

Buchtipp "Ten Lessons for a Post-Pandemic World" So könnte die Politik nach der Pandemie aussehen
CNN-Zuschauer kennen Fareed Zakaria als Gastgeber eines wöchentlichen Polittalks, zu dem er auch Promis wie EZB-Chefin Christine Lagarde oder den Ökonomen Paul Krugman empfängt. Nun versucht sich der in Harvard promovierte Politikjournalist an einer Deutung der Corona-Krise und holt weit aus.
Die Verwüstungen durch das Virus interpretiert er als Menetekel für die freiheitlichen Gesellschaften des Westens, aus denen sich der Staat als Gestalter über Jahrzehnte immer weiter zurückgezogen hat. Die aktuelle Krise werde nicht die letzte sein: "Wir rasen durch die Zeit wie Autos ohne Airbag und Versicherung." Es gehe jetzt ums "Anschnallen".
Mit der Metapher vom Sicherheitsgurt leitet Zakaria sein Plädoyer für einen Politikwechsel ein. Sein gelobtes Land ist – wie schon für den im Vorwahlkampf gescheiterten Demokraten Bernie Sanders – ausgerechnet das winzige Dänemark, der vermeintliche Prototyp des egalitären Wohlfahrtsstaats. Nicht mehr der ungezügelte Markt, sondern die Regierungen sollen ihre Bürger in die Lage versetzen, sich "dem Umfeld des globalen Wettbewerbs und der technologischen Dynamik bewaffnet zu stellen".
In Zakarias Auto sitzt der Zeitgeist am Steuer, der den Neoliberalismus als Ursache allen Übels identifiziert hat und ihn endgültig auf den Friedhof der Geschichte kutschieren möchte.
In Europa wird die Rückkehr zum starken Staat als Vermächtnis der Pandemie schon heiß diskutiert. Im US-Präsidentschaftswahlkampf hat diese Diskussion gerade die Nation gespalten. Eine Spazierfahrt, wie Zakaria nahelegt, ist die Sache also nicht.