Ifo-Index fällt Geschäftsklima trübt sich erstmals seit Herbst wieder ein

Nach sechs Anstiegen in Folge hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Mai erneut eingetrübt. Für ifo-Chef Fuest ist das ein "deutlicher Dämpfer". Auch die Geschäftserwartungen sind wieder rückläufig.
Geschäftserwartungen sind wieder gesunken: Vor allem die Baubranche und die Industrie leiden unter den steigenden Zinsen

Geschäftserwartungen sind wieder gesunken: Vor allem die Baubranche und die Industrie leiden unter den steigenden Zinsen

Foto: Julian Stratenschulte / dpa

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai eingetrübt. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel auf 91,7 Punkte, von revidiert 93,4 Zählern im April, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Es war der erste Rückgang des an den Finanzmärkten stark beachteten Barometers nach sechs Anstiegen in Folge.

Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 93,0 Punkte gerechnet. Treiber der Entwicklung waren deutlich pessimistischere Erwartungen. Die Unternehmen waren aber auch etwas weniger zufrieden mit ihren laufenden Geschäften: "Die deutsche Wirtschaft blickt skeptisch auf den Sommer", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Stimmung in der Wirtschaft habe einen "deutlichen Dämpfer" erhalten.

Die übliche Frühjahrsbelebung droht damit auszufallen. "Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Im zweiten Quartal dürfte es in Richtung einer Stagnation gehen." Schon im ersten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt von Europas größter Volkswirtschaft stagniert, nachdem es Ende 2022 sogar um 0,5 Prozent geschrumpft war.

Weniger Neuaufträge in Industrie und Baubranche

Ein Grund für die Flaute sieht Wohlrabe in den Zinserhöhungen, mit denen die Notenbanken weltweit auf die höhere Inflation reagieren. "Die Zinserhöhungen scheinen die Nachfrage zu dämpfen", sagte Wohlrabe mit Blick auf die gestiegenen Zinskosten. So seien etwa die Exporterwartungen in der deutschen Industrie gesunken. "Sie hat wohl deutlich weniger Neuaufträge erhalten", sagte der Ifo-Experte. "Die Nachfrage wird zum Problem." Das treffe noch stärker auf die Baubranche zu, wo wegen der gestiegenen Material- und Zinskosten viele Projekte storniert würden.

Es gibt aber auch Lichtblicke. So hätten die Materialengpässe erneut abgenommen – ebenso der Anteil der Unternehmen, die ihre Preise erhöhen wollen. "Bis hier die Entspannung bei den Endverbrauchern ankommt, dürfte es aber noch dauern", sagte Wohlrabe mit Blick auf die Inflationsentwicklung. Derzeit hielten sich die Verbraucher noch beim Konsum zurück.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einer Konjunkturflaute und zugleich hohen Inflation. Anzeichen für einen breiten Aufschwung fehlten weiterhin. Laut Prognose der EU-Kommission gehört Deutschland dieses Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von voraussichtlich 0,2 Prozent zu den Schlusslichtern im Euroraum mit Blick auf die wirtschaftliche Dynamik.

la/reuters
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