Höchster Stand seit 18 Jahren
Jeder vierte Spanier ist arbeitslos
Die Schuldenkrise lässt die Iberer nicht los: In Spanien lag die Arbeitslosenquote im April bei 24,4 Prozent. Das ist der höchste Stand seit 18 Jahren - in einem EU-Land, das seit Jahren die höchste Quote an Erwerbslosen aufweist.
Lange Schlangen vor den Arbeitsämtern: 24,4 Prozent der Spanier sind arbeitssuchend gemeldet
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Madrid - In Spanien ist die Arbeitslosenquote im April auf den höchsten Stand seit 18 Jahren gestiegen. In der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone schnellte die Quote von 22,9 Prozent im Vormonat auf 24,44 Prozent nach oben, wie die spanische Statistikbehörde INE am Freitag in Madrid mitteilte. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 23,80 Prozent gerechnet. Doch es scheint weit schlimmer zu kommen.
Die Arbeitslosigkeit steigt offenbar nicht nur weiter, sie nimmt auch noch immer schneller zu: Im ersten Quartal des laufenden Jahres verloren den Angaben zufolge 374.000 Menschen in Spanien ihren Job, im letzten Quartal des Vorjahres waren es 295.300 - die Arbeitslosigkeit nahm also im ersten Qurtal 2012 um rund 27 Prozent schneller zu als im Vorquartal. Spaniens Volkswirte hoffen nun, dass dieser Effekt vor allem auf den mittlerweile überwundenen Wintereinbruch zurückzuführen ist, der beispielsweise in dem ohnehin darbenden Bausektor Spaniens zu Produktionsausfällen und somit weiteren Arbeitslosen geführt haben könnte. Pessimisten fürchten indes, dass die Beschleunigung der Zunahme der Arbeitslosigkeit nicht auf die Witterung sondern die generelle weitere Verschlechterung des Wirtschaftsklimas in Spanien zurückzuführen ist.
Insgesamt sind den Angaben zufolge derzeit in Spanien 5,64 Millionen Menschen arbeitslos. Die Anzahl der Haushalte, deren Mitglieder alle ohne Job sind, nahm demnach um 153.400 auf 1,73 Millionen zu. Das unter der Schuldenkrise leidende Land hat nunmehr die höchste Arbeitslosenquote in der Euro-Zone.
Die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy hatte im Februar per Dekret eine Arbeitsmarktreform verabschiedet. Die von den großen Gewerkschaftsverbänden UGT und CCOO abgelehnte Reform erleichtert Entlassungen. Spaniens neue Regierung erhofft sich dadurch mittelfristig die Schaffung neuer Jobs. Die Gewerkschaften sind dagegen überzeugt, dass infolge der Reform noch mehr Arbeitsplätze vernichtet würden.
Spanien will nach Angaben des spanischen Wirtschaftsminister Luis de Guindos keine Hilfe aus dem europäischen Rettungsfonds in Anspruch nehmen.. Niemand habe Spanien offiziell oder inoffiziell gebeten, sich an den europäischen Rettungsfonds zu wenden, sagte de Guindos am Donnerstagabend in Madrid. "Wir brauchen das nicht."