Höchster Anstieg bei Neuinfektionen seit April Angst vor zweiter Coronavirus-Welle in China

Scharfe Kontrollen am Markt Xinfadi in Peking: Bei stichprobenartigen 500 Tests waren 45 Neuinfektionen entdeckt worden - eine gefährlich hohe Quote. Der Markt, der rund 90 Prozent des Gemüses und Obsts der 20-Millionen-Metropole liefert, wurde geschlossen wie eine ganze Reihe anderer Märkte auch.
Foto: NOEL CELIS / AFPIn China wächst die Furcht vor einem erneuten größeren Ausbruch des Coronavirus. Erstmals seit Monaten melden die Behörden wieder eine steigenden Anzahl von Infektionen. Die nationale Gesundheitsbehörde teilte mit, es seien allein am Samstag 57 neue Covid-19-Fälle bestätigt worden, darunter 19 "importierte" Fälle mit Sars-CoV-2 bei Reisenden und 38 lokale Ansteckungen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag.
Seit April hatte China eine solch hohe Zahl neu Infizierter an einem Tag nicht mehr gemeldet. Von den im Inland übertragenen Fällen wurden 36 in Peking und zwei in der Provinz Liaoning registriert. Todesfälle wurden im Zusammenhang mit der Krankheit nicht gemeldet.
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Am Samstag waren auf einem Großmarkt der chinesischen Hauptstadt bei anfangs 500 Tests schon 45 Infektionen entdeckt worden. Der Xinfadi-Markt im Stadtviertel Fengtai, der rund 90 Prozent des Gemüses und Obsts der 20-Millionen-Metropole liefert, wurde geschlossen. Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften marschierte auf, um das Gelände zu sichern. Auch andere Märkte in Peking mussten ihre Tore für Untersuchungen schließen. Im Umfeld wurden elf Wohnviertel abgeriegelt sowie neun Kindergärten und Grundschulen zugemacht. Rund 10.000 Händler und Mitarbeiter des Marktes sollen getestet werden.
Der Xinfadi-Markt ist der größte in Peking und hat eine Fläche von 112 Hektar - umgerechnet rund 150 Fußballfelder. Er soll "umfassend" desinfiziert werden. Die Zeitung "Global Times" zitierte Experten, nach deren Ansicht die Versorgung der Hauptstadt mit Lebensmitteln beeinträchtigt werden dürfte.
Lebensmittelversorgung Pekings könnte beeinträchtigt werden
Die Ermittler haben das Virus bis auf ein Hackbrett zurückverfolgt, auf dem importierter Lachs verarbeitet wurde, wie der Chef des Großmarktes der Pekinger Zeitung "Beijing Qingnianbao" berichtete. Der Lachs wiederum stammte von einem anderen Markt für Meeresfrüchte. Viele Supermärkte in Peking nahmen daraufhin importierten Lachs aus ihren Regalen. Ob der Fisch aus Norwegen kam, von wo viel Lachs nach China importiert wird, war anfangs unklar.
Die neuen Fälle weckten die Angst vor einer zweiten Welle mit dem Virus in China, das den Ausbruch bislang weitgehend im Griff hatte. So wurden in Peking sofort alle Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Zuletzt hatte China nur noch vereinzelt Infektionen gemeldet, die meistens aus dem Ausland importiert waren.
Angst vor einer zweiten Infektionswelle
Chinas Hauptstadt war schon seit Beginn der Pandemie in Wuhan in Zentralchina vor einem halben Jahr besonders geschützt und stärker als andere Städte vom Rest des Landes abgeschottet worden. Die scharfen Sicherheitsvorkehrungen waren erst vor wenigen Wochen gelockert worden.
Insgesamt sind in China mit Stand Samstag 83.132 Corona-Infektionen bestätigt worden, 4634 mit dem Virus infizierte Menschen starben.
Schon in Wuhan wurde ein Markt mit Meeresfrüchten, wo auch wilde Tiere verkauft worden waren, als möglicher Ursprung des Ausbruchs der Lungenkrankheit Covid-19 verdächtigt, die sich seither in der ganzen Welt ausbreitet. Mehr als sieben Millionen Infektionen sind weltweit gezählt worden, mehr als 400 000 Menschen sind gestorben.
Der Covid-19-Krisenstab der Hauptstadt kündigte an, die Kontrolle von Fracht und Reisenden bei der Einreise verschärfen zu wollen, um eine weitere Einschleppung des Virus zu verhindern. China vergibt ohnehin keine Visa mehr an Ausländer und beschränkt die Einreise von heimkehrenden Chinesen, indem internationale Flüge stark begrenzt sind und Corona-Tests sowie 14 Tage Quarantäne verlangt werden.