Trump zum Kandidaten gekürt Republikaner schießen sich auf Joe Biden ein

Trump-Sohn Donald Trump Jr. beim weitgehend virtuell abgehaltenen Parteitag der Republikaner
Foto: KEVIN LAMARQUE / REUTERSNach der Nominierung von US-Präsident Donald Trump (74) als Kandidat für die US-Wahl im November haben die Republikaner bei ihrem Parteitag Angst vor einem Sieg der Demokraten geschürt. Redner warnten am Montagabend davor, dass die Demokraten und ihr Kandidat Joe Biden (77) den Sozialismus einführen, die Amerikaner entwaffnen und der Polizei die Finanzierung entziehen würden - nichts davon ist eine Forderung der Demokraten. Zugleich wurden die Errungenschaften Trumps in seiner ersten Amtszeit und ausdrücklich auch sein Krisenmanagement während der Corona-Pandemie gelobt.
Der Sohn von US-Präsident Trump hält Biden angeblich sogar für den Wunschkandidaten der chinesischen kommunistischen Partei. "Sie wissen, dass er uns wirtschaftlich und auf der Weltbühne schwächen wird", sagte Donald Trump Jr. (42) beim Parteitag. Biden sei so schwach, dass die Geheimdienste davon ausgingen, dass die kommunistische Partei Chinas ihn bevorzuge. Donald Trump Jr. verspottete den Herausforderer seines Vaters als "Beijing Biden", auf deutsch: "Peking-Biden".
Der Kongressabgeordnete Steve Scalise (54) sagte in seinem Redebeitrag aus Washington: "Das ist eine Wahl zwischen einer Partei, die das Fundament unseres Landes niederbrennen will, und einer Partei, die unsere großartige Nation wiederaufbauen und schützen will." Die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel (47) sagte, mit Trumps Wiederwahl werde ein neues Kapitel in der "großartigen Geschichte Amerikas" beginnen. "Das Beste liegt noch vor uns", sagte sie.
Zum Auftakt des Parteitags am Montag hatten die Delegierten in Charlotte (North Carolina) Trump einstimmig als Kandidaten für die Wahl am 3. November nominiert. Der 74-Jährige will die Nominierung bei einer Ansprache im Weißen Haus am Donnerstag annehmen. Bei einem Überraschungsauftritt vor den Delegierten warnte Trump am Montag, die Demokraten wollten die Wahl manipulieren. "Sie versuchen, die Wahl von den Republikanern zu stehlen", sagte er, ohne Belege zu liefern. "Die einzige Möglichkeit, wie sie uns diese Wahl wegnehmen können, ist, wenn das eine manipulierte Wahl ist."
Umfragen sprechen für Biden
Trump hatte dem Sender Fox News vor dem Parteitag gesagt: "Ich denke, wir werden etwas sehen, das sehr erhebend und positiv sein wird." Stattdessen zeichneten die Republikaner ein düsteres Bild für den Fall, dass Biden die Wahl gewinnen sollte.
In einem Video auf dem Parteitag zur Corona-Pandemie hieß es: "Ein Anführer ergriff entschiedene Maßnahmen, um Leben zu retten - Präsident Donald Trump." In Umfragen ist eine Mehrheit der Amerikaner seit langem unzufrieden mit Trumps Krisenmanagement. Die Pandemie hat in den USA mehr als 177.000 Menschen das Leben gekostet. Biden wirft Trump vor, beim Schutz der Amerikaner versagt zu haben.
Senator Tim Scott (54) warf Biden vor, aus den USA eine "sozialistische Utopie" machen zu wollen. Biden und dessen Kandidatin für die Vizepräsidentschaft, Kamala Harris (55), wollten eine "Kulturrevolution", warnte der einzige schwarze Senator der Republikaner. Der Kurs der Demokraten werde zu "Schmerz und Leid" insbesondere für hart arbeitende Amerikaner führen. Eine Wiederwahl von Trump hingegen stelle die Fortsetzung des amerikanischen Traums sicher.
Die ehemalige amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley (48) lobte die außenpolitische Kompetenz Trumps. Er habe eine harte Position gegenüber China eingenommen und er habe die Terrormiliz IS besiegt, sagte Haley. "Und er sagt der Welt, was sie hören muss." Biden habe dagegen aus seiner Zeit als Vize von Präsident Barack Obama (59) außenpolitisch "Schwäche und Versagen" vorzuweisen. "Joe Biden ist gut für den Iran, ISIS (die Terrormiliz IS), und er ist großartig für das kommunistische China."
Trump erhofft sich von dem Parteitag Rückenwind. In Umfragen liegt er hinten. Die Webseite FiveThirtyEight, die zahlreiche Umfragen auswertet und gewichtet, sieht Biden bei 51 Prozent der Stimmen, Trump bei 42 Prozent. Landesweite Befragungen haben wegen des Wahlsystems nur begrenzte Aussagekraft. Für einen Sieg ist eine Mehrheit von 270 Wahlleuten aus den Bundesstaaten ausschlaggebend. Trump war es 2016 gelungen, die Mehrheit der Wahlleute auf sich zu vereinen, obwohl er keine Mehrheit der Stimmen hatte.