Ngozi Okonjo-Iweala: Die Ökonomin aus Nigeria ist neue Chefin der WTO
Foto: FABRICE COFFRINI/ AFPDie Welthandelsorganisation WTO hat eine neue Chefin. In Genf wurde am Montag die Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala (66) zur neuen Generaldirektorin der Organisation ernannt. Die ehemalige nigerianische Finanzministerin folgt auf den Karrierediplomaten Roberto Azevêdo, der im August vorzeitig aus dem Amt geschieden war. Der Weg für die 66-jährige Entwicklungsökonomin Okonjo-Iweala war erst nach langem Streit und nach dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden frei geworden. Unter Bidens Vorgänger Donald Trump favorisierten die USA zunächst die Südkoreanerin Yoo Myung Hee als Nachfolgerin Azevêdos. Nach dem Amtsantritt Bidens zog sich die Südkoreanerin dann Anfang Februar aus dem Rennen um dem WTO-Chefposten zurück.
Die Ernennung Okonjo-Iwealas erfolgte am Montag durch den Allgemeinen Rat der WTO. Sie ist nicht nur die erste Frau, sondern auch die erste Afrikanerin auf dem Posten. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben wird eine Reform der zuletzt zunehmend unter Druck geratenen WTO sein. Damit wird ein weiterer Spitzenjob der globalen Ökonomie mit einer Frau besetzt.
Okonjo-Iweala war 25 Jahre lang bei der Weltbank in Washington, die Entwicklungs- und Aufbauprojekte in ärmeren Ländern finanziert. Seit 2003 war sie zweimal Finanzministerin und kurz Außenministerin ihres Heimatlandes. Zuletzt leitete sie den Verwaltungsrat der internationalen Impfinitiative GAVI, die zurzeit die faire Verteilung der Corona-Impfstoffe weltweit koordinieren soll.
Okonjo-Iweala wird die Leitung der WTO in ihrer schwersten Krise seit der Gründung 1995 übernehmen. Die Organisation soll für mehr Wohlstand aller Länder durch eine Liberalisierung des Welthandels unter fairen und nachhaltigen Bedingungen sorgen. Die 2001 gestartete Doha-Welthandelsrunde ist aber gescheitert, und es gab seitdem nur wenig neue Handelsinitiativen. Das Herzstück der Organisation, die Streitschlichtung bei Handelsdisputen, ist gelähmt, weil die USA seit Jahren die Ernennung neuer Berufungsrichter blockieren. Seit Ende 2019 können deshalb keine Berufungen mehr verhandelt werden. Doch auch hier wächst die Hoffnung, dass es unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden zu neuen Verhandlungen und damit zu Bewegung in dem Streit um eine Reform der WTO kommt. Die Vereinigten Staaten wollen mit der neuen WTO-Führung zusammenarbeiten, um "notwendige substanzielle" Reformen der Organisation zu erreichen, hatte die Biden-Administration kürzlich mitgeteilt.
Esther Duflo erhielt 2019 für aufwendige Feldexperimente zur Bekämpfung von Armut den Wirtschaftsnobelpreis
Foto: Serge Picard / Agence VU / laif
Christine Lagarde führt seit November 2019 die Europäische Zentralbank
Foto: Stephen Voss / DER SPIEGEL
Ngozi Okonjo-Iweala, ehemalige Finanzministerin aus Nigeria, ist die erste Frau an der Spitze der Welthandelsorganisation WTO
Kristalina Georgieva aus Bulgarien leitet seit 2019 den IWF
Foto: M. Scott Brauer
Die Exilkubanerin Carmen Reinhart wurde 2020 zur Chefökonomin und Vizepräsidentin der Weltbank berufen
Foto: Martin Lengemann / Welt / Ullstein Bild