Noch mehr Arbeitslose Frankreich beklagt historisch viele Jobsucher

Besucher in Paris: Frankreich kämpft mit wirtschaftlichen Problemen
Foto: BENOIT TESSIER/ REUTERSParis - Arbeislosenzahl in Frankreich auf Allzeithoch: Wer diese Zeile liest, der wird heute wahrscheinlich in die Irre geführt. Denn die Lage auf Frankreichs Jobmarkt ist zwar dramatisch; nie wurden offiziell so viele Frauen und Männer in Deutschlands größtem westlichem Nachbarland ohne Arbeit gemeldet. Aber es drohen nach Expertenmeinung sogar noch mehr Jobsucher in den kommenden Monaten hinzuzukommen - von seinem Allzeithoch ist Frankreich also bitterer Weise wohl noch entfernt, behalten die Auguren recht.
Ende März waren in der nach Deutschland zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft 3,225 Millionen Menschen ohne Job. Das entsprach 36.900 Arbeitslosen mehr als im Vormonat und 29.100 mehr als im Januar vor 16 Jahren, als der bisherige Negativrekord verzeichnet wurde. Im Vergleich zum März vergangenen Jahres sei die Zahl um 11,5 Prozent gestiegen, teilte das Arbeitsministerium am Donnerstag mit. Damit stieg die Arbeitslosigkeit in Frankreich im 23. Monat in Folge an.
Zuvor hatte bereits Spanien am Morgen einen Negativrekord der Arbeitslosigkeit vermelden müssen. In dem südlichen Nachbarland waren in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als sechs Millionen Menschen ohne Job.
Das französische Arbeitsministerium gibt lediglich die Zahl der arbeitslos Gemeldeten an, aber keine Arbeitslosenquote. Demnach waren im März 3,224 Millionen Menschen arbeitslos und damit 36.900 mehr als im Vormonat. Im Februar war die Zahl der Arbeitslosen in Frankreich bereits auf 3,19 Millionen angestiegen und damit nur knapp unter dem bisherigen Höchstwert vom Januar 1997 geblieben, als etwas unter 3,2 Millionen Menschen arbeitslos waren.
80 Prozent mit der Hollandes Politik unzufrieden
Das französische Statistikamt Insee hatte die Quote für das vierte Quartal 2012 mit 10,2 Prozent angegeben. So hoch hatte die Quote zuletzt 1999 gelegen, die Höchstwerte wurden 1994 und 1997 mit jeweils 10,8 Prozent erreicht. Die Zahlen von Ministerium und Statistikamt werden nach unterschiedlichen Methoden berechnet und lassen sich daher nicht direkt miteinander vergleichen.
Frankreich und Spanien kämpfen mit den Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise, mit mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, Firmenpleiten und ausbleibendem Wachstum. In Frankreich hat der sozialistische Präsident François Hollande 2013 bereits zum Jahr der "großen Schlacht für Arbeit" erklärt und versichert, bis Jahresende den Anstieg der Arbeitslosigkeit stoppen und den Trend umkehren zu wollen. Allerdings gibt es zunehmend Zweifel, ob dies tatsächlich gelingen kann.
Inzwischen sind rund 80 Prozent der Franzosen mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik der sozialistischen Regierung unzufrieden, die seit rund einem Jahr im Amt ist. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage von Tilder/LCI/Opinionway gaben 79 Prozent an, ziemlich oder sehr unzufrieden zu sein. Eine Mehrheit von 65 Prozent lehnte zugleich eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 39 Stunden ohne Lohnausgleich ab. Immerhin 35 Prozent waren dafür, so die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Die Regierung in Paris rechnet nach einem Nullwachstum 2012 für dieses Jahr mit einer minimalen Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt Frankreich für dieses Jahr sogar eine Rezession voraus. Spanien steckt bereits tief in der Rezession; im vergangenen Jahr schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 1,4 Prozent. Im ersten Quartal 2013 ging das BIP laut spanischer Zentralbank um 0,5 Prozent zurück.