jahr ein starkes Wachstum vorausgesagt, zumal dort große Konjunkturprogramme aufgelegt wurden.

rei/DPA/Reuters

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren