Rekordverschuldung Rating-Riese stellt Bonität der USA infrage

Eine Abstufung der Kreditwürdigkeit scheint undenkbar, wenn es um die USA geht. Die Ratingagentur S&P sieht das anders und gab einen Warnschuss ab. Wegen des Lochs in der Staatskasse droht die weltgrößte Volkswirtschaft ihr Toprating zu verlieren. Dies sorgt für enorme Unruhe an den Börsen.
Schuldenkrise: Die USA könnten schon bald ihre Top-Bonität verlieren

Schuldenkrise: Die USA könnten schon bald ihre Top-Bonität verlieren

Foto: ERIC THAYER/ REUTERS

Washington - Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die künftige Kreditwürdigkeit der USA infrage gestellt. Sie werde die Bonität der Vereinigten Staaten zwar weiterhin mit der Bestnote "AAA" bewerten, hieß es in einer Mitteilung von Montag. Allerdings senke sie den Ausblick für die langfristige Beurteilung von "stabil" auf "negativ".

Grund seien die im Vergleich zu anderen mit AAA bewerteten Ländern "sehr hohen" Haushaltsdefizite und ein unklarer Pfad zum Abbau der steigenden Staatsverschuldung.

"Wir glauben, es gibt ein grundlegendes Risiko, dass die US-Politiker keine Einigung darüber erzielen werden, wie sie die mittel- und langfristigen finanziellen Herausforderungen bis 2013 angehen sollen", heißt es in der Analyse. Dies würde die USA "wesentlich schwächer" dastehen lassen als andere AAA-Länder. Die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung innerhalb der kommenden zwei Jahre liege bei eins zu drei.

"Das könnte der Auftakt sein für eine "Schuldenkrise USA", in jedem Fall ist es aber ein deutlicher Warnschuss", sagte ein Börsenhändler. Dass eine US-Ratingagentur den Ausblick der Vereinigten Staaten derart kritisch einstufe, sei bemerkenswert.

Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für US-Staatsanleihen führen. Dies könnte nach Expertenmeinung das ohnehin zaghafte Wirtschaftswachstum abwürgen und die Gefahr einer neuen Rezession heraufbeschwören.

Höhere Zinsen bedrohen Erholung der US-Konjunktur

Die US-Börsen reagierten zunächst mit herben Kursverlusten zwischen 1,6 und knapp 2,1 Prozent. Auch an den Deutschen Aktienmärkten weiteten sich die Verluste nach Bekanntwerden der S&P-Analyse aus.

Die vergangenen Wochen waren in der US-Politik von einer erbitterten Etatschlacht zwischen den Demokraten von US-Präsident Barack Obama und den Republikanern geprägt. Die Opposition will tiefe Einschnitte vor allem im Sozialwesen durchsetzen, um die Zunahme der Staatsverschuldung zu bremsen. In den kommenden zehn Jahren sollen die Defizite so um 5,8 Billionen Dollar (4 Bio Euro) sinken. Obama wandte sich entschieden gegen die Sparpläne der Konservativen und beharrt auf seinen Plan, der Kürzungen von 4 Billionen vorsieht.

Allein im laufenden Haushaltsjahr häufen die USA bis zu 1,65 Billionen Dollar neue Schulden an, rund 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die Gesamtverschuldung beträgt derzeit mehr als 14,2 Billionen Dollar. Das ist an der Wirtschaftsleistung gemessen das dickste Minus in der Staatskasse der größten Volkswirtschaft seit fünf Jahrzehnten.

Bis spätestens Juli muss der Kongress die gesetzliche Schuldenobergrenze von 14,3 Billionen Dollar anheben, damit die USA zahlungsfähig bleiben. Allerdings ist die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetztes im Kongress wegen des Parteienstreits noch nicht in trockenen Tüchern.

US-Finanzminister Timothy Geithner warnte deswegen bereits vor "katastrophalen ökonomischen Konsequenzen, die über Jahrzehnte zu spüren wären". Am Sonntag sagte er jedoch in mehreren Interviews im US-Fernsehen, die Republikaner hätten in einem Gespräch mit Obama im Weißen Haus bereits der Erhöhung der Schuldengrenze zugestimmt. Der führende Budget-Politiker der Opposition im Kongress, Paul Ryan, widersprach Geithners Darstellung jedoch.

Erst am Donnerstag hatte das Washingtoner Parlament den Etat 2011 verabschiedet, mehr als sechs Monate nach Beginn des Haushaltsjahres am 1. Oktober 2010. Heftiger Debatten um Einsparungen hatte zuvor beinahe zu einer Finanzblockade der Regierung geführt.

la/dpa-afx

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