"US-Wirtschaft auf Hilfe angewiesen"
Fed-Chef Powell dämpft Inflationssorgen
Die US-Notenbank Fed will an ihren Wertpapierkäufen festhalten - das hat Jerome Powell bei einer Anhörung vor dem US-Senat noch einmal bekräftigt. Schließlich sei die US-Wirtschaft noch weit von ihrem Inflationsziel entfernt.
"Erholung ist noch längst nich abgeschlossen": Fed-Chef Jerome Powell will an der expansiven Geldpolitik festhalten
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Die von der Corona-Pandemie schwer getroffene US-Wirtschaft ist nach Einschätzung von Notenbankchef Jerome Powell (68) noch für geraume Zeit auf Hilfen der Währungshüter angewiesen. Die konjunkturelle Erholung sei weiterhin "uneinheitlich und noch längst nicht abgeschlossen", sagte Powell am Dienstag bei seiner halbjährigen Anhörung im Bankenausschuss des US-Senats. Es werde noch dauern, bevor die Federal Reserve erwägen werde, ihre Geldpolitik zu verändern, mit der sie dem Land helfe, wieder Vollbeschäftigung zu erreichen. "Die Entwicklung der Wirtschaft hängt weiterhin erheblich vom Verlauf des Virus und der ergriffenen Maßnahmen ab, seine Verbreitung zu kontrollieren."
Powell sei überzeugt, dass die Geldpolitik unterstützend bleiben müsse, sagte der Investmentstratege Michael Arone von State Street Global Advisors. Deshalb sei in absehbarer Zeit nicht mit Veränderungen der Geldpolitik zu rechnen.
Die Fed greift der US-Konjunktur derzeit unter anderem mit ultratiefen Zinsen und monatlichen Wertpapierkäufen im Volumen von 120 Milliarden Dollar unter die Arme. Diese Maßnahmen "haben die Finanzierungsbedingungen erheblich gelockert und geben der Wirtschaft substanzielle Unterstützung", sagte Powell. Es ist sein erster Auftritt im US-Kongress seit dem Wahlsieg der Demokraten, der ihnen die Kontrolle über beide Kammern des Hauses sicherte. "Die Wirtschaft ist noch weit entfernt von unseren Vollbeschäftigungs- und Inflationszielen, und es braucht wahrscheinlich noch einige Zeit, bis weitere deutliche Fortschritte erreicht sein werden", sagte der Fed-Chef.
Powell rechnet nicht mit einem starken oder nachhaltigen Preisanstieg
Die Notenbank hatte zuletzt signalisiert, dass sie ihre Anleihenkäufe erst zurückfahren wird, wenn sich die Bedingungen am Jobmarkt und die Inflation durchgreifend verbessern. Die Fed werde die Käufe solange mit mindestens der aktuellen Geschwindigkeit fortsetzen, bis sie deutliche Fortschritte in Richtung ihrer Ziele sehe, sagte Powell. Sie werde zudem weit im Voraus mitteilen, ob dies der Fall sei, bevor sie die Käufe verändere.
Die Arbeitslosenquote lag in den USA zuletzt bei 6,3 Prozent - das liegt weit entfernt vom Ziel Vollbeschäftigung. Auf dem US-Arbeitsmarkt fehlen noch immer etwa zehn Millionen Arbeitsplätze im Vergleich zum Vorkrisenniveau. "Wir müssen unseren Job mit der Pandemie erledigen, sie unter Kontrolle bringen, sodass sich die US-Wirtschaft wirklich wieder öffnen kann," sagte Powell. Die US-Wirtschaft könne angesichts der angelaufenen Impfkampagnen im laufenden Jahr um etwa 6 Prozent wachsen. Im zweiten Halbjahr werde der Konsum womöglich kräftig anziehen, was aber auch die Preise anschieben könne. Es sei aber nicht sehr wahrscheinlich, dass der Preisanstieg stark ausfallen werde oder nachhaltig sei.
Powell wird am Mittwoch auch vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses sprechen. Von seiner dann zweitägigen Anhörung dürften auch seine Aussichten für eine weitere Amtszeit abhängen. Anfang 2021 läuft seine vierjährige Amtszeit ab. US-Präsident Joe Biden (78) muss in den nächsten Monaten entscheiden, ob er Powell, der von seinem Vorgänger Donald Trump (74) für den Posten vorgeschlagen wurde, für eine zweite Amtszeit vorsehen will.