Nachfolger von Patrick Graichen Philipp Nimmermann soll neuer Energie-Staatssekretär werden

Wirtschaftsminister Robert Habeck hat einen Nachfolger für seinen geschassten Staatssekretär gefunden. Der ehemalige Chefvolkswirt der BHF Bank, Philipp Nimmermann, soll den schwierigen Posten übernehmen.
Folgt auf Graichen: Philipp Nimmermann aus dem hessischen Wirtschaftsministerium

Folgt auf Graichen: Philipp Nimmermann aus dem hessischen Wirtschaftsministerium

Foto: Markus Scholz / dpa

Staatssekretär Philipp Nimmermann (57) wechsele nach Berlin, bestätigte das Bundeswirtschaftsministerium am Montag. Er habe mehrfach bewiesen, dass er für hochkomplexe Aufgaben in einem politisch aufgeladenen Umfeld breit getragene Lösungen finden könne, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne). "Er weiß, wie sich politische Entscheidungen auf Menschen auswirken und weiß, wie man gemeinsame Lösungen findet." Nimmermann werde mit frischem Blick die Energiewende, die Wärmewende und die Transformation voranbringen.

Der Finanzexperte Nimmermann folgt auf Patrick Graichen (51), der im Zuge einer Affäre um persönliche Verflechtungen und Auftragsvergaben seinen Posten vor rund einer Woche aufgeben musste. Graichen galt auch als Architekt des umstrittenen Gebäudeenergiegesetzes mit der Pflicht zum Austausch defekter Öl- oder Gasheizungen gegen klimafreundlichere. Dies wird eine der vordringlichen Aufgaben für Nimmermann. Das Gesetz ist von der Regierung beschlossen und muss jetzt im Bundestag beraten werden. Es gibt zahlreiche Änderungswünsche vor allem vonseiten der FDP.

Der Frankfurter Nimmermann war früher Chefvolkswirt der BHF-Bank und arbeitete dann mehrere Jahre lang als Finanzstaatssekretär in Schleswig-Holstein. Dort war er in der Finanzkrise auch für die Rettung der angeschlagenen HSH Nordbank zuständig. Aus dieser Zeit kennt er auch Robert Habeck. 2019 wechselte Nimmermann wieder zurück in seine hessische Heimat, wo er seitdem im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen als Wirtschaftsstaatssekretär arbeitet. Dort war er bislang Amtschef von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (52; Grüne) und zuständig für die Wirtschaftspolitik und die Wirtschaftsförderung in Hessen. Dazu gehörte neben der Börsenaufsicht auch die Energieregulierung. Zeitweise war Nimmermann für einen Posten im Bundesbankvorstand im Gespräch.

Nimmermann übernimmt das zentrale Vorhaben der Regierung, eine klimafreundliche Transformation der Wirtschaft zu erreichen. So steht auch eine Reform des zentralen Klimaschutzgesetzes an, das für Debatten in der Ampel-Koalition sorgen dürfte. Hier geht es um CO2-Einsparvorgaben für alle Sektoren – von Industrie über Verkehr bis Landwirtschaft.

Genauer Antrittstermin noch offen

Habeck hatte seinen Staatssekretär Patrick Graichen am Mittwoch in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Graichen hatte Ende April eingeräumt, dass er seinem Trauzeugen zu einem Chefposten bei der staatseigenen Deutschen Energie-Agentur verholfen hatte. Im Zuge weiterer Untersuchungen war zudem ein von Graichen gebilligtes Klimaschutz-Projekt ans Licht gekommen. Beantragt hatte es der Berliner Landesverband der Umweltorganisation BUND – in dessen Vorstand die Schwester Graichens sitzt. Für Kritik hatte auch die enge Vernetzung Graichens mit dem Öko-Institut und der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende gesorgt. Sein weitverzweigtes Netzwerk reicht sogar bis in das ferne Kalifornien.

Nimmermann hatte sich laut Bericht der "Süddeutschen" in Hessen zuletzt vor allem um diverse Hilfspakete gekümmert, etwa Corona-Hilfen für Unternehmen oder den Härtefallfonds in der Energiepreiskrise. Zwischenzeitlich sei er auch für einen Vorstandsposten bei der Bundesbank gehandelt worden.

mje/Reuters, AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren