Exporte an Russland EU-Kommission will China sanktionieren

In dieser Woche zu Besuch in Berlin: Chinas Außenminister Qin Gang
Foto: ALY SONG / REUTERSDie EU-Kommission will erste Sanktionen gegen chinesische Firmen wegen Unterstützung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf den Weg bringen. Demnach sollen die Vermögenswerte von sieben chinesischen Firmen in der EU eingefroren werden, wie mehrere Brüsseler Diplomaten am Montag sagten. Beschlossen werden muss ein solcher Schritt aber einstimmig von den 27 Mitgliedstaaten, die den Angaben zufolge am Mittwoch erstmals über die Vorlage beraten werden. Der Vorschlag zielt demnach neben China auch auf die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate sowie Länder in Zentralasien und der Kaukausus-Region.
Die Regierung in Peking warnte die EU vorsorglich vor der Verhängung von Sanktionen im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Ukraine. Falls es zu solch einem Schritt kommen sollte, würden sich die bilateralen Beziehungen verschlechtern, erklärte das chinesische Außenministerium am Montag. China werde dann entschlossene Maßnahmen ergreifen, um seine Interessen zu schützen. Die Regierung in Peking lehne jedes Vorgehen ab, das die Beziehungen zwischen China und Russland als Vorwand für eine Schädigung der Handelskooperation nutze. Die Bundesregierung wollte sich zu den Brüsseler Plänen am Montag nicht äußern.
Sanktionen soll Russlands Produktion von Waffen erschweren
Einem Bericht der "Financial Times" zufolge sollen von den Plänen der EU-Kommission die Unternehmen 3HC Semiconductors und King-Pai Technology im chinesischen Kernland sowie Sinno Electronics, Sigma Technology, Asia Pacific Links, Tordan Industry und Alpha Trading Investments in der Sonderverwatungszone Hongkong betroffen sein. Von diesen Firmen nach Russland exportierte Güter können demnach auch für die Herstellung von Waffen verwendet werden. Einige der Firmen wurden deswegen bereits von den USA mit Sanktionen belegt.
In Bezug auf Deutschland gibt es widersprüchliche Signale aus China: Während Finanzminister Christian Lindner (44, FDP) kurzfristig von der chinesischen Regierung ausgeladen wurde, hat sich für Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne; 42) spontaner Besuch aus Peking angekündigt. Chinas Außenminister Qin Gang (57) wird am Dienstag und Mittwoch in Berlin erwartet. Am Mittwoch habe Qin einen Termin mit dem außenpolitischen Berater im Kanzleramt, fügte ein Regierungssprecher hinzu. In den Gesprächen sollen auch die deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen am 20. Juni vorbereitet werden.
Lindners Treffen mit dem chinesischen Finanzminister Liu Kun (66) in Peking soll den Angaben zufolge zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Unklar ist, ob die Absage auch mit dem Verhältnis Chinas zu Lindner und dessen FDP zusammenhängt. Im März war Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger nach Taiwan gereist und hatte damit für Unmut in Peking gesorgt. Lindner selbst hatte Chinas Haltung zum russischen Krieg gegen die Ukraine zuletzt kritisiert und auch dafür geworben, etwa Menschenrechtsfragen offen anzusprechen.