Faule Kredite
Bad Banks per Zwang - Spanien kämpft gegen Krise
Madrid will die Immobilienkrise mit massiven Eingriffen in den Bankensektor in den Griff bekommen. Spanische Banken müssen noch viel mehr Geld für faule Kredite zurücklegen und ihr Immobilienvermögen in Bad Banks auslagern - die Rückstellungen dürften auf 137 Milliarden Euro anschwellen.
Bausiedlung in Madrid: Nach dem Platzen der Immobilienblase sind Tausende Wohnung an die Banken gefallen. Bad Banks sollen diese nun verwerten
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Madrid - Zudem müssen die Geldhäuser ihr Immobilien-Portfolio von unabhängigen Buchprüfern auf versteckte Risiken abklopfen lassen. Dieses Maßnahmenbündel beschloss die spanische Regierung am Freitag.
Die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone droht vor allem wegen der gravierenden Probleme der Banken immer tiefer in den Strudel der Schuldenkrise zu geraten und diese dramatisch zu eskalieren. Das von Rezession und Rekord-Arbeitslosigkeit geplagte Land wird nach Einschätzung der EU-Kommission sein Haushaltsdefizit in diesem und im kommenden Jahr ohne neue Einschnitte nicht wie bislang geplant unter sechs Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) drücken können.
An der Börse kamen die Pläne für den angeschlagenen Finanzsektor nicht gut an: Der spanische Aktienmarkt notierte zeitweise mehr als drei Prozent im Minus. Die Risikoaufschläge auf spanische Staatsanleihen zogen an. Dabei bereitete den Anlegern auch die Aussicht auf Neuwahlen in Griechenland Bauchschmerzen.
Wie eng das Schicksal Griechenlands mit dem Spaniens verwoben ist, machte eine Warnung der Ratingagentur Fitch deutlich: Die Bonitätswächter erklärten, ein Euro-Austritt Griechenlands stelle eine große Gefahr für die Bonitätsbewertung vieler Länder dar, darunter Spanien.
Rückstellungen sollen auf 137 Milliarden Euro steigen
Die am Freitag vom Kabinett abgesegnete Reform zur Sanierung des Sektors beinhalte zwar grundsätzlich nicht die direkte Bereitstellung staatlicher Mittel, erklärte die Regierung. Sie will jedoch den Banken hochverzinsliche Darlehen mit fünfjähriger Laufzeit zur Verfügung stellen. Zudem soll der Banken-Restrukturierungsfonds (FROB) den Geldhäusern finanziell notfalls unter die Arme greifen.
Wirtschaftsminister Luis de Guindos schätzt, dass der Staat weniger als 15 Milliarden Euro dafür aufwenden müsse. Dennoch bringe die Reform keine zusätzlichen Kosten für den spanischen Steuerzahler und treibe das staatliche Defizit nicht noch weiter in die Höhe, betonte die Regierung. "Diese Reform wird Glaubwürdigkeit garantieren, Vertrauen in den Finanzsektor aufbauen, den Kreditfluss in unser Land erhöhen und für vernünftige Immobilien-Preise sorgen", sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Soraya Saenz de Santamaria.
Spanien steckt wie Griechenland, Portugal und Irland im Teufelskreis aus stark steigenden Zinsen für das geliehene Geld und immer höheren Schulden. Bislang will Madrid die Krise ohne Hilfskredite der Euro-Partner überwinden. Die Finanzlage des Staates wird aber noch durch die Bankenkrise verschärft.
Die spanische Regierung übernahm erst am Mittwoch in einer Nacht- und Nebel-Aktion die Kontrolle über das Geldhaus Bankia, das erst vor zwei Jahren auf staatlichen Druck aus der Fusion schwächelnder Sparkassen entstanden ist.
Das Land leidet schwer unter den Nachwehen einer vor vier Jahren geplatzten Immobilienblase, die ihm inzwischen eine zweite Rezession nach 2009 und eine rekordhohe Arbeitslosigkeit einbrockte. In den vergangenen Jahren schlugen aber bereits drei Versuche dazu fehl.