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EZB-Chefin Lagarde Der Flug der Eule

Die europäische Geldpolitik steht vor einer neuen Ära. Im Juni will EZB-Chefin Christine Lagarde die Wende einleiten. Es ist die schwierigste Aufgabe ihrer Karriere.
aus manager magazin 6/2022
Die Chefdiplomatin: EZB-Präsidentin Christine Lagarde, hier während ihres Redaktionsbesuchs beim manager magazin Ende April, legt großen Wert auf die Geschlossenheit im 25-köpfigen Rat der Euro-Notenbank

Die Chefdiplomatin: EZB-Präsidentin Christine Lagarde, hier während ihres Redaktionsbesuchs beim manager magazin Ende April, legt großen Wert auf die Geschlossenheit im 25-köpfigen Rat der Euro-Notenbank

Foto: Charlotte Schreiber für manager magazin

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Die gelbe Warnschutzweste ist für Notenbankerinnen eine ungewöhnliche Dienstbekleidung. Christine Lagarde (66) trägt sie bei ihrem Besuch am Containerterminal Altenwerder wie selbstverständlich. Mit Angela Titzrath (56), der Chefin des Hamburger Hafenbetreibers HHLA, spricht sie dort Ende April über klimaneutrale Logistik und den Frachterstau in der Deutschen Bucht. Großhändler schildern ihr eindringlich, wie die Lieferungen stocken und die Preise steigen. Besonders interessiert Lagarde, welchen Lohnanstieg die Topleute im Hafen erwarten.

Direkter Austausch mit den Menschen im echten Leben – das hat die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) zu ihrem Programm gemacht, als sie im November 2019, kurz vor Beginn der Pandemie, das Amt übernahm. Sie will besser vermitteln zwischen denen, die den Euro täglich nutzen, und der Elite der Finanztechnokraten, deren Anspruch es ist, die Gemeinschaftswährung mithilfe ihrer Daten und Theorien vom EZB-Tower aus zu steuern.

Die Spannung zwischen beiden Welten ist mittlerweile dramatisch: Die rasante Inflation ist überall Topthema. Auf die Rekordrate von 7,4 Prozent hat sich die Geldentwertung im April beschleunigt; auch nur annähernd so hoch war sie in Westdeutschland zuletzt 1981. Doch Lagarde und ihre Währungshüter haben bis vor Kurzem bloß beschwichtigt – und den expansiven Kurs fortgesetzt. Jetzt müssen sie scharf umsteuern.

Natürlich spiele "die Menge an Geld, die in das System gesteckt wurde", eine Rolle, räumte Lagarde ein, als sie in Hamburg zu Inflation und der EZB-Politik gefragt wurde. Sie bereue aber nichts, in der Krise sei das notwendig gewesen. Nun sei man auf dem Weg zur Korrektur: "Wir sind gestartet und können es schaffen."

Pünktlich zum Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos hat die EZB-Präsidentin nun eine konkrete Ansage gemacht. In der ungewöhnlichen Form eines Blog-Beitrags  hat sie am 23. Mai angekündigt, dass "wir wahrscheinlich bis zum Ende des dritten Quartals aus den Negativzinsen aussteigen können". Bis spätestens September müsste dafür der EZB-Einlagesatz um 50 Basispunkte erhöht werden.

Lagarde steckt in der wohl schwierigsten Phase ihrer Karriere. Gelingt es ihr nicht, die abrupte Wende zu managen, droht dem Euro-Raum ein Desaster, wie es nur noch Ältere aus der Stagflation der 70er Jahre kennen: mit Wohlstandsverlusten und Verteilungskämpfen, mit Schuldendramen und womöglich politischer Instabilität auf dem Kontinent.

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