Nullzins bis 2015 US-Notenbank steigert Bondkäufe erneut

US-Notenbank-Chef Ben Bernanke: Geldschwemme erneut ausgeweitet
Foto: dapdWashington - Die US-Notenbank geht im Kampf um mehr Arbeitsplätze und ein Ende der zähen Wirtschaftskrise vor der Präsidentschaftswahl in die kontrollierte Offensive. So sollen unter anderem pro Monat für 40 Milliarden Dollar Immobilienpapiere gekauft werden, um den schwächelnden Häusermarkt zu stärken, teilte die Federal Reserve am Donnerstag mit. Zudem wollen die Notenbanker ihren bei faktisch null Prozent liegenden Leitzins bis Mitte 2015 nicht erhöhen.
Die laufenden Programme der Fed sind von den neuen MBS-Käufen nicht betroffen: So wird die "Operation Twist", mit dem die Fed die Laufzeit ihrer Anleihebestände verlängert und so die Langfrist-Renditen weiter drücken will, wie geplant bis Ende 2012 weiterlaufen. Zudem werden die Erträge aus fälligen MBS wie bislang in neue Hypothekenpapiere reinvestiert.
Das große Geschütz, insbesondere massive Staatsanleihenkäufe, sparten sich die Zentralbanker um Ben Bernanke zur Enttäuschung vieler Investoren somit auf - schließlich droht zum Jahreswechsel die nächste finanzpolitische Klippe, sollte sich der Kongress bis dahin nicht auf die Verlängerung von in der Krise gewährten Steuererleichterungen für viele US-Amerikaner einigen.
An den Finanzmärkten sorgten die Schritte der Feder Reserve für teils starke Kursausschläge: So stieg der Dow-Jones-Industrial-Index bis zum frühen Nachmittag New Yorker Zeit um 0,6 Prozent auf 13.421 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index rückte um 0,8 Prozent auf 1447 Zähler vor, der Technologieindex Nasdaq Composite um 0,9 Prozent auf 3143 Indexstellen. Der Dollar gab gegenüber dem Euro und dem japanischen Yen dagegen nach. Auch US-Staatsanleihen drehten ins Minus.
Geldschwemme wirkt bisher nur schwach
Fed-Chef Ben Bernanke wird die Gründe für den Beschluss ab 20.15 Uhr (MESZ) vor der Presse erläutern. Im Begleitkommentar zum Zinsbeschluss heißt es vorab, die Notenbanker seien besorgt, dass das Wachstum in den USA ohne eine weitere Konjunkturspritze doch nicht stark genug werden könnte, um für eine anhaltende Besserung am Arbeitsmarkt zu sorgen. Daher sollen die Käufe solange fortgesetzt werden, bis sich die Perspektiven am Jobmarkt "substanziell aufhellen". Die Arbeitslosenquote liegt mit 8,1 Prozent für US-Verhältnisse nach wie vor deutlich über dem langjährigen Schnitt. Der Beschluss der Fed-Gouverneure fiel mit nur einer Gegenstimme.
Bernanke muss jedoch aufpassen, dass er im Wahljahr nicht zwischen die Fronten gerät. Selbst Republikaner, muss er im Falle eines Wahlsiegs seiner Partei nämlich damit rechnen, dass er wegen seiner ultraexpansiven Geldpolitik 2014 keine dritte Amtszeit bekommt. Analysten zeigten sich dennoch enttäuscht, dass Bernanke die hohen Erwartungen der Finanzmärkte dieses Mal nicht ganz erfüllte.
Die Fed fährt bereits seit der ersten Finanzkrise 2008 einen hoch expansiven Kurs. So liegt der Leitzins, zu dem sich die Geschäftsbanken über Offenmarktgeschäfte bei der Notenbank refinanzieren können, bereits seit fast vier Jahren nahe der Nulllinie. Darüber hinaus hat die Fed seither hypothekenbesicherte Wertpapiere und Staatsanleihen im Gesamtwert von rund 2,3 Billionen Dollar gekauft. Sie will mit dem frisch gedruckten Geld die Wirtschaft und das Finanzsystem befeuern, damit Arbeitsplätze entstehen und sich die Krise auf dem Häusermarkt abmildert.
Bis dato waren die Bemühungen Bernankes aber nur von mäßigen Erfolg gekrönt, weshalb viele Fachleute dieses Mal auf eine dritte Runde von Anleihekäufen (QE3) gesetzt hatten.