Amerikas Abkehr vom Kapitalismus Planwirtschaft per Twitter

Twitter: Trumps wichtigstes Regierungsinstrument
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Markus Schön ist Vermögensverwalter und Geschäftsführer der Schön & Co GmbH. Er hat mehrere Bücher geschrieben und 2007 die gemeinnützige Giving Tree Stiftung gegründet, die benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützt.
Bereits vor 20 Jahren hatten die Produzenten der US-Zeichentrickserie "Die Simpsons" vorhergesehen, dass Donald Trump einmal US-Präsident werden würde. Damals schien das undenkbar, heute ist es Realität. Ebenso real ist die Gefahr, dass auch die zweite Prophezeiung aus der damaligen Fernsehserie real wird: Dass sich Trumps Präsidentschaft zu einer Katastrophe für die Weltwirtschaft entwickelt. Wenn man alle ungerechtfertigten Hoffnungen, es werde schon nicht so schlimm kommen, außer Acht lässt, bleibt nichts, das für eine erfolgreiche Präsidentschaft Donald Trumps spricht.
Historisch waren immer jene US-Präsidenten politisch international besonders erfolgreich, die sich auf eine starke wirtschaftliche Entwicklung der USA stützen konnten. Als Paradebeispiel ist hierfür Bill Clinton zu nennen, der trotz - oder eher wegen - des in seiner ersten Amtszeit in Kraft getretenen Freihandelsabkommens mit Kanada und Mexiko 24 Millionen Arbeitsplätze in den USA geschaffen hat. Damit legte er die Grundlage für die Haushaltsüberschüsse in seiner zweiten Amtszeit.
Marktwirtschaft spielt keine Rolle
Natürlich lässt sich dies nicht einfach wiederholen, da die Welt seither immer komplexer geworden ist. Aber Trump versucht erst gar nicht, aus den damaligen Erfolgen zu lernen oder Erkenntnisse gewinnen. Seine Politik ist konsequent rückwärts gewandt. Er setzt nicht nur auf die traditionellen Branchen Stahl und Öl, sondern gibt einfache Antworten auf komplexe Fragen. Gedanklich scheint er dem Sozialismus deutlich näher zu stehen als dem Kapitalismus. Schließlich spielen marktwirtschaftliche Erwägungen wie Produktivität, Rentabilität oder Effizienz bei seinen Kurznachrichten für Unternehmen keine Rolle. Deswegen kann man seine Politik mit dem etwas abgewandelten Motto "rückwärts immer, vorwärts nimmer" zusammenfassen.
Ein Zeichen für die schwache US-Wirtschaft
Nur global schwache Volkswirtschaften müssen Abschottungsstrategien entwickeln. Starke Wirtschaftsnationen - wie auch starke Unternehmen - scheuen den Wettbewerb nicht. Vielmehr nutzen sie ihn, um sich weiter zu verbessern. In der Folge ist der Welthandel ungleich verteilt. In freien Märkten kaufen Unternehmen und Privatpersonen die Produkte und Dienstleistungen, die am besten zu ihren jeweiligen Bedürfnissen passen. Deswegen fahren so viele US-Amerikaner deutsche Autos. Aus demselben Grund gibt es keine deutschen Smartphones.
Das größte Jobpotenzial wird vernachlässigt
Mit seiner Strategie des Protektionismus dokumentiert Trump nicht nur sein fehlendes Verständnis für aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen, sondern belegt gleichzeitig, dass die US-Wirtschaft derzeit schwach ist. Die Diagnose des neuen US-Präsidenten ist richtig, seine Behandlungsmethode könnte jedoch nicht fehlerhafter sein. Denn statt bestenfalls mittelmäßigen Produkten wie US-Autos durch Wettbewerbsverzerrungen zu höheren Marktanteilen verhelfen zu wollen, sollte Trump lieber dazu beitragen, die Stärken der US-Wirtschaft weiter auszubauen. Aber das Thema Digitalisierung, in dem Amazon, Google oder Facebook mit weitem Abstand Weltmarktführer sind, findet bei ihm nicht statt. Damit vernachlässigt er ein Jobpotenzial, das viel größer ist, als die Rückkehr einiger Autofabriken in die USA. Ob dies gut für die Unternehmen und in der Folge für die Volkswirtschaft ist, wird überhaupt nicht hinterfragt. Trumps Stil ist Planwirtschaft per Twitter.
Für Deutschland überwiegen auf Sicht der nächsten Jahre die Risiken. Durch den planwirtschaftlichen Ansatz Trumps, bei dem einer sagt, was zu tun ist und die Unternehmen diesem folgen, droht der Verlust eines für die deutsche Exportindustrie wichtigen Absatzmarkts. Die Abschottung der USA ist ein klares politisches Ziel der neuen US-Regierung. Dies gilt es zu verstehen und auf politischer und wirtschaftlicher Ebene zu beginnen, neue und weitere Allianzen zu schließen. Dazu bedarf es einer wirtschaftlich starken EU, die einen Gegenentwurf zu den USA darstellen muss und so wirkliche Partnerschaften mit China, Russland, Japan und den aufstrebenden Regionen Südamerikas und Afrikas gestaltet.
Markus Schön ist Geschäftsführer des DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH und Mitglied der MeinungsMacher von manager-magazin.de. Trotzdem gibt diese Kolumne nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion des manager magazins wieder.