Hunderte Beschäftigte aus der Autoindustrie protestierten vor dem Weißen Haus in Washington während einer Anhörung zu geplanten Zöllen auf Autoimporte
Foto: AFP20 bis 25 Prozent Zoll auf Autoimporte - damit droht derzeit US-Präsident Donald Trump und verunsichert die Weltwirtschaft. Bei einer Anhörung im US-Handelsministerium warnten am Donnerstag (Ortszeit) Vertreter der US-amerikanischen als auch der europäischen Autoindustrie die US-Regierung davor, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen.
US-Beschäftigte ausländischer Autokonzerne wiesen bei einer Demonstration ebenfalls auf Gefahren einer Abschottung hin. Diplomaten der EU, Kanadas und Mexikos kritisierten die Pläne scharf.
Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, betonte die Bedeutung deutscher Firmen für die amerikanische Wirtschaft. "Unsere Mitglieder - Hersteller sowie Zulieferer - betreiben mehr als 300 Werke in den USA", sagte er bei der Anhörung. Die deutschen Autokonzerne produzierten mehr als 800.000 Fahrzeuge "made in the USA" pro Jahr und hätten mehr als 100.000 Jobs im Land geschaffen - allein in der Produktion."
In der Gesamtbetrachtung sind deutsche Firmen der viertgrößte ausländische Arbeitgeber in den USA. Branchenvertreter warnten vor steigenden Produktionskosten und erheblichen Nachteilen für Industrie und Verbraucher.
US-Gewerkschaft und US-Autohändler warnen vor Massenentlassungen
Jennifer Kelly von der US-Automobilgewerkschaft UAW sagte: "Wir warnen vor unvorhergesehenen Folgen, einschließlich Massenentlassungen von amerikanischen Arbeitern." Es müsse zwar etwas für die Branche getan werden. Aber nötig seien "gezielte Maßnahmen".
Eine Lobbygruppe von US-Autohändlern warnte, dass die Zölle den Absatz um zwei Millionen Fahrzeuge jährlich senken würden. Sie legte eine Studie vor, wonach die Zölle mehr als 117.000 Arbeitsplätze bei den Autohändlern und damit etwa 10 Prozent der Stellen kosten könnten.
Darüber hinaus demonstrierten hunderte Mitarbeiter ausländischer Hersteller vor dem Ministerium aus Sorge um ihre Jobs gegen die Pläne. Eine Gruppe von 150 Kongress-Abgeordneten forderte parteiübergreifend in einem Brief einen Verzicht auf die Zölle.
Sollte es wirklich zu dem befürchteten Handelskrieg mit einer Spirale immer neuer Beschränkungen kommen, dürfe die EU nicht klein beigeben, verlangte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Ein geschlossenes Vorgehen Europas sei nötig, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer verschiedenen Zeitungen. Man müsse die amerikanische Seite sehr deutlich auf die möglichen Risiken auch für Jobs in den Vereinigten Staaten hinweisen: "Klar ist, Zölle und Gegenzölle kosten letztlich Arbeitsplätze und Investitionen auf beiden Seiten des Atlantiks."
EU-Spitzenkommissare reisen zum Krisentreffen in die USA
Die EU-Kommission plant für die kommende Woche ein Krisentreffen mit der US-Regierung, Handelskommissarin Cecilia Malmström und Kommissionschef Jean-Claude Juncker reisen kommenden Mittwoch zu Trump. Nach Angaben aus EU-Kreisen wollen sie dem US-Präsidenten unter anderem Verhandlungen über ein Abkommen zur Liberalisierung des grenzüberschreitenden Autohandels vorschlagen. Bisher erhebt die EU für den Import von Personenwagen noch höhere Zölle als die USA.
US-Handelsminister Wilbur Ross versuchte während der Anhörung die Wogen ein wenig zu glätten: Es sei noch "eindeutig zu früh", um zu sagen, ob die Regierung ihre Zollpläne auch tatsächlich umsetzen werde. Die entsprechende Untersuchung sei noch nicht abgeschlossen.
US-Präsident Donald Trump hat im Handelskonflikt mit Europa nach der Ankündigung von Zöllen auf Stahl und Aluminium auch Abgaben auf Autoimporte angedroht und damit gleichsam den Autosektor an der Börse unter Druck gebracht.
Trump beklagte ein "großes Handelsungleichgewicht". Nachfolgend daher ein Überblick über die Marktanteile der deutschen Autobauer auf ihrem zweitwichtigsten Markt nach China - und die der US-Hersteller in Deutschland:
Marktanteile: Der Volkswagen-Konzern, Daimler und BMW steigerten im vergangenen Jahr den US-Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um ein Prozent auf 1,35 Millionen Stück. Der Gesamtmarkt schrumpfte dagegen um knapp 2 Prozent auf 17,1 Millionen Neufahrzeuge. Einschließlich Transportern und Pickups stieg der Marktanteil der Deutschen leicht auf 7,9 Prozent.
Bei Pkw kletterte der Marktanteil der Deutschen fast um einen Prozentpunkt auf 12,7 Prozent. Im Luxussegment stehen sie noch besser da: Da stammen vier von zehn Autos von deutschen Herstellern.
Umgekehrt ist in Deutschland Ford (Bild: Ford-Mitarbeiter im Werk in Köln) der größte US-Hersteller und zugleich die stärkste ausländische Marke mit einem Anteil von 7,2 Prozent (knapp 250.000 Fahrzeuge) 2017.
Den deutschen Autobauer Opel verkaufte der US-Mutterkonzern General Motors im August an den französischen Autobauer PSA. Opels Marktanteil von 7 Prozent zählt deshalb nicht mehr zu den US-Herstellern. Als dritter der großen Drei aus den USA hat Chrysler, mittlerweile verschmolzen mit Fiat aus Italien, mit der Marke Jeep bei gut 13.000 Neuwagen einen Anteil von 0,4 Prozent.
Der Elektroautobauer Tesla verkaufte rund 3300 Exemplare (0,1) Prozent. Zusammen kommen die Amerikaner also auf knapp 8 Prozent.
Produktion und Exporte: Auf längere Sicht stieg die Produktion der Deutschen in den USA, während die Exporte dorthin sanken. Im vergangenen Jahr schrumpfte die Fertigung der Deutschen in den USA aber wegen der Flaute am Automarkt um gut 6 Prozent auf 804.000 Stück. Im Vergleich zu 2013 ist das ein Anstieg um 29 Prozent. Gut jedes zweite in den USA hergestellte Auto wird aus den USA zu anderen Weltmärkten ausgeführt.
Die Exporte aus Deutschland in die USA beliefen sich auf knapp 500.000 Neuwagen, ein Viertel weniger als vor fünf Jahren. Wertmäßig sind die USA der bedeutendste Abnehmer von Pkw, Light Trucks und Zulieferprodukten.
Beschäftigung und Standorte: Die deutschen Automobilhersteller beschäftigen in den USA im Pkw-Bau gut 36.000 Mitarbeiter. Die deutschen Zulieferer, die auch die US-Konzerne bedienen, haben sogar rund 80.000 Beschäftigte. BMW hat sein weltweit größtes Pkw-Werk in Spartanburg/South Carolina (im Bild) mit einer Produktionskapazität von 450.000 Einheiten und über 9000 Arbeitnehmern.
Daimlers größter Pkw-Standort in den USA ist die Fabrik in Tuscaloosa/Alabama mit einer Kapazität von 300.000 Fahrzeugen im Jahr und mehr als 3700 Mitarbeitern.
VW hat sein 2011 eröffnetes Werk in Chattanooga/Tennessee zuletzt 2015 vergrößert. Der Standort mit seinen rund 3500 Beschäftigten hat eine Produktionskapazität von rund 150.000 Stück. Alle deutschen Hersteller haben auch eine umfangreiche Fertigung für den US-Markt im benachbarten Mexiko, dem der US-Präsident ebenfalls schon mit Handelsbarrieren zum Schutz der heimischen Industrie drohte.
cr,rtr
US-Präsident Donald Trump hat im Handelskonflikt mit Europa nach der Ankündigung von Zöllen auf Stahl und Aluminium auch Abgaben auf Autoimporte angedroht und damit gleichsam den Autosektor an der Börse unter Druck gebracht.
Trump beklagte ein "großes Handelsungleichgewicht". Nachfolgend daher ein Überblick über die Marktanteile der deutschen Autobauer auf ihrem zweitwichtigsten Markt nach China - und die der US-Hersteller in Deutschland:
Marktanteile: Der Volkswagen-Konzern, Daimler und BMW steigerten im vergangenen Jahr den US-Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen um ein Prozent auf 1,35 Millionen Stück. Der Gesamtmarkt schrumpfte dagegen um knapp 2 Prozent auf 17,1 Millionen Neufahrzeuge. Einschließlich Transportern und Pickups stieg der Marktanteil der Deutschen leicht auf 7,9 Prozent.
Foto: © Mike Blake / Reuters/ REUTERSBeschäftigung und Standorte: Die deutschen Automobilhersteller beschäftigen in den USA im Pkw-Bau gut 36.000 Mitarbeiter. Die deutschen Zulieferer, die auch die US-Konzerne bedienen, haben sogar rund 80.000 Beschäftigte. BMW hat sein weltweit größtes Pkw-Werk in Spartanburg/South Carolina (im Bild) mit einer Produktionskapazität von 450.000 Einheiten und über 9000 Arbeitnehmern.
Foto: © CHRIS KEANE / Reuters/ REUTERS