Britische Premierministerin Theresa May: "Ich bin keine Drückebergerin"
Foto: Getty ImagesKurz nach der Wahlschlappe im Juni musste Theresa May zu einem unangenehmen Termin bei den Tory-Abgeordneten. Die Premierministerin selbst hatte ohne Not die vorgezogene Abstimmung ausgerufen - und dann einen desaströsen Wahlkampf geführt. Die Folge: Die britischen Konservativen verloren im Unterhaus ihre absolute Mehrheit. Die Parlamentarier waren sauer.
May blieb nur Demut: "Ich habe uns dieses Chaos eingebrockt", sagte sie damals vor der Fraktion. "Ich werde uns da rausbringen."
Auf der Insel wurde das gemeinhin so gedeutet: May will die Tory-Regierung noch durch die schwierigen Brexit-Verhandlungen mit der EU steuern - und dann, spätestens 2019, abtreten. Das passte auch zur Stimmung unter den Konservativen: Rücktrittsforderungen häuften sich, Ex-Schatzkanzler George Osborne beschrieb die Premierministerin - wenig schmeichelhaft - als "dead woman walking". Schnell kursierten die Namen potenzieller Nachfolger: Außenminister Boris Johnson soll etwa Interesse haben, Brexit-Minister David Davis oder Philip Hammond, der jetzige Schatzkanzler.
Selbstbewusste Ansage
Doch jetzt hat May offenbar neuen Mut geschöpft - für eine klare Kampfansage an alle parteiinternen Konkurrenten: Berichte, sie wolle vorzeitig zurücktreten, entbehrten "jeder Grundlage", erklärte sie in einem Interview mit dem Sender Sky News. Der BBC sagte May auf die Frage, ob sie die konservative Partei auch in die für 2022 geplante nächste Parlamentswahl führen wolle: "Ja. Ich bin auf lange Sicht hier."
Dies sei "entscheidend", fügte May hinzu. Ihre Regierung wolle nicht nur für den EU-Ausstieg sorgen. "Wir liefern eine bessere Zukunft für das Vereinigte Königreich." Sie wolle erreichen, dass Großbritannien seinen Platz in der Welt habe, dass es weltweit Handel betreiben könne und dass die Ungleichheiten im Land beseitigt würden. Großbritannien solle in der Zukunft "stärker, internationaler, aber auch gerechter" sein. Und: "Ich bin keine Drückebergerin."
Es ist ein ungewöhnlich selbstbewusster Auftritt der Premierministerin. Von den Neuwahlen im Juni hatte sie sich eigentlich Rückendeckung für die Brexit-Gespräche erhofft. Jetzt führt sie eine Wackelregierung und ist auf die Unterstützung der erzkonservativen nordirischen DUP angewiesen. Auch auf dem Parteitag der Tories im September dürfte May angesichts dieser Niederlage einen schweren Stand haben.
Die Regierung steht ohnehin gewaltig unter Druck. Die EU hat bei den Brexit-Verhandlungen klargestellt, dass sie Großbritannien keine Geschenke machen wird. In Brüssel endet am Donnerstag die dritte Verhandlungsrunde zum EU-Austritt, der für März 2019 geplant ist. Zum Auftakt der Gespräche am Montag hatte sich die Europäische Union besorgt über die unklare Position Londons zu wesentlichen Fragen des EU-Austritts gezeigt.
Der Brexit rückt näher. Viele Banken beginnen bereits, Jobs aus London abzuziehen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Insgesamt stehen aufgrund des britischen EU-Austritts in der Themse-Metropole Zehntausende Jobs auf der Kippe, so Experten. Die Auswirkungen könnten damit gewaltig sein: Der Finanzsektor repräsentiert etwa 12 Prozent der britischen Wirtschaft. Hier die Übersicht über die Pläne zur Jobverlagerung aufgrund des Brexits, die von Banken bislang publiziert wurden:
Fluchtort Frankfurt: Nach aktuellem Stand wird Frankfurt den größten Teil der Bankerjobs anziehen, die aus London verschwinden. Laut Bloomberg hat beispielsweise die UBS angekündigt, 1500 von 5000 in London tätigen Leuten zum größten Teil an den Main zu holen. Von Goldman Sachs kommen den Angaben zufolge 1000 der 6000 in London tätigen Goldmänner dazu, und von Nomura 100. Zudem wurde am Dienstag bekannt, dass auch die Citigroup ihr europäisches Wertpapier-Handelsgeschäft künftig aus Frankfurt betreiben will.
Seine statt Themse: Auch Paris hofft auf viele Umzugskartons aus London. Die britische Großbank HSBC etwa plant bereits, 1000 von 5000 Stellen aus Großbritannien in die französische Hauptstadt zu transferieren. Von der Société Générale sollen es 400 sein.
Auch die britische Bank Barclays hat bereits Pläne publik gemacht. Demnach sollen 150 Leute von Barclays, die bislang in London tätig waren, künftig im irischen Dublin agieren. Barclays beschäftigt laut Bloomberg in der britischen Hauptstadt insgesamt 10.000 Leute.
Darüber hinaus gibt es Ankündigungen im Umfang von insgesamt 9000 Bankerjobs aus London, bei denen der Zielort noch nicht genannt wurde. Morgan Stanley etwa streicht eigenen Angaben zufolge nach jetzigem Stand in London 1000 von ihren dort insgesamt 6000 Bankerjobs.
Den größten Exodus aus London hat bislang indes JP Morgan angekündigt. 4000 der insgesamt 16000 JP-Mitarbeiter in London werden die Stadt an der Themse verlassen, so die Bank. Wohin, das ist allerdings noch offen. Ein führender JP-Morgan-Banker sagte kürzlich, hunderte Stellen würden nach Frankfurt, Dublin und Luxemburg verlegt.
Der Brexit rückt näher. Viele Banken beginnen bereits, Jobs aus London abzuziehen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Insgesamt stehen aufgrund des britischen EU-Austritts in der Themse-Metropole Zehntausende Jobs auf der Kippe, so Experten. Die Auswirkungen könnten damit gewaltig sein: Der Finanzsektor repräsentiert etwa 12 Prozent der britischen Wirtschaft. Hier die Übersicht über die Pläne zur Jobverlagerung aufgrund des Brexits, die von Banken bislang publiziert wurden:
Foto: NIKLAS HALLE'N/ AFPFluchtort Frankfurt: Nach aktuellem Stand wird Frankfurt den größten Teil der Bankerjobs anziehen, die aus London verschwinden. Laut Bloomberg hat beispielsweise die UBS angekündigt, 1500 von 5000 in London tätigen Leuten zum größten Teil an den Main zu holen. Von Goldman Sachs kommen den Angaben zufolge 1000 der 6000 in London tätigen Goldmänner dazu, und von Nomura 100. Zudem wurde am Dienstag bekannt, dass auch die Citigroup ihr europäisches Wertpapier-Handelsgeschäft künftig aus Frankfurt betreiben will.
Foto: Max Rumpenhorst/ dpa