OECD-Prognose
Deutschland besser, Euro-Rezession schlimmer
Es ist die Vorhersage der Spaltung: Nach Meinung der OECD wird die deutsche Wirtschaft in 2012 doppelt so stark wachsen, wie es deren Ökonomen im Herbst 2011 für möglich hielten. Doch selbst der neue deutsche Schwung reiche nicht: Euro-Land drohe insgesamt eine merkliche Rezession.
Brandenburger Tor in Berlin: OECD sagt Deutschland mehr Schwung voraus
Foto: Corbis
Hamburg - Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht das Risiko einer "schweren Rezession" in der Eurozone. Der Euro-Zone drohe ein wirtschaftlicher Rückgang von 2 Prozent, erklärte der OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan.
Die bittere Euro-Land-Prognose steht im scharfen Kontrast zur Wachstumsvorhersage der OECD für die deutsche Wirtschaft. Sie bleibe nicht nur die Wachstumslokomotive der Euro-Zone. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde in diesem Jahr mit 1,2 Prozent auch doppelt so stark steigen, wie die OECD-Ökonomen selbst im Herbst offenbar falsch vorhergesagt hatten. 2013 soll das deutsche BIP dann um 2 Prozent zulegen. "Der gute Arbeitsmarktlage und günstige Finanzierungsbedingungen werden zur Belebung des privaten Konsums und der Investitionen beitragen", schrieb die OECD zu Deutschland. "Die erwartete Erholung des Welthandels dürfte das Geschäftsklima verbessern und die negativen Effekte aus der Schwäche der übrigen Euro-Länder abfedern." Die Zahl der Arbeitslosen werde weiter fallen, während die Löhne anziehen dürften.
Zuletzt waren hierzulande nicht nur die Arbeitsmarktzahlen günstiger ausgefallen als vielfach gedacht; die hiesige Arbeitslosenquote sank auf 7,0 Prozent. Zugleich fiel das hiesige Wirtschaftswachstum im ersten Quartal mit plus 0,5 Prozent verglichen mit dem Vorquartal stärker als vielfach erwartet aus - was auch die kräftige Korrektur der eigenen Wachstumsprognose der OECD für Deutschland jetzt auslöste.
Doch selbst dieses jetzt deutlich kräftigere Wachstum reiche nicht, damit die deutsche und größte europäische Volkswirtschaft den Rest der Euro-Zone vor dem Abgleiten in eine merkliche Rezession retten könne, wie es offenbar noch im ersten Quartal des Jahres 2012 gelungen ist. In der gesamten Währungsunion werde das Bruttoinlandsprodukt trotz des eingerechneten Plusses in der Bundesrepublik um 0,1 Prozent schrumpfen, ehe es 2013 wieder um 0,9 Prozent wachsen werden. OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan forderte die Regierungen und die Europäische Zentralbank (EZB) deshalb auf, schnell zu handeln, um ein Übergreifen der Euro-Land-Rezession auf die Weltwirtschaft zu verhindern.
"Die von den Anstrengungen zur Konsolidierung der öffentlichen Finanzen ausgehende Bremswirkung könnte erheblich sein, besonders in einigen Ländern", mahnt Chef-Ökonom Pier Carlo Padoan. Verantwortlich dafür macht er "grundlegende wirtschaftliche, fiskalische und finanzielle Ungleichgewichte innerhalb des Euroraums". Strenge Haushaltsdisziplin und eine erfolgreiche Konsolidierung der öffentlichen Finanzen könnten die Rahmenbedingungen zur Schaffung eines "Wachstumspakts" schaffen.