China überholt Vereinigte Staaten
Auslandsinvestitionen in die USA brechen um 50 Prozent ein
Ende einer Ära: Jahrzehntelang waren die USA das größte Empfängerland für ausländische Direktinvestitionen. Doch im vergangenen Jahr haben Investoren die größte Volkswirtschaft der Welt gemieden - zugunsten der Volksrepublik China.
Hängt nur noch auf Halbmast: Die US-Flagge an einem Kran auf einer Baustelle in Hollywood - mit 134 Milliarden US-Dollar sind die ausländischen Direktinvestitionen um 49 Prozent eingebrochen
Foto: DPA
In der Corona-Krise hat China die USA als größter Empfänger von ausländischen Direktinvestitionen (FDI) abgelöst. Wie aus einem Montag vorliegenden Bericht der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (Unctad) in Genf hervorgeht, sackten die ausländischen Direktinvestitionen in den USA im vergangenen Jahr um 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab, auf schätzungsweise 134 Milliarden US-Dollar. Hingegen stieg die Zahl in China um 4 Prozent auf 163 Milliarden US-Dollar.
Weltweit fielen die ausländischen Direktinvestitionen 2020 um 42 Prozent auf 859 Milliarden US-Dollar. Der Rückgang konzentrierte sich vor allem auf die entwickelten Staaten, die ein Minus von 69 Prozent hinnehmen mussten. Die USA haben jahrzehntelang auf Platz eins der Statistik gestanden. Chinas Aufstieg an die Spitze und sein Wirtschaftswachstum 2020 um 2,3 Prozent als einzige große Wirtschaftsnation demonstrieren die gestärkte Position der zweitgrößten Volkswirtschaft in der Welt.
Seit dem Sommer hatte das bevölkerungsreichste Land das Coronavirus weitgehend im Griff, musste nur in den vergangenen Wochen wieder verstärkt einzelne lokale Ausbrüche hinnehmen. Das Leben und die Wirtschaftstätigkeit haben sich aber normalisiert. Die ersten Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus waren vor gut einem Jahr in Wuhan in Zentralchina entdeckt worden. Seither haben sich nach offiziellen Statistiken weltweit knapp 100 Millionen Menschen infiziert. Mehr als 2,1 Millionen sind an den Folgen gestorben.
Die Unctad geht auch für dieses Jahr von einem weiteren globalen Rückgang aus. Dieser dürfte demnach zwischen 5 und 10 Prozent liegen. "Die Auswirkungen der Pandemie auf die Investitionen werden anhalten", sagte James Zhan, der die Investitionsabteilung der Organisation leitet. "Investoren werden wahrscheinlich weiterhin vorsichtig sein, wenn es darum geht, Kapital in neue produktive Anlagen in Übersee zu investieren."
Besonders für die Entwicklungsländer schätzt die Organisation die Chancen als schlecht ein. "Für die Entwicklungsländer sind die Aussichten für 2021 eine große Sorge", sagte Zhan. So seien die Ankündigungen für den Bau neuer Produktionsstätten, sogenannter Greenfield-Investitionen, um 46 Prozent eingebrochen. "Diese Investitionsarten sind entscheidend für die Entwicklung von Produktionskapazitäten und Infrastruktur und damit für die Aussichten für einen nachhaltigen Aufschwung", erklärte Zhan.
Hängt nur noch auf Halbmast: Die US-Flagge an einem Kran auf einer Baustelle in Hollywood - mit 134 Milliarden US-Dollar sind die ausländischen Direktinvestitionen um 49 Prozent eingebrochen