Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen haben sich auf ihrem Gipfeltreffen offenbar bereits auf Christine Lagarde als neue IWF-Präsidentin geeinigt. Auch die USA sollen ihre Zustimmung zur französischen Finanzministerin signalisiert haben - zum Missfallen der Schwellenländer.
Frankreichs Finanzministerin: "Lagarde - das ist gelaufen"
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Deauville - Der Ernennung von Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde zur neuen Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) steht nach europäischen Angaben nichts mehr im Wege. Die Personalie sei beschlossene Sache, hieß es aus europäischen Kreisen am Rande des G-8-Gipfels.
"Lagarde - das ist gelaufen", sagte ein hochrangiger europäischer Diplomat. Verwiesen wurde dabei auf die Stellungnahme von US-Außenministerin Hillary Clinton, die sich am Donnerstag positiv über Lagarde geäußert hatte. Offiziell wollen die USA sich aber erst hinter eine Kandidatur stellen, wenn am 10. Juni die Bewerbungsfrist beim IWF abgelaufen ist.
Die 55-jährige Lagarde soll an der IWF-Spitze die Nachfolge ihres Landsmanns Dominique Strauss-Kahn antreten, der nach seiner Festnahme in New York wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung zurückgetreten war. Die Bundesregierung hatte Lagardes Kandidatur bereits begrüßt.
Traditionell wird die IWF-Spitze seit Gründung der Organisation gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von einem Europäer besetzt, den Vorsitz der Schwesterorganisation Weltbank erhält entsprechend ein Vertreter aus den USA.
Angesichts ihres stetig wachsenden Anteils an der Weltwirtschaft erheben aber
auch die Schwellenländer Anspruch auf den IWF-Chefposten. Ihnen müssten nun "Kompensationen" angeboten werden, hieß es aus den europäischen Kreisen in Deauville vor allem mit Blick auf die aufstrebenden Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.