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Frecher Coup

Kraftwerke: Wie RWE den Rivalen Eon austrickste
aus manager magazin 7/2004

Der Markt: Es geht um die elektrische Kleinigkeit von 40 000 Megawatt und Investitionen von 30 bis 40 Milliarden Euro. Für dieses Geld müssen die Energieversorger im kommenden Jahrzehnt altersschwache Kohlekraftwerke und Atommeiler ersetzen; die 18 deutschen Reaktoren sollen, so sieht es der vereinbarte Ausstieg aus der Kernenergie vor, nach und nach abgeschaltet werden. Weil es Jahre dauert, bis neue Kraftwerke genehmigt werden und ans Netz gehen können, müssen die Konzerne jetzt handeln.

Der Wettbewerb: Einen beträchtlichen Teil der Lücke werden moderne Steinkohlekraftwerke schließen. Der Düsseldorfer Eon-Konzern ist der größte Steinkohleverstromer der Republik (Marktanteil: 37 Prozent), die Essener RAG (früher: Ruhrkohle) folgt mit 25 Prozent; Eon-Konkurrent RWE bringt es auf 13 Prozent.

Der Deal: RWE und RAG verständigten sich Anfang Juni darauf, beim Neubau und Ersatz von Steinkohlekraftwerken "vorrangig" zusammenzuarbeiten. RWE, so sieht es ein so genanntes Eckpunktepapier vor, kann sich mit 25 Prozent an einer noch zu gründenden neuen RAG-Energiegesellschaft beteiligen; im Gegenzug gewährt RWE der RAG einen Kredit über 400 Millionen Euro. "Langfristig", heißt es in der Aufsichtsratsvorlage zu der strategischen Allianz, hat RWE sogar die Option, seine Kraftwerke in die neue Firma einzubringen.

Der Clou: Eine weitere vertrauliche Klausel des Vertrags sieht vor: Künftig darf nur noch Steinkohlestrom des Partners RAG ins RWE-Netz eingespeist werden. Bislang liefert der Rivale Eon rund 3000 Megawatt an RWE. Sobald der Vertrag ausläuft, müsste Eon sich neue Stromabnehmer suchen oder die Kraftwerke, die bis dato für RWE produzierten, einmotten. Über kurz oder lang, sagen Branchenexperten voraus, werde Eon durch den neuen Ruhr-Bund zwischen RWE und RAG "aus dem Markt gedrängt".

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