Italien prescht vor Zur Arbeit nur mit Test oder Impfung

Ohne Impfnachweis oder Test dürfen Italiener ab Mitte Oktober nicht mehr zur Arbeit kommen. In Deutschland, das eine deutlich niedrigere Impfquote hat, macht sich der Arbeitgeberpräsident für staatliche Geldprämien stark, um Impfskeptiker zu überzeugen.
Maske allein reicht künftig nicht mehr: Italien verschärft die Corona-Regeln - wer kein Impfzertifikat vorweisen kann, darf vom 15. Oktober an nicht mehr zur Arbeit in Büros, Behörden, Geschäften oder der Gastronomie gehen

Maske allein reicht künftig nicht mehr: Italien verschärft die Corona-Regeln - wer kein Impfzertifikat vorweisen kann, darf vom 15. Oktober an nicht mehr zur Arbeit in Büros, Behörden, Geschäften oder der Gastronomie gehen

Foto: Cecilia Fabiano/ dpa

Die Impfkampagne in Deutschland stockt, die Quote der vollständig Geimpften dümpelt laut RKI aktuell bei 63 Prozent , in Italien waren bis Donnerstag 75 Prozent der Menschen über zwölf Jahren durchgeimpft. Dennoch zieht Rom die Zügel im Kampf gegen das Coronavirus weiter an: Als erstes Land in Europa schreibt Italien künftig allen Beschäftigten im privaten und öffentlichen Bereich Impfungen oder negative Corona-Tests vor, um ihrer Arbeit nachzugehen.

Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi (74) beschloss am Donnerstag, den "Grünen Pass" umfangreich auszuweiten. Wer kein Zertifikat vorweisen kann, darf vom 15. Oktober an nicht mehr zur Arbeit in Büros, Behörden, Geschäften oder der Gastronomie gehen. Draghi hofft auf diese Weise Impfgegner und -zweifler umzustimmen.

In Deutschland geht die Regierung nicht so weit, setzt trotz schleppender Impfkampagne auf Einsicht - und zusätzliche niederschwellige Impfangebote. Allenfalls sollen Arbeitgeber künftig in sensiblen Bereichen wie Krankenhaus, Altenpflege oder Kinderbetreuung den Impfstatus ihrer Beschäftigten abfragen dürfen.

Arbeitgeberpräsident schlägt staatliche Impfprämie vor

Um das Impftempo hierzulande zu beschleunigen, hat sich Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger (57) jetzt für eine Geldprämie ausgesprochen - die allerdings aus Steuermitteln finanziert werden solle. Andernorts - etwa in den USA - tragen Unternehmen die Kosten für diese Incentives, versuchen Firmen ihre Beschäftigten mit Geldprämien oder zusätzlichen Urlaubstagen von einer Corona-Impfung zu überzeugen.

Italien dagegen hat sich wie Frankreich für eine härtere Gangart entschieden. Das neue Dekret setzte Draghi trotz der Proteste der Gewerkschaften und Teile der rechten Parteien durch. Diese hatten in den Beratungen mit dem Regierungschef erfolglos gefordert, dass Covid-Tests als Alternativen zu Impfungen kostenlos bleiben müssten. Es dürfe nicht sein, dass man bezahlen müsse, um arbeiten zu gehen, hieß es. Draghis Kabinett aber beschloss lediglich Preisdeckelungen: Erwachsene dürfen pro Test höchstens 15 Euro zahlen, Kinder 8 Euro.

Bei Verstößen droht unbezahlte Freistellung vom Job

Verstöße gegen die Regeln sollen scharf geahndet werden: Wer keinen Grünen Pass - dazu zählt auch der EU-Corona-Zertifikat - hat und deshalb nicht zur Arbeit erscheint, darf ohne Bezahlung freigestellt werden - in öffentlichen Einrichtungen nach fünf Tagen, in der Privatwirtschaft sofort. In einigen Bereichen wie etwa an Schulen ist der Grüne Pass bereits Pflicht. Arbeitgebern, die keine Kontrollen durchführen, drohen Bußgelder bis zu 1500 Euro.

In Frankreich wiederum gilt seit Mitte September für Beschäftigte in Krankenhäusern, Pflegeheimen und Ärztezentren die Impfpflicht. Laut Regierungsangaben wurden 3000 Beschäftigte in diesen Tätigkeitsbereichen vom Dienst suspendiert, weil sie der Pflicht zur Corona-Impfung nicht fristgemäß nachgekommen sind. Laut Gesundheitsminister Olivier Veran (41) ergebe sich daraus kein größeres Problem für das französische Gesundheitswesen.


rei/dpa
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