Kandidat für EZB-Chefposten
Merkel plädiert wohl ebenfalls für Draghi
Bundeskanzlerin Angela Merkel will offenbar ebenfalls den italienischen Notenbankchef Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank sehen. Zuvor hatte sich schon der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy für Draghi als Nachfolger von Jean-Claude Trichet ausgesprochen.
Notenbankchef Draghi: Heißester Anwärter auf den EZB-Chefposten
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Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will offenbar keinen deutschen Kandidaten für den Chefposten der Europäischen Zentralbank (EZB) ins Rennen schicken. Mehrere Zeitungen berichteten am Freitag übereinstimmend unter Berufung auf Regierungskreise, dass sie stattdessen den italienischen Notenbankchef Mario Draghi unterstützen wolle, wie zuvor schon Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy.
Die "Bild"-Zeitung schreibt, nach der Absage von Bundesbank-Präsident Axel Weber und der Festlegung Sarkozys auf Draghi solle nunmehr der "deutscheste aller verbliebenen Kandidaten" unterstützt werden, hieß es. Das sei eindeutig Draghi.
Laut "Wall Street Journal" ist Merkel zu dem Schluss gekommen, dass es keine Alternative zu dem italienischen Notenbankgouverneur gebe. Weil die Bundeskanzlerin jedoch negative Reaktionen über einen möglichen EZB-Präsidenten aus Italien in den deutschen Medien und im Parlament befürchte, habe Merkel ihre Position noch nicht öffentlich gemacht.
Am Dienstag hatte sich Sarkozy offen für eine Kandidatur Draghis als EZB-Präsident ausgesprochen, auch Spanien und Portugal haben inzwischen Zustimmung signalisiert. Jean-Claude Trichet wird im Oktober nach acht Jahren im Amt als Präsident der EZB ausscheiden.
Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Mittwoch in Berlin gesagt, das Thema werde "in Übereinstimmung zwischen Deutschland und Frankreich entschieden". Die Bundesregierung werde sich "rechtzeitig zu einem möglichen Kandidaten äußern". Mit Frankreich und Italien hätten sich "zwei in der Tat wichtige europäische Staaten" hinter Draghi gestellt. Nichtsdestotrotz werde es keine Besetzung des Postens "ohne deutsche Zustimmung geben". Deutschland habe dabei "ein gewichtiges Wort mitzureden".