Neue Konfrontation
Weltbank-Präsident Zoellick kuscht im Währungskrieg
Weltbank und Internationaler Währungsfonds scheinen machtlos. Viele Staaten versuchen, die eigene Währung zu drücken, um künstlich die heimische Exportwirtschaft anzukurbeln. Doch Weltbank-Präsident Robert Zoellick scheitert daran, die Vorteilsnahme zu Lasten anderer Nationen zu stoppen.
Weltbank-Präsident Robert Zoellick: Kein Ausweg in Sicht
Foto: REUTERS
Tokio/Washington - Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) streiten sich über die richtige Strategie im Kampf gegen Währungsturbulenzen. Weltbank-Präsident Robert Zoellick vermied dennoch jede Kritik an Japan, der Schweiz und anderen Ländern, die in den vergangenen Wochen am Devisenmarkt aktiv wurden, um den Kurs ihrer Landeswährung zu drücken.
"Weder pflichte ich ihnen bei noch kritisiere ich sie", sagte Zoellick in einem am Donnerstag in der japanischen Zeitung "Nikkei" veröffentlichten Interview zu den Interventionen mehrerer Länder am Devisenmarkt. Er riet Schwellenländern zu Schritten, den ausländischen Kapitalzufluss zu begrenzen. Dieser kann zu massiven Aufwertungen und Preisblasen bei Vermögenswerten führen.
Aber auch etablierte Industriestaaten versuchen für die eigene Nation herauszuholen, was immer nur geht oder sie die Folgen von Währungseingriffen ebenfalls künstlich so weit wie möglich abzufedern. Japan beispielsweise hatte im September dieses Jahres viele Milliarden Dollar gekauft, nachdem die Landeswährung Yen auf ein 15-Jahres-Hoch zu der US-Währung gestiegen war. "Wenn hin und wieder Schwankungen am Markt auftreten, können Interventionen nicht ausgeschlossen werden", sagte IWF-Vize Naoyuki Shinohara. "Aber es ist absolut nicht wünschenswert für ein Land, ständig zu intervenieren, um Währungen auf einem bestimmten Niveau zu halten." Er warnte Japan vor erneuten Eingriffen. "Das wird die Märkte verzerren."
Der Streit zwischen beiden Organisationen tritt vor dem am Freitag beginnenden Treffen der Finanzminister der sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) bei der IWF-Jahrestagung ans Licht. Dabei stehen der drohende Währungskrieg zwischen Industrie- und Schwellenländern im Mittelpunkt. Neben Japan hat Brasilien versucht, die heimische Währung Real zu drücken, um sich Vorteile im Welthandel zu verschaffen. Dazu hat das rasch wachsende Schwellenland den Steuersatz für ausländische Kapitalzuflüsse verdoppelt. Keine Einzelfälle: Auch die Schweiz wollte nicht mit ansehen, wie die eigene Hochkurs-Währung zur Belastung der heimischen Industrie wurde. Und auch der Euro-Raum ist betroffen: Schon notiert der Euro etwa gegenüber dem US-Doller wieder in unergründlichen Höhen - zum Schaden nicht zuletzt der deutschen Exporteure und damit der gesamten Wirtschaftserholung hierzulande.
China wird zudem von den USA und der EU-Kommission bedrängt, seinen Yuan aufzuwerten. Auch Zoellick sprach sich für eine Aufwertung der chinesischen Währung aus. Allerdings werde dies auch nicht alle Probleme lösen. Es gebe keine wissenschaftliche Antwort darauf, wie stark Chinas Yuan steigen müsse, sagte der Weltbank-Chef.