Preisschub G7 rufen Ölförderstaaten um Hilfe

Ölförderung in Libyen: Das Angebot reicht nicht für günstige Ölpreise
Foto: REUTERSWashington - Wegen der explodierenden Energiepreise haben die führenden Industriestaaten (G-7) die Erdölländer zur Erhöhung ihrer Produktion aufgerufen. Die hohen Erdölpreise brächten "substanzielle Risiken" für die Weltwirtschaft mit sich, warnten die G-7-Finanzminister am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung. Die US-Regierung veröffentlichte neue Vorgaben zur Senkung des Spritverbrauchs von Autos.
"Der aktuelle Anstieg der Ölpreise spiegelt geopolitische Bedenken und gewisse Versorgungsengpässe wider", hieß es in der G-7-Erklärung. "Wir rufen die Erdöl produzierenden Länder auf, ihre Fördermenge zu erhöhen, um der Nachfrage zu entsprechen und zugleich umsichtig überschüssige Kapazitäten anzuzapfen." Die G-7-Gruppe begrüßte in ihrer Erklärung ausdrücklich die Ankündigung Saudi-Arabiens vom Juni, wenn notwendig Reservekapazitäten zu mobilisieren.
Die Finanzminister deuteten zudem an, womöglich ihre strategischen Ölreserven anzapfen zu wollen. Sie stünden bereit, die Internationale Energieagentur (IEA) aufzufordern, "angemessene Maßnahmen" zu ergreifen, um eine "vollständige und zeitgerechte" Versorgung des Marktes mit Öl sicherzustellen. Die IEA kann strategische Ölreserven freigeben. Die USA und Staaten wie Frankreich hatten im Frühling erklärt, strategische Ölreserven anzapfen zu wollen.
Autos in den USA sollen nur noch die Hälfte verbrauchen
Die IEA wollte den Aufruf der G-7-Finanzminister am Mittwoch nicht kommentieren. Ein IEA-Sprecher verwies lediglich auf Äußerungen von IEA-Generaldirektorin Maria van der Hoeven, die am Dienstag gesagt hatte, der Zeitpunkt für ein Anzapfen der Ölreserven sei noch nicht gekommen.
Die Preise für Erdöl sind zuletzt stark angestiegen, auch wenn sie noch rund 13 Prozent unter dem Hoch des vergangenen Jahres liegen. Am Dienstag lag der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl in New York bei Börsenschluss bei 96,3 Dollar und damit weit über den 77,7 Dollar von Ende Juni, dem niedrigsten Preis in diesem Jahr. Die Sorte Brent lag am Dienstag in London bei Börsenschluss bei 112,6 Dollar pro Barrel. Am 21. Juni hatte der Wert noch bei 89,2 Dollar gelegen.
Die steigenden Ölpreise sind auch Folge des Embargos gegen den Iran wegen dessen umstrittenen Atomprogramms und der Sorge vor einem möglichen israelischen Luftangriff gegen iranische Atomanlagen. Die Preise steigen derzeit zudem wegen des durch den Golf von Mexiko ziehenden Tropensturms "Isaac". Ölförderanlagen in der Region wurden vorsorglich evakuiert. Zudem wächst die Nachfrage in Schwellenländern wie China und Indien nach Rohöl kontinuierlich. In Folge des steigenden Rohölpreises sind in vielen Ländern auch die Benzin- und Dieselpreise stark angestiegen.
Im Bemühen, die Abhängigkeit der USA von Ölimporten zu senken, veröffentlichte die US-Regierung am Dienstag neue Vorgaben an die Autoindustrie, wonach der Verbrauch von Neuwagen bis 2025 um fast die Hälfte gesenkt werden soll. US-Präsident Barack Obama sprach vom "wichtigsten Einzelschritt" zur Reduzierung der Ölimporte in der Geschichte des Landes. Die Regeln legen fest, dass Autos, die 2025 auf den Markt kommen, im Schnitt mit einem Liter Treibstoff 23,2 Kilometer weit fahren können, was einem Verbrauch von 4,32 Liter pro hundert Kilometern entspricht.
Obama hatte die neuen Standards im Juli 2011 vorgeschlagen. 13 Autobauer, die zusammen mehr als 90 Prozent der in den USA verkauften Fahrzeuge herstellen, hatten den Vorgaben zugestimmt.