Inflation belastet Verbraucher Deutsche Wirtschaft fällt in die Rezession

Entgegen einer ersten Schätzung ist das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis März leicht gesunken und damit zwei Quartale in Folge gefallen. Vor allem der private Konsum fällt angesichts der Inflation als Konjunkturstütze aus, sagt die Chefin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand.
Zwei negative Quartale in Folge: Das Team um die Präsidentin des Statistischen Bundesamts, Ruth Brand, muss seine Prognose für das erste Quartal korrigieren

Zwei negative Quartale in Folge: Das Team um die Präsidentin des Statistischen Bundesamts, Ruth Brand, muss seine Prognose für das erste Quartal korrigieren

Foto: Monika Skolimowska / dpa

Die deutsche Wirtschaft ist im Winter in eine Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. In einer ersten Schätzung war die Behörde noch von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung zu Beginn des Jahres ausgegangenen.

"Nachdem das BIP bereits zum Jahresende 2022 ins Minus gerutscht war, verzeichnete die deutsche Wirtschaft damit zwei negative Quartale in Folge", sagts Behördenpräsidentin Ruth Brand. Schrumpft die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession. Das bedeutet nicht, dass das Gesamtjahr negativ ist. Vor allem dank des milden Winters traten die schlimmsten Szenarien nicht ein - etwa ein Gasmangel, der tiefe Spuren hinterlassen hätte.

Private Haushalte geben weniger aus

Der Privatkonsum fiel angesichts der Inflation als Konjunkturstütze aus. Sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände gaben die privaten Haushalte den Angaben zufolge weniger aus als im Vorquartal. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist die hohe Teuerung eine Herausforderung: Sie zehrt an ihrer Kaufkraft. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Der Preisauftrieb schwächte sich zuletzt zwar ab. Die jährliche Teuerungsrate lag im April mit 7,2 Prozent aber immer noch auf vergleichsweise hohem Niveau.

Positive Impulse kamen nach Angaben der Statistiker zu Jahresbeginn von den Exporten und den Investitionen. Dabei stiegen sowohl die Bauinvestitionen wegen des günstigen Wetters als auch die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge. Auch das Geschäftsklima in Deutschland hatte sich im Mai erstmals seit Herbst wieder eingetrübt. Unternehmen blicken pessimistischer in die Zukunft als noch zu Jahresbeginn.

Die Aussichten für Europas größte Volkswirtschaft sind nach Einschätzung von Experten für das Gesamtjahr gedämpft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum um die Nulllinie herum bewegen dürfte. Der IWF ist damit pessimistischer als die Bundesregierung, die in ihrer Ende April vorgestellten Frühjahrsprojektion ein BIP-Plus von 0,4 Prozent erwartete. Die EU-Kommission rechnete in ihrer jüngsten Prognose mit einem Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent für Deutschland.

la/Reuters, dpa-afx
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